Niedrigere Zollsätze für in China gebaute Elektroautos von BMW und Volkswagen?

Klaus Justen | 22.07.2024

Mehrere Modelle aus dem Volkswagen- und BMW-Konzern fallen aktuell unter den höchsten Steuersatz, wenn sie in die EU importiert werden. Das könnte sich ändern.

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Die seit Anfang Juli gültigen Extra-Einfuhrzölle für Autos aus chinesischer Produktion treffen nicht nur chinesische Hersteller. Alle Fahrzeuge, die in China gebaut werden, fallen darunter und werden mit bis zu 38.1 Prozent zusätzlich zu den normalen 10 Prozent Einfuhrzoll belegt. Davon sind auch die deutschen Hersteller betroffen, die Teile ihrer Modellpalette in China produzieren.

Nach einem Bericht des Fachblatts Automotive News Europe hat die Europäische Kommission Volkswagen und BMW signalisiert, die Einfuhrzölle für den Cupra Tavasacan und den elektrischen Mini von derzeit geplanten 37.6 auf 20.8 Prozent zu senken, zitiert ANE nicht weiter genannte Quellen. Die Kommission sei bereit, die beiden Autohersteller als so genannte kooperierende Unternehmen einzustufen.

Seit Ende vergangenen Jahres hatte die EU-Kommission in einer breit angelegten Untersuchung bei den in China fertigenden Unternehmen abgefragt, in welchem Umfang Subventionen oder Steuererleichterungen durch den chinesischen Staat gewährt wurden. Dabei waren die Firmen in unterschiedlichem Masse kooperationsbereit. ­Der Saic-Konzern offenbar überhaupt nicht, deshalb trifft deren Marke MG, die im vergangenen Jahr rund 200 000 Elektroautos nach Europa exportierte, der höchste Steuersatz von 38.1 Prozent. Als kooperierende Unternehmen eingestufte Hersteller kommen hingen mit einem Extra-Zollsatz von 20.8 Prozent davon.

Der in China hergestellte elektrische Mini von BMW und der Cupra Tavascan, der im Werk des Volkswagen-Konzerns in Anhui, China, gebaut wird, waren nicht Teil der Brüsseler Untersuchung. Das bedeutet, dass sie automatisch der höchsten Zollstufe unterworfen wurden.

Nach Angaben von Automotive News Europe prüft die Europäischen Kommission derzeit eine Reihe von Anfragen von Unternehmen, die im Rahmen der Untersuchung noch keine batteriebetriebenen Autos in China produzierten, und die deshalb vom höchsten Zollsatz betroffen wären. Die Kommmission werde zu einem späteren Zeitpunkt eine endgültige Bewertung vornehmen.

Die deutsche Autoindustrie hatte sich schon im Vorfeld gegen die Extrazölle ausgesprochen, weil sie Gegenreaktionen aus China fürchtet. Immerhin erwirtschaften die deutschen Autobauer ein Drittel ihres Umsatzes in China.

Von den EU-Zöllen sind Schweizer Autokäufer direkt nicht betroffen. Denn die zusätzlichen Zölle gelten für den Import in die EU, nicht den Import in die Schweiz. Allerdings dürfte der Schweizer Markt indirekt betroffen sein. Die Konsumenten müssten am Schluss mit einer kleineren Produkteauswahl und höheren Preisen rechnen, befürchtet zum Beispiel der Branchenverband Auto-Schweiz.

Foto: Cupra

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