Die Elektrifizierung der Autoantriebe kommt mit Macht. Auch bei jenen Herstellern, die seit vielen Jahrzehnten Allroundfahrzeuge mit hervorragenden Geländeeigenschaften bauen – wie beispielsweise Jeep. Vor bald 80 Jahren starteten die Amerikaner mit dem Willys-Overland ihre 4×4-Karriere, und der 1949 eingeführte Willys Wagon kann als Pionier auf dem Gebiet der Sports Utility Vehicles bezeichnet werden. Die heute zum FCA-Konzern gehörenden Amis, die es geschafft haben, dass ihr Name markenübergreifend als Symbol für beste Offroadqualitäten verwendet wird, lancieren nun eine neue Generation elektrifizierter 4×4-Modelle. Der Renegade 4xe und der Compass 4xe arbeiten als Plug-in-Hybride mit einem 1.3-Liter-Benzin-Turbomotor und einer Elektromaschine, mit der der Allradantrieb realisiert wird. Mit dem neuen Antriebsstrang lässt sich effiziente Fortbewegung auf befestigter Strasse perfekt mit den traditionell geforderten Offroadqualitäten verbinden. Als neues Logo führt der Hersteller das Label Jeep 4xe ein. Dieses steht für den Plug-in-Hybridantrieb und für die zugehörigen Stilelemente.
Modellpaar mit gleicher Technik
Sowohl der 4.24 Meter lange, knuffige Renegade 4xe als auch der mit 4.39 Metern etwas längere, elegante Compass 4xe sind in den zwei Strassenversionen Limited und S sowie als ausgeprägt geländegängiger Trailhawk lieferbar. Die Fahrzeuge sind bereits bei den Händlern, ihre Basispreise betragen 39 900 und 43 900 sowie 42 900 Franken im Fall des Renegade respektive 44 900 und 50 900 sowie 47 900 für den Compass.
Basis-Antriebsquelle im Plug-in-Hybridsystem Jeep 4xe ist der quer über der Vorderachse installierte 1.3-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner, den es mit Maximalleistungen von 130 und 180 PS sowie einem Höchstdrehmoment von 270 Nm gibt. Während sich die Basisversion Limited mit der 130-PS-Variante begnügt, kommt in den Versionen S und Trailhawk das 180-PS-Aggregat zum Einsatz. Beide Motorvarianten sind mit einem Starter-Generator gekoppelt und übertragen ihre Kraft via Sechsgang-Automatik auf die Vorderräder. Der hinten zusammen mit Batterie und Ladegerät unter dem Gepäckraum angeordnete Elektromotor treibt mit Energie aus dem 11.4-kWh-Batteriepaket die Hinterräder an. Auf diese Weise wird der Vorderradantrieb durch den Verbrennungsmotor mit zusätzlichen 250 Nm und 44 kW unterstützt. Eine mechanische Verbindung zwischen den Antriebsachsen gibt es nicht. Dank der variablen Drehmomentregelung sind Stabilität und Manövrierfähigkeit aber in jeder Fahrsituation gewährleistet, da der Allradantrieb im Hybridmodus bei jedem Batterieladezustand stets sichergestellt ist.
Im Electric-Modus werden ausschliesslich die Hinterräder angetrieben, und die Maximalgeschwindigkeit ist aus Effizienzgründen auf 130 km/h begrenzt. Im Modus E-Save wird der Ladezustand der Batterie konstant gehalten, damit später folgende Streckenabschnitte rein elektrisch zurückgelegt werden können.







Fahrprogramme für jeden Einsatz
Um ein Optimum an Traktion und Effizienz auf der Strasse und im Gelände zu erreichen, stehen im Selec-Terrain-System fünf massgeschneiderte Einstellungen zur Wahl. Im Standardmodus Auto fährt das Fahrzeug bei Normalbedingungen nur mit Vorderradantrieb. Der elektrische Antrieb der Hinterräder wird jedoch bei Gripbedarf sofort zugeschaltet. Das Fahrprogramm Sport ermöglicht eine dynamischere Fahrweise durch spontanere Gasannahme, veränderte Schaltpunkte und gestraffte Lenkungsabstimmung. Der Modus Snow aktiviert den Allradantrieb noch sensibler, um die Übersteuerungstendenz bei minimaler Haftung auf ein Minimum zu reduzieren und damit Traktion und Stabilität zu gewährleisten. Sand + Mud oder Rock werden als Fahrhilfen gewählt, wenn das Gelände wirklich anspruchsvoll wird. Damit wird bei niedrigen Geschwindigkeiten durch mehr Radschlupf maximale Traktion auf rutschigem Gelände oder (nur in der Ausstattung Trailhawk) im Kriechtempo optimale Steigfähigkeit auf unterschiedlichem Untergrund erreicht.
Das Notbremssystem, der Spurhalteassistent und die Verkehrszeichenerkennung sind in allen Ausstattungsversionen serienmässig enthalten. Totwinkelassistent, Rückfahrkamera und Parkierassistent dagegen sind mit dem Parking-Paket separat zu bezahlen.
Verschiedene Lademöglichkeiten
Die 400-Volt-Batterie wird während der Fahrt durch regeneratives Bremsen aufgeladen, sollte aber auch regelmässig über einen Steckeranschluss aufgeladen werden. Voll geladen ermöglicht sie eine WLTP-Reichweite von rund 43 Kilometern, auf Stadtgebiet liegen bis zu 50 Kilometer drin. Dem Fahrer stehen zwei Rekuperationsstufen zur Wahl. Wie bei PHEV üblich sind auch die neuen Jeep-Modelle wahlweise an der Haushaltsteckdose, an der Wallbox oder an der Ladestation mit Strom zu betanken. An der Easy Wallbox, die Partner Engie EPS für Jeep entwickelt hat, dauert der Ladevorgang je nach Leistungsstufe zwei oder vier Stunden und an der 7.4-kW-Station etwa 1:40 Stunden. Die Easy Wallbox ist in der Optionenliste mit 550 Franken aufgeführt.
Selbstverständlich bieten die beiden neuen 4xe-Modelle auch ausgedehnte Konnektivitätssysteme. Standardmässig dabei sind die Uconnect-Dienste, die es ermöglichen, über die Smartphone-App My Uconnect stets über den Fahrzeugzustand informiert zu sein. Über diese App werden auch Ladestationen lokalisiert und der Aufladevorgang gesteuert. Ebenfalls neu sind E-Features wie Eco-Coaching und Vorklimatisierung des Innenraums über Mobiltelefon oder den im Infotainmentsystem integrierten Timer. Mit der neuen App GOe können Fahrgewohnheiten analysiert, die Fahrten aufgezeichnet und der Energieverbrauch sowie die Emissionen errechnet werden.
Zwischen Autobahn und Kletterparcours
Auf ersten Probefahrten hinterliessen sowohl der Compass S – auf befestigten Strassen – als auch der Renegade Trailhawk – auf dem Offroadparcours des FCA-Entwicklungsgeländes in Balocco (I) – einen überzeugenden Eindruck. Auf der Autobahn und auf Überlandstrassen sorgt die Systemleistung von 240 PS in jeder Situation für genügend Sicherheitsreserven, und der kleinvolumige Benziner wird bei unserem Geschwindigkeitsregime auch nie zu laut. Da das Auto nicht zu sportlicher Fahrweise animiert, wird man es meistens im komfortablen Auto-Modus fahren. Dieser wählt stets die effizienteste Antriebsart, sodass sich leicht 100-Kilometer-Verbrauchswerte um fünf Liter erreichen respektive nach amerikanischer und auch italienischer Ausdrucksweise 20 Kilometer pro Liter Treibstoff zurücklegen lassen.
Werden die geländespezifischen Modi 4WD Lock und 4WD Low zugeschaltet, bewältigt der Renegade Trailhawk 4xe auch anspruchsvolle Geländepassagen so, wie man es von einem Jeep erwartet. Mit der feinen Drehmomentregulierung schafft er extrem starke Steigungen ebenso problemlos wie extreme Bergabfahrten. Dank der Versiegelung von Karosserie und Fahrzeugelektronik sowie des hoch positionierten Lufteinlasses braucht er sich auch vor tiefen Wasserdurchfahrten nicht zu fürchten. Achsverschränkung und Federwege sind sebstverständlich ebenfalls den hohen Offroadanforderungen angepasst. Berganfahrassistent und Bergabfahrhilfe sind immer serienmässig, der Unterfahrschutz dagegen nur beim Trailhawk. Als Wattiefe für den Renegade Trailhawk nennt Jeep 400 Millimeter, als Böschungswinkel vorne und hinten je 28 Grad und als Bodenfreiheit 201 Millimeter. Beim Compass belaufen sich diese Grössen auf 400 Millimeter (Trail Rated sogar 500 mm), 30.4 Grad vorne und 33.3 Grad hinten sowie 213 Millimeter.
Die neuen 4xe-Modelle, die im FCA-Werk Melfi im Süden Italiens gefertigt werden, rollen auf 17- bis 19-Zoll-Leichtmetallrädern, die Renegade-Modelle 4xe Limited und Trailhawk mit Reifen der Dimension 235/55 R 17, der Renegade S mit 235/45 R 19. Serienmässig auf dem Compass 4xe Limited sind Reifen der Dimension 235/55 R 18, während der Trailhawk mit 235/60 R 17 und der S mit 235/45 R 19 auftreten.
Die technischen Daten zu diesen Modellen finden Sie in der gedruckten Ausgabe der Automobil Revue.