Branchenverband warnt: Politische Rahmenbedingungen belasten Automarkt

Klaus Justen | 03.09.2024

Auch im August dümpelte der Schweizer Automarkt im Sommerloch.  Insgesamt wurden in der Schweiz und Liechtenstein 15'927 Immatrikulationen verbucht, das sind 16.1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Schwächer war in diesem Jahr nur der Januar. Der Branchenverband Auto-Schweiz warnt, das Erreichen der Ziele im Rahmen der Roadmap Elektromobilität 2025 sei in weite Entfernung gerückt.

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Auf Platz 3 der meistverkauften Modelle vorgerückt: Mercedes GLC

Mit den knapp 16'000 Neuwagen im August wurden seit Jahresbeginn 155'575 Neuzulassungen registriert. Diese Zahl liegt 3.6 Prozent unter dem Marktniveau des vergangenen Jahres. Auch wenn der August nach Erfahrungen der Branche üblicherweise schwächere Nachfrage nach neuen Autos bringt, machen vor allem die Detailzahlen im Segment der (teil-)elektrisch angetriebenen Fahrzeuge dem Importeurverband Auto-Schweiz Sorgen. Denn der kumulierte Marktanteil der "Steckerfahrzeuge", also der reinen Elektroautos (BEV) und Plug-in-Hybriden (PHEV), liegt Ende August aufs Jahr gerechnet bei 26.8 Prozent. Damit sei man weit entfernt vom Ziel 50 Prozent, das die Roadmap Elektromobilität für 2025 ausgerufen habe.

Peter Grünenfelder, Präsident von Auto-Schweiz, mahnt bei der Politik verbesserte Rahmenbedingungen an. Diese seien für das Erreichen der Ziele notwendig, aber bis bis heute nicht sichergestellt. Eher das Gegenteil sei der Fall, so Grünenfelder: «Mit Swiss-Finish-Regulierungen wird die Automobilität zulasten der Schweizer Bevölkerung und Gewerbetreibenden zunehmend verteuert. Auch die zu Jahresbeginn vom Bundesrat eingeführte vierprozentige Automobilsteuer auf Elektroautos hat die CO2-neutrale Antriebstechnologie merklich ausgebremst.» Diese Steuer sei faktisch ein Importzoll und müsse deshalb schnellstmöglich sistiert werden – und das für die nächsten fünf Jahre, um den weiteren Ausbau der Elektromobilität nicht zu gefährden.

Dass die Marktzahlen hinter den Erwartungen und den Zielen der Roadmap zurückliegen, sei nicht auf ein mangelndes Fahrzeugangebot zurückzuführen, so Auto-Schweiz-Direktor Thomas Rücker. Elektromobilität sei heute immer noch zu kompliziert: «Wo kann ich laden, was kostet die Energie, welche App ist die richtige, kann ich am Arbeitsplatz laden, welches Einkaufszentrum hat eine Ladestation und 100 weitere Fragen beschäftigen Käufer und Verkäufer im Showroom.» Es seien nun alle Akteure der Roadmap gefragt, viele positive Signale an die Konsumenten zu senden, so Rücker.

Dickste Verkaufsrückgänge bei Genesis, DS Automobiles und Alfa Romeo

Fortgesetzt hat sich der Trend, dass der Anteil der reinen Verbrenner zurückgeht und dafür die Zahl der Fahrzeuge mit Voll- oder Mildhybrid zunimmt. Im August wurden noch 4261 reine Benziner zugelassen, die Hybridfraktion kam auf 5604 Fahrzeuge. Die Zahl der Diesel ging zurück auf 1410 Neuimmatrikualtionen, das ist ein Rückgang um mehr als 20 Prozent zum Vorjahr. Ebenfalls um gut 20 Prozent zurückstecken mussten die vollelektrischen Autos (BEV), von ihnen wurden im August 3421 Stück zugelassen. Plug-in-Hybriden rutschten sogar um fast 30 Prozent ab auf 1231 verkaufte Autos. Aufs Jahr gerechnet schreiben damit nur Hybride/Mildhybride positive Zahlen (plus 14.7 Prozent). Sie haben inzwischen auch den grössten Marktanteil mit 32.4 Prozent vor Benzinern (30.8 Prozent). BEV liegen bei einem Marktanteil von 18.2 Prozent, das ist ein Rückgang um rund einen Prozentpunkt zum Vorjahr.

Bei den meistverkauften Modellen liegt trotz der schwächelnden Zahlen für das Elektrosegment dennoch weiterhin ein Elektroauto auf dem ersten Platz: Mit 4571 verkauften Einheiten führt das Tesla Model Y vor dem Skoda Octavia.

Zu den grössten Verlierern bei der Marken zählen Genesis, DS Automobiles und Alfa-Romeo, die jeweils um die 50 Prozent Verkaufsrückgang zu 2023 bilanzieren müssen. Nicht viel besser sieht es bei Polestar, Jeep und Maserati aus. Bei den Marken, die sich im Vorderfeld der bestverkauften Hersteller aufhalten, hat es aufs Jahr gesehen Ford (minus 27.2 Prozent), Seat/Cupra (minus 21.4 Prozent) und Audi (minus 17.1 Prozent) erwischt.

Die Pole-Position als Marktführer hält auch im August die Marke VW. Der Wolfsburger Hersteller musste in diesem Monat allerdings ein deutliches Minus von fast 30 Prozent zum Vorjahr verbuchen und führt aufs Jahr gerechnet mit 14'931 verkauften Autos nur knapp Monat vor BMW. Der deutsche Premiumhersteller verkaufte im August mehr Autos als VW und rückte der Nummer eins mit 14'475 Autos fürs ganze Jahr wieder auf die Pelle. Auf Rang drei platziert ist Skoda, das im August zulegen konnte und damit fürs komplette Jahr leicht schwarze Verkaufszahlen schreibt.

Top Ten Schweiz 2024

1. (1.) Tesla Model Y 4571
2. (2.) Skoda Octavia 4021
3. (4.) Mercedes GLC 2788 
4. (3.) VW Tiguan 2765
5. (5.) BMW X1 2679
6. (6.) Audi Q3 2620
7. (7.) Skoda Karoq 2175
8. (8.) Toyota Yaris 2127
9. (9.) Skoda Kodiaq 2103
10. (10.) Volvo EX30 2072

Kumulierte Neuzulassungen für das Jahr 2024, in Klammern Platzierung im Vormonat

Foto: Mercedes-Benz

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