- Gebaut von 1974 bis 1984
- In Italien wurden 1,5 Millionen Exemplare gebaut
- Der letzte Monte-Carlo-Sieger von Fiat
Jubiläum: 50 Jahre Fiat 131 Mirafiori
Automobil Revue | 20.03.2024
Der Fiat 131 war ein kantiges Weltauto - und wurde mit Walter Röhrl Rallye-Champion.
Als Fiat vor 50 Jahren das Modell 131 Mirafiori einführte, staunten sogar Fachleute über die stockkonservative Technik dieses kantig gezeichneten Mittelklassefahrzeugs aus dem Turiner Mirafiori-Werk. Während Wolfsburg beim VW Passat zu fortschrittlichem Frontantrieb und modischem Fastbackdesign wechselte, beharrte Italiens grösster Industriekonzern beim Nachfolger des seit 1966 millionenfach verkauften Fiat 124 auf Stufenheck und Hinterradantrieb. Eine bewährte Antriebskombi, die den neuen 131 Mirafiori als verlässlichen Fiat für alle Fälle in unruhigen Zeiten ausweisen sollte. Starteten die 4,24 Meter langen Volks-Fiat für Familien, Taxiflotten und Behörden doch im Jahr 1974, als Europa unter den Folgen der Ölkrise litt und Italien wirtschaftlich am Boden lag.
Aber die Modellbezeichnung verwirrte. War der 131 doch zwischen dem Flaggschiff 130 und dem gleichfalls grösseren Fiat 132 eingeordnet, vielleicht spendierte Fiat dem Modell 131 deshalb den markanten Beinamen Mirafiori. Genau so hiess auch die grösste, wie alle italienischen Werke streikgeschüttelte Fiat-Fabrik: Allein im ersten Halbjahr 1975 registrierte Fiat-Boss Giovanni Agnelli die unglaubliche Zahl von 2100 Ausständen in seinem Imperium, die darauf zielten, besonders gefragte Baureihen zu treffen. Erfolgreich, so ging Fiats Marktanteil in Italien von gut 70 auf knapp 50 Prozent zurück, und auf dem deutschen Markt gelang es Renault, die Italiener vom Thron des Königs der Importeure zu stürzen.
Aber der Mirafiori vollbrachte mehrere Wunder. Zunächst das Miracolo, auf manchen Märkten als meistverkauftes Importauto seines Segments zu reüssieren. Mit Garantie gegen Korrosionsschäden, überraschend guten Platzierungen betagter Fiat 131 in Qualitätschecks, vielfältigen Karosserieformen und Motoren für alle Wünsche – vom müden 1,3-Liter-Benziner (41 kW/55 PS) über ein 55 kW/75 PS leistendes 1,6-Liter-Aggregat bis zum 1978 nachgelegten und 71 kW/96 PS freisetzenden Supermirafiori – bot der Fiat 131 mehr als andere Bestseller à la Renault 12 und Citroen GS. Hinzu kamen günstige Preise und ab 1978 zwei Dieselmotorisierungen (2,0-Liter und 2,5-Liter-Vierzylinder), die Fachmedien als «Super-Diesel aus Italien» lobten.
Der Fiat 131 und Abarth, diese Liaison begann 1976, als Lancia das Feld des Rallyesports an Fiat abtreten musste. In Kooperation zwischen Fiat, Bertone (Karosseriebau) und Abarth (Mechanik) entstanden 400 Einheiten des zweitürigen Fiat 131 Abarth Rally, davon 350 Fahrzeuge als 140 PS starke Abarth Rally mit Strassenzulassung. Über 20'000 Franken kosteten die Boliden, die sogar einen Porsche 911 T in den Fahrleistungen deklassierten. Der junge Rallye-Superstar Walter Röhrl sicherte sich 1980 seine erste Fahrer-Weltmeisterschaft mit dem Fiat 131 Abarth. Für Fiat allerdings überstrahlte Röhrls Sieg bei der legendären Rallye Monte Carlo 1980 alle anderen Erfolge: Bis heute ist es der letzte Sieg eines Fiat bei der Monte.
Röhrl hatte den WM-Titel schon in der Tasche, als Fiat das sportliche Serienmodell 131 Racing mit 115 PS kräftigem 2,0-Liter-Benziner auflegte. Und Fiat feierte den Triumph des deutschen Rallye-Titans mit dem Sondermodell Walter Röhrl. Dass der meist orange lackierte 131 Sport im Duell mit Hot Hatches wie dem Golf GTI hinterherfuhr, schmälerte seinen Kultstatus bis heute nicht. (SP-X/AR)
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