Angebot der Woche: Citroën SM

Peter Ruch | 05.03.2024

Die SM von Citroën gehört zu den ewigen Stil-Ikonen. Und auch technisch wäre sie eigentlich grossartig.

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  • Gebaut von 1971 bis 1975
  • Es wurden 12'920 Exemplare produziert
  • Preise mit Tendenz nach oben

Im März 1970 hatte Citroën in Genf den SM präsentiert, mit grossen Worten, der damalige Citroën-Chef Claude-Alain Sarre erachtete das Fahrzeug als «konkurrenzlos». Die Presse war ebenfalls begeistert, als «sanfte Rakete» wurde der Citroën bezeichnet, Vergleiche mit den Mercedes C111 und 600 sowie sogar mit Rolls-Royce wurden bemüht. Doch es war auch wirklich grossartig, was die Franzosen da auf die Räder gestellt hatten, allein schon die von Robert Opron (der auch den GS und den CX schuf) gezeichnete Form sorgte für grosses Aufsehen. Citroën nannte einen Luftwiderstandsbeiwert von 0,32, was man bei Mercedes-Benz nicht glauben wollte und deshalb im eigenen Windkanal nachmass. Auf 0,345 kam – immer noch um Welten besser als alles aus Stuttgart in jenen Jahren. Vor allem aber war der SM: schön. Er ist es heute noch, eine jener Stil-Ikonen, die für alle Ewigkeit bleiben werden; das Auge bleibt auf ganz vielen Details haften, dem sich nach hinten verjüngenden Körper, dem langezogenen Dach, den Scheinwerfern unter Glas, den eigenwillig geformten Auspuff-Endrohren.

Gross war der Wagen tatsächlich, 4,9 Meter lang, 1,84 Meter breit, 1,33 Meter hoch bei einem Radstand von 2,95 Metern. Auch interessant: Vorne betrug die Spurbreite 1,53 Meter, hinten nur 1,33 Meter. Entsprechend war auch die Gewichtsverteilung, auf der angetriebenen Vorderachse lasteten 62,5 Prozent des Gewichtes. Welches die «AR» bei ihrem Test mit damals sehr stattlichen 1492 Kilo mass. Aber ein Sportwagen wollte der SM ja gar nicht sein, mehr ein Gran Turismo. Denn unter der langen Motorhaube, da entwickelte sich die Leistung mehr so im Sinne von: moderat. Es halten sich zwar Gerüchte, dass der von Maserati übernommene Konstrukteur Giulio Alfieri einfach einem Maserati-V8 zwei Zylinder abgesägt habe (wofür die für einen V6 ungewöhnliche 90-Grad-Bauweise durchaus sprechen könnte), doch man tut der ursprünglich 2,7 Liter grossen Maschine damit wohl unrecht. Es ist wohl vielmehr so, dass Alfieri auch an einen Einsatz in der DS denken musste, daher trotz vier obenliegender Nockenwellen relativ niedrig und kompakt bauen wollte.

Es gab aber noch reichlich weitere technische Feinheiten. Das manuelle 5-Gang-Getriebe lag längs vor der Vorderachse und war mit dem Differential verblockt. Direkt auf den Differentialausgangswellen wurden die Bremsscheiben der vorderen Scheibenbremsen montiert (was einen sehr kleinen Wendekreis ermöglichte). Ein vorne neben das Getriebe verlegter Hilfrahmen verfügte über die Aufhängepunkte der Querlenker und der Gasfederkugeln; die Kugelgelenke wiederum sassen sassen aussen an den Dreiecklenkern der Doppelquerlenkerachse und somit genau in der Mittelebene der vorderen Räder. Auch hinten waren die Räder einzeln aufgehängt, an doppelten Schwingen. Und dann selbstverständlich: Hydropneumatik, ein aufwendigeres System noch als in der DS, die aussergewöhnliche DIRAVI-Lenkung und die Bremsen (rundum Schweiben, selbstverständlich) waren auch damit verbunden.

1971 gewann ein Citroën SM die sehr, sehr harte Rallye du Maroc mit über einer Stunde Vorsprung. Citroën war zufrieden, man hatte die Zuverlässigkeit bewiesen – und vergass dann, die Mechaniker entsprechend zu schulen. Es gab viele Probleme, nicht nur technische, auch die Lackierung war oft mangelhaft. Aber weil man in Paris ja noch so viele andere Baustellen hatte, wurde der Königin der Strasse zu wenig Beachtung geschenkt, nach anfänglich guten Verkaufszahlen (1971 wurden fast 5000 Stück verkauft), ging es dann steil abwärts. Die letzten 60 Rohkarossen schickte der neue Citroën-Besitzer Peugeot 1975 direkt durch die Schrottpresse. So ein bisschen Neid auf so viel automobile Schönheit könnte da durchaus mitgespielt haben.

Mit 43’000 Franken (1971) war der Citroën SM allerdings relativ teuer, den SL von Mercedes und den 911er und auch den BMW 3.0 CS gab es günstiger. Dafür war die Liste der Sonderausstattung schon damals kürzer, das Leder-Interier kostete 2000 Franken Aufpreis, die getönten Scheiben 500 Franken, die Klimaanlage 1800 Franken, ein Radio 1300 Franken. Sonst war alles inbegriffen, sowohl viel Prestige wie auch viel Ärger. In den 80er Jahren kriegte man sie fast geschenkt, die SM, seit ein paar Jahren zeigen die Preise allerdings ziemlich steil nach oben, denn man kann ja davon ausgehen, dass die verbliebenen Exemplare – im deutschsprachigen Raum sind es paar wenige Hundert von insgesamt 12’920 Stück – ihre manchmal durchaus hässlichen Kinderkrankheiten überwunden haben.

Das gilt sicher auch für das Exemplar, das wir hier zeigen und das von der Oldtimer Galerie Toffen am 23. März 2024 versteigert wird. Angeboten wird das Fahrzeug mit folgendem Text: «Dieser Citroën SM, eines von 3‘500 gebauten Fahrzeugen mit 2.7-Liter Maserati-V6 und Einspritzung, wurde 1971 erstmals in Frankreich zugelassen. 1989 wurde der elegante Franzose dort vom Einlieferer erworben und anschliessend in die Schweiz importiert. Hier angekommen stellte sich heraus, dass der defekte Originalmotor nicht mehr zu retten war und ein Austauschaggregat gefunden werden musste. Nach erfolgreicher Suche wurde dieser revidierte Motor 1993 schliesslich eingebaut. In der Folge wurde die Karosserie komplett restauriert und im originalen Gold neu lackiert. Schliesslich wurden auch noch die originalen Ledersitze aufgefrischt und die gesamte Innenausstattung aufbereitet. Die Restaurierung dauerte rund 15 Jahre und belastete das Konto mit über CHF 110‘000.-. Belohnt wurde der Aufwand dann mit der erfolgreichen Abnahme durch die strengen Schweizer Behörden. Seit der Fertigstellung wurde der SM während der Sommermonate gerne gefahren und in der Firmeneigenen Werkstatt stets gut gepflegt. Nun hat sich der Besitzer aus Altersgründen entschlossen den Wagen an einen neuen Liebhaber weiterzugeben. Der Citroën befindet sich in sehr gutem Zustand und wird mit der letzten MFK als Veteranenfahrzeug im Juli 2020 angeboten».

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