IBS-Rückruf und schwieriger chinesischer Markt: Bremsspuren in der BMW-Bilanz

Klaus Justen | 10.09.2024

Der deutsche Hersteller BMW muss seine Prognosen für das Geschäftsjahr nach unten korrigieren. Hauptursache sind Probleme mit dem Integrierten Bremssystem (IBS), das 1.5 Millionen Autos betrifft. Aber auch die Absatzprobleme auf dem chinesischen Markt zeigen Wirkung.

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Das Bremssystem, das in zahlreichen Baureihen der Marke verbaut ist und laut Angaben der Wirtschaftszeitung „Handelsblatt“ vom deutschen Automobilzulieferer Continental geliefert wird, war schon in den vergangenen Monaten von einer Rückrufaktion betroffen. Ab dem Produktionszeitraum seit Juni 2022 sind unter Umständen Komponenten verbaut, die zu einem Ausfall des Anti-Blockier-Systems (ABS) und der dynamischen Stabilitätskontrolle (DSC) führen können. Sie müssen ausgetauscht werden. „Insgesamt betreffen die technischen Massnahmen zum IBS über 1.5 Millionen Fahrzeuge und lösen dadurch im dritten Quartal zusätzliche Gewährleistungskosten in hoher dreistelliger Millionenhöhe aus“, heisst es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Inzwischen hat BMW aber nicht nur betroffene Bestandsfahrzeuge zurückgerufen, um das Bremssystem zu überprüfen. Auch bereits produzierte und für die Auslieferung an die Kunden vorgesehene Autos müssen noch einmal gecheckt werden. Deshalb hat BMW eine Auslieferungssperre verhängt, von der allein in Deutschland nach Medienmeldungen rund 180‘000 Fahrzeuge betroffen sind. Das schlägt auf die erwarteten Verkaufszahlen durch. „Die Auslieferungssperren für noch nicht in Kundenhand befindliche Fahrzeuge führen weltweit zu negativen Absatzeffekten im zweiten Halbjahr“, so BMW.

Ein weiterer Problemfall ist der chinesische Markt. Die „weiterhin gedämpfte Nachfrage in China“ wirke sich auf das dortige Absatzvolumen aus. Trotz der Stützungsmaßnahmen der Regierung halte die Kaufzurückhaltung weiter an.

Insgesamt senkt die BMW Group im Bereich Automobile die Gewinnerwartung von acht bis zehn auf sechs bis sieben Prozent. Bei den Fahrzeugauslieferungen wird es statt des erwarteten Anstiegs nunmehr zu einem leichten Rückgang kommen, so die Prognose. Das Konzernergebnis vor Steuern werde nunmehr deutlich zurückgehen (vorher: leichter Rückgang).

Die grössten Effekte auf das Ergebnis wird es nach Einschätzung des Hersteller bereits im dritten Quartal des Jahres geben. Die Börse reagierte auf die Senkung der Prognosen mit einem deutlichen Abschlag. Der Aktienkurs stabilisierte sich am Ende des Börsentages bei rund 70 Euro, was einem Minus von fast zehn Prozent entsprach. Im Vergleich zu ihrem Jahreshöchststand im April verlor die BMW-Aktie rund 35 Prozent.

Foto: BMW

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