Mercedes 300 SL aus Teakholz: Eine Rarität kommt unter den Hammer

Klaus Justen | 09.11.2025

«Belle Castelle» nennt der französische Tischler Remi Le Forestier seinen Nachbau eines Mercedes 300 SL. Er hat den legendären Gullwing aus massivem Teakholz nachgebaut, die Flügeltüren lassen sich öffnen, das Einzelstück ist fahrbereit – wenngleich nicht für die Strasse zugelassen. Am 16. November wird das Einzelstück in Tour versteigert. Die Auktion startet bei 15'000 Euro.

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«Belle Castelle»: Der Mercedes 300 SL aus Teakholz

Mehr als 8000 Arbeitsstunden hat Remi Le Forestier mit seinem Team in den Aufbau des Mercedes 300 SL investiert. Aussenhaut, Flügeltüren, Armaturen – alles besteht komplett aus langlebigen und robusten Teakholz. Das wurde per Hand «geschliffen und von Hand geschnitzt» und danach «auf einen Rahmen und einen Innenraum aus Metallrohren geschraubt. Flügeltüren, Kofferraum und Motorhaube funktionsfähig», wie es im Katalog des Auktionshauses Roulliac in Tours (Frankreich) heisst.

Dort kommt der Flügeltürer am 16. November 2025 im Rahmen der Auktion «Art+Design #9» unter den Hammer.

Mit besonderen Möbelstücken hat Le Forestier Erfahrung. Für das Musée Grévin fertigte er eine Nachbildung des Büros von Emmanuel Macron, den goldenen Thron des afrikanischen Diktators Bokassa baute er nach, den Scooter des früheren französischen Präsidenten Francoise Hollande oder den Schreibtisch des US-Präsidenten Donald Trump.

Mercedes 300 SL aus Holz. Zum Vergrössern anklicken!

Für den SL musste sich Le Forestier allerdings auch in die ihm bis dahin weitgehend unbekannte Welt der Mechanik einarbeiten. Denn das Ziel bei Start des Projekts 300 SL Gullwing war klar: Das Holzauto muss auch fahren können, dafür sorgte der Mechaniker Pierre Chabrier.

Das tut es auch, die Höchstgeschwindigkeit ist im Auktionskatalog mit 80 km/h angegeben. Allerdings muss man sich dafür ein Stück private Strasse gönnen, denn für den öffentlichen Verkehr ist das Auto nicht zugelassen.

Der Erbauer scherzt auch:«Ich würde eher 20 km/h mit dem Auto gemütlich fahren».

Originalgetreu ist zwar die Optik des SL, unter der Haut steckt aber etwas preiswertere Technik als im Ursprungs-Sportwagen. Was verständlich ist angesichts der Preise, die für Teile oder halbwegs wieder aufbaubare Gitterrohrrahmen eines W198 bezahlt wird.

Remi Le Forestier und sein Auto. Zum Vergrössern anklicken

Das Projektteam entschied sich, die Technik unter der Holzhaut von einem Mercedes E 300 aus dem Jahr auszuborgen. Dessen Dreiliter-Sechszylinder leistete in Kombination mit dem Schaltgetriebe damals 132 kW (179 PS), was bei den projektierten Fahrleistungen des hölzernen SL völlig ausreichend ist. Ein Rahmen aus Stahlrohren schaffte die Basis, um die Karosseriehaut aus Holz über das Fahrzeug zu spannen. Der Wagen ist als Rechtslenker aufgebaut.

Zwei Jahre hat es gedauert, bis der Wagen im Sommer dieses Jahres fertig war. Remi Le Forestier und sein Team haben den Mercedes 300 SL auf den Namen «La Belle Castelle» getauft. Das schöne Schloss passt zum Ort Château-Thierry, in dem Le Forestier wohnt und in dem der hölzerne Gullwing entstand.

Nach Fertigstellung war der Mercedes 300 SL unter anderem in Schloss Monthyon im Departement Seine-et-Marne bei Paris während einer Ausstellung über Romy Schneider und Alain Delon ausgestellt.

Den Mercedes 300 SL aus Teakholz sieht das Auktionshaus Maison Rouillac in einer Reihe bekannter Holzmodelle aus Frankreich.

Das Fahrzeug von Remi Le Forestier «präsentiert sich als Erbe des Hispano-Suiza H6 B Nieuport Tulipwood von 1924, der von André Dubonnet in Auftrag gegeben wurde, oder des 2CV von Michel Robillard, der am 4. Juni 2023 im Schloss Artigny verkauft wurde», heisst es im Katalog.

Der letzte Satz legt die Messlatte hoch: Der hölzerne Döschwo erzielte damals einen Verkaufspreis von 210'000 Euro.

Remi Le Forestier

Fotos: Remi Le Forestier

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