Der neue Genesis G80 Electrified ist nicht einfach ein weiteres E-Auto im Premium-Segment. Er ist die stille Ansage einer Marke, die vieles anders macht. Genesis, der Luxusarm von Hyundai, mischt seit 2021 auch in der Schweiz mit – und das mit wachsendem Erfolg. Keine Händler, sondern persönliche «Genesis Studios» in Zürich und Lausanne, Concierge-Service, Fünf-Jahres-Rundumgarantie und eine Modellpalette, die von Designjurys geliebt und von Testredaktionen gelobt wird. Der neue G80 zeigt, wie ernst es die Koreaner meinen: 272 kW (370 PS) Leistung, 520 km Reichweite (WLTP), Hinter- oder Allradantrieb, und vor allem: kompromisslose Ruhe und Raumkultur.
«Europa ist der Prüfstand der Welt»
Michael Schenk | 24.06.2025
Mit dem überarbeiteten G80 Electrified zeigt Genesis, wie koreanischer Luxus sich anfühlt. Mitverantwortlich dafür ist Tyron Johnson, Ex-Ford-Performance-Chef und heute Entwicklungsleiter von Genesis in Europa. Im Interview erklärt er, was Genesis von der Konkurrenz abhebt, was beim Elektroauto noch alles geht und was ihn bei seiner Arbeit antreibt.
Am besten erklärt das Tyre Johnson, Leiter des Hyundai Motor Europe Technical Center in Rüsselsheim. Wir treffen ihn im Genesis-Studio im Zürich.
Automobil Revue: Tyre Johnson, Sie leiten das Hyundai Motor Europe Technical Center in Rüsselsheim. Was ist Ihre Rolle genau?
Tyron Johnson: Ich bin verantwortlich für die Fahrzeugentwicklung von Genesis in Europa. Das bedeutet: Wir arbeiten hier an sämtlichen Genesis-Modellen mit dem Ziel, sie für europäische Kunden optimal auszulegen. Rüsselsheim ist dafür ideal gelegen: zentral, vernetzt, mit Zugang zu Top-Zulieferern und vielfältigen Testbedingungen.
Worin unterscheidet er sich der neue G80 Electrified vom bisherigen Modell?
Wir haben das Fahrzeug in vielen Punkten gezielt weiterentwickelt. Besonders im Fokus stand die Geräuschoptimierung im Innenraum. Die Felgen sind jetzt steifer, in ihren Hohlräumen ist absorbierendes Material eingebaut. Wir haben strukturelle Verstärkungen an den Türen vorgenommen. Das alles sorgt für eine nochmals ruhigere, hochwertigere Atmosphäre im Auto.
Auch das Fahrwerk wurde überarbeitet?
Genau. Der G80 hat jetzt ein kamerabasiertes Fahrwerkssystem, das die Strasse liest und die Dämpfung aktiv anpasst. Das steigert nicht nur den Komfort, sondern auch die Fahrsicherheit, besonders auf schlechten Strassen oder bei sportlicher Gangart.
Der Radstand wurde massiv verlängert. Was war die Idee dahinter?
Ja, wir sprechen hier von 130 Millimetern mehr – hauptsächlich zugunsten des Platzangebots im Fond. Gerade in Asien, aber auch zunehmend in Europa, ist das ein klares Argument. Premium-Kunden wollen Komfort, auch hinten. Und ja, das spürt man.
Wie sieht es mit der Reichweite des G80 Electrified aus?
Sie ist deutlich besser als die meines Dienstfahrzeugs, dem Ioniq 5. Ich wohne in Köln und bin oft auf der Autobahn – und das gar nicht langsam. Ich habe schon oft gestaunt, wie viel Reichweite noch im Akku ist.
Also nie Ladestress?
Nein, nie. Man fährt heute ganz normal elektrisch, ohne Ladepanik. Das zeigt, wie weit die Technologie gekommen ist.
Sie haben auch das Thema Performance. Inwiefern fliesst das bei Genesis ein?
Ich komme aus dem Performance-Bereich. Bei Genesis geht es nicht nur um brachiale Power, sondern um kontrollierte Dynamik. Der GV60 Magma zum Beispiel, der Ende Jahr kommt, wird sportlich, emotional, aber kultiviert. Nicht brutal. Der fährt sich nicht nur schnell, der fühlt sich richtig an.
Europa wird auch beim Magma-Projekt, der neuen High-Performance-Linie der Marke, zur Zentrale?
Ja, das ist neu. Genesis hat entschieden, die komplette Magma-Linie – also unsere High-Performance-Fahrzeuge – in Europa entwickeln zu lassen. Das ist ein grosses Kompliment und eine riesige Aufgabe. Aber es zeigt auch: Europa bleibt das Epizentrum für anspruchsvolle, sportliche und luxuriöse Fahrzeuge.
Was heisst das konkret für Ihr Team in Rüsselsheim?
Wir bauen um, strukturieren neu, holen weitere Talente. Denn wir entwickeln nicht nur für Europa, sondern für die ganze Welt. Korea, USA, Europa – alles läuft bei uns zusammen. Darauf sind wir stolz. Aber wir sind auch offen für Kritik, denn nur so wird man besser.
Stichwort Design: Die Genesis-Modelle fallen ja gerade durch ihre Formensprache auf. Wie wichtig ist das im Premiumsegment?
Extrem wichtig. Ein schönes Auto ist nicht nur fürs Auge gemacht – es beeinflusst, wie man sich darin fühlt. Unsere Fahrzeuge sollen nicht nur auffallen, sondern gefallen. Die Proportionen, Linienführung, Lichtsignatur – das ist heute ein zentrales Kaufargument. Getreu dem koreanischen Genesis-Prinzip «Son-Nim», das die Kunden zu VIPs macht. Und ich glaube, wir sind da sehr gut aufgestellt. Viele Journalisten sagen uns zumindest: Genesis baut schöne Autos. Ich stimme zu.
Wie unterscheidet sich Genesis von der deutschen Premium-Konkurrenz, die sie ja unter anderem herausfordern wollen?
Ich sage es ganz direkt: Unsere Benchmark steht bei uns im Büro. Mercedes, Audi, BMW – alle da. Wir vergleichen permanent. Der Unterschied? Ich glaube, wir bringen mehr Wärme ins Produkt. Mehr Seele. Die Koreaner verstehen es, Hightech mit Herzlichkeit zu kombinieren. Das Ergebnis ist ein Auto, das nicht nur funktioniert, sondern berührt.
Sie haben einen starken Background im Performancebereich. Können Sie diese sportlichen Gene aus dem Wettbewerb in das Elektroauto-Premiumsegment übernehmen?
Auf jeden Fall. Interessant wird es dann, wenn man mit cleveren Ideen Dinge besser macht als andere. Das kann auch mal eine einfache Lösung sein, die kein Geld kostet, aber einen grossen Unterschied macht. In einem E-Auto ist Leistung oft schon im System.
Was geht noch im E-Auto?
Oh, extrem viel. Ein Beispiel, ohne viel zu verraten: Elektromotoren machen Geräusche, das ist physikalisch gegeben. Aber: Man kann sie gestalten. Geräusche können entspannen oder stimulieren. Das ist ein Feld, das bislang kaum genutzt wird und riesiges Potenzial bietet. Wir denken da nicht nur an Sounddesign, sondern an echte Klangarchitektur.
Und wie steht es mit einem Cabriolet? Das würde doch perfekt zur Marke passen.
(schmumzelt). Man soll nie über Pläne reden.
Wie sehr ist ein Genesis G80 Electrified eigentlich noch Hardware und wie viel ist Software?
Elektroautos sind Software auf Rädern. Wir können heute ganze Charakterzüge digital steuern. Vom Fahrverhalten bis zum Innenraum Ambiente. Die Plattform erlaubt da viele Freiheiten. Ich fahre selbst einen Ioniqe 5, auch ein gutes Beispiel für effizientes, variables Engineering. Und das Beste: Vieles davon lässt sich «over the air» anpassen oder erweitern.
Sie waren unter anderem Chefingenieur für Ford Racing Europe, inklusive Formel 1- und Rallye-WM und für die Entwicklung von Performance-Fahrzeugen wie dem Fiesta ST und dem Focus RS verantwortlich. Was treibt Sie persönlich an, wenn Sie an solchen Projekten wie m Genesis G80 Electrified arbeiten?
Die Herausforderungen. Die richtigen Leute zusammenzubringen, gemeinsam bessere Ideen zu finden als jeder für sich allein – das ist wahre Ingenieurskunst. Klar, ich liebe Technik. Aber am Ende ist es das Team, das aus einem guten Auto ein besonderes Auto wie den G80 Electrified macht.
Bilder: Michael Schenk, Genesis
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