Audi Q6 e-tron - Stromer für die lange Reise

Klaus Justen | 18.03.2024

Audi füllt die Lücke in seinem Programm: Exakt zwischen Q4 und Q8 setzt sich der Q6 e-tron, der auf der neuen Elektroplattform PPE basiert.

Audi Q6 e tron 27

  • Bis zu 625 Kilometer Reichweite
  • Im Sommer bei den Schweizer Händlern
  • Ab 85'900 Franken

Wer sich beim Stichwort Audi Q6 e-tron in den vergangenen Jahren an Samuel Becket erinnert fühlte, wird nun eine angenehme Enttäuschung verspüren. Denn anderes als im bekanntesten Drama Beckets erscheint das neueste Elektro-SUV des deutschen Herstellers jetzt tatsächlich auf der Bühne – anders als Godot. Nach gut zwei Jahren Warten platziert Audi den Q6 e-tron zwischen Q4 und das Flaggschiff Q8. Mit einer Länge von 4.77 Metern hat das neue Modell einen wuchtigen optischen Auftritt, in Batterie und Antriebsstrang haben die Audi-Ingenieure noch einmal viel Entwicklungsarbeit investiert. Auf Basis der Premium Platform Electric (PPE) verspricht der Hersteller einerseits eine deutliche Steigerung bei Drehmoment, Ladeleistung und Performance, bei gleichzeitig um 30 Prozent niedrigeren Verbrauchswerten und damit laut WLTP möglichen Reichweiten von bis zu 625 Kilometern.

Auf eine Länge von 2.90 Meter spannt sich der Radstand des Q6 e-tron. Das schafft viel Platz für fünf Passagiere, die auch auf den hinteren Sitzen reichlich Bein- und Kopffreiheit geniessen, wie eine kurze Fahrt mit dem neuen Modell praktisch belegte. Reisetauglich ist auch der Gepäckraum – mit 526 Litern im Heck sowie einem Frontkofferraum (Frunk) mit 64 Litern. Wer anspruchsvollere Transportaufgaben hat oder den Caravan ziehen will: 2400 Kilogramm ist die Anhängelast.

Optisch gibt sich der Audi selbstbewusst: Grosser, geschlossener Singleframe-Grill, markante Sicken und Kanten, die sich von der Front bis zum Heck durchziehen, schwarzlackierte Flächen in den Türen, die dezidiert darauf hinweisen, dass etwa in dieser Höhe im Unterboden des Fahrzeugs die Batterien untergebracht sind. Eine ganze Reihe von Abrisskanten soll den Luftstrom gezielt ums Auto lenken, den Luftwiderstandsbeiwert gibt Audi mit 0.27 an. Das Tagfahrlicht ist deutlich nach oben abgesetzt über die LED-Hauptscheinwerfer, das Leuchtbild kann individuell konfiguriert werden, gleiches gilt für die OLED-Heckleuchten. Sechs Panels mit insgesamt 360 Elementen kommen zum Einsatz. Diese können in einer Gefahrensituation auch mit dem nachfolgenden Verkehr kommunizieren – im Hecklicht wird ein Warndreieck angezeigt zusätzlich zu den pulsierenden Warnblinkern.

Zum Serienstart kommt der Q6 e-tron in der quattro-Version mit 285 kW (387 PS) Leistung und 580  Nm Drehmoment. Das Top-Modell SQ6 e-tron leistet 100 kW mehr. Die Batterie speichert 100 Kilowattstunden Energie, von denen knapp 95 zur Verfügung stehen. An der Hinterachse kommt ein Permanent-Synchronmotor zum Einsatz, an der Vorderachse ein stromerregter Asynchronmotor. Audis Argument für dieses Layout: Der hintere Motor übernimmt in den meisten Situationen alleine den Antrieb, der frei laufende Frontmotor ohne permanentes Magnetfeld generiert weniger Schleppverluste und trägt damit zu höherer Effizienz bei. Die Entwickler haben an einer Vielzahl von Stellschrauben gedreht. Ergebnis: «Mehr als 30 Prozent höhere Performance bei 30 Prozent weniger Verbrauch», so Florian Bittner, verantwortlich für die Entwicklung E-Drive. Dazu trägt eine optimierte Leistungselektronik bei, aber auch eine Ölkühlung für E-Maschine und angedocktes Getriebe. Beide laufen in einem Trockensumpf. Nebeneffekt der Ölkühlung: Bei niedrigen Geschwindigkeiten reduziert sich die Geräuschabstrahlung des Antriebs um 30 dB. Das Öl ist auf Fahrzeuglebensdauer ausgelegt, Wechselintervalle gibt es nicht. Die Fahrleistungen: 5.9 Sekunden für den Sprint auf 100 beim quattro, 4.3 Sekunden beim SQ6, Spitzengeschwindigkeit bis 230 km/h.

Das Antriebssystem basiert auf 800-Volt-Technik. Damit sind Ladeleistungen von bis zu 270 kW möglich, wenn die Ladesäule die Spannung liefern kann. Bei der Ladekurve orientiert sich Audi am hohen Plateau des Q8 – nur dank modifizierter Zellchemie ein Stück weit höher. So soll selbst bei einem SOC (State of Charge) von 65 Prozent noch Strom mit 200 kW fliessen, erst bei einem Füllstand von 80 Prozent kippt die Kurve unter 100 kW. 21 Minuten braucht die Batterie von 10 auf 80 Prozent, für die schnelle Weiterfahrt sind nach Audi-Angaben 255 Km in zehn Minuten nachgeladen. Der Q6 e-tron startet mit 85900 Franken, der SQ6 e-tron kostet mindestens 101300 Franken. Die ersten Autos sollen im Sommer ausgeliefert werden. Modelle nur mit Heckantrieb sowie mit einer 83-kWh-Batterie folgen gegen Jahresende.

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