Die chinesische Marke BYD, die im April 2025 offiziell in der Schweiz eingeführt wurde, etabliert sich nach und nach, erweitert ihr Netzwerk und entwickelt ihr Modellportfolio weiter. Am 1. Juli 2025 ernannte sie Dimitris Chanazoglou zum Direktor für die Schweiz. Die Automobil Revue traf ihn am Rande einer Testfahrt. Eine Gelegenheit, um über die aktuelle Situation des Herstellers zu sprechen, aber auch über die Zukunft.
BYD-Manager Dimitris Chanazoglou im Interview: «Wir streben danach, technologisch an der Spitze zu stehen»
Olivier Derard | 17.12.2025
Dimitris Chanazoglou, seit diesem Sommer an der Spitze von BYD Schweiz, spricht über die Markteinführung, den Ausbau des Händlernetzes und die Ambitionen des chinesischen Herstellers auf dem Schweizer Markt. Er teilt auch seine Vision von Elektromobilität und die technologischen Vorteile, auf die BYD setzen will, um sich nachhaltig zu etablieren.
Dimitris Chanazoglou ist seit dem 1. Juli 2025 Country Manager für die Schweiz
Dimitris Chanazoglou, können Sie uns zu Beginn etwas über Ihren beruflichen Werdegang erzählen und darüber, wie Sie zum Leiter von BYD in der Schweiz geworden sind?
Ich habe über 15 Jahre für den italienischen Teil von Stellantis, damals FCA, gearbeitet. Meine Laufbahn begann in Griechenland, wo ich rund zehn Jahre tätig war und nahezu alle Funktionen durchlief, zuletzt als Country Manager. Anschliessend arbeitete ich drei Jahre in Turin als Area Manager für Fiat und Abarth im deutschsprachigen Raum. Anfang 2018 wechselte ich in die Schweiz, weiterhin bei FCA, zunächst als Marketingdirektor und später bis vor zwei Jahren als Country Manager für Fiat und Abarth. Danach begleitete ich den Übergang von FCA zu Astara in der Schweiz, wo ich ein Jahr tätig war. In den vergangenen zwei Jahren leitete ich Polestar in der Schweiz und in Italien. Seit Juli bin ich Country Manager von BYD in der Schweiz.
Wo stehen Sie heute bei der Entwicklung von BYD in der Schweiz?
Mit meinem neuen Team haben wir in wenigen Monaten bereits viel erreicht. Wir haben viele Händler nominiert, zahlreiche weitere identifiziert und führen derzeit intensive Gespräche, um – wie öffentlich angekündigt – rasch die gesamte Schweiz abzudecken. Zudem haben wir die Vertriebspolitik angepasst und sowohl unseren Kunden als auch den bestehenden Händlern wichtige Instrumente an die Hand gegeben, um den Fahrzeugverkauf zu erleichtern.
Sie hatten angekündigt, bis Ende des Jahres 16 Händlerbetriebe und im nächsten Jahr 60 zu eröffnen. Wo stehen Sie heute?
Aktuell verfügen wir über 12 aktive Händlerbetriebe. Weitere Partnerschaften werden zeitnah angekündigt, sodass wir unser Jahresziel von 16 Händlerbetrieben erreichen werden.
Können Sie erklären, wie der Kundendienst funktioniert? Ist er immer mit dem Verkauf verbunden?
Ja, jede Verkaufsstelle verfügt über einen Kundendienst. Aus logistischen Gründen befinden sich Verkauf und After-Sales zwar nicht immer im selben Gebäude, liegen jedoch stets nur wenige Schritte voneinander entfernt. Damit ist in allen Regionen eine vollständige Kundendienstabdeckung gewährleistet.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigt BYD Suisse derzeit?
Derzeit besteht unser Team aus 20 Personen. Das Unternehmen befindet sich aktuell in einer starken Wachstumsphase und entwickelt sich weiterhin mit hoher Geschwindigkeit.
Am 10. Dezember weihte BYD einen neuen Händler in der Schweiz im Kanton Freiburg ein: Schwaller Garage SA. Von links nach rechts: Alexandre Schwaller, Thierry Dewambrechies, Patrick Schwaller, Dimitris Chanazoglou
Wo befindet sich der europäische Hauptsitz von BYD?
Der operative Hauptsitz in Europa befindet sich derzeit in den Niederlanden. Ab 2026 wird der Hauptsitz nach Ungarn verlegt, wo wir unsere erste europäische Produktionsstätte etablieren werden.
Wie erklären Sie sich, dass BYD seine Fahrzeuge in Europa trotz der Exportkosten zu Preisen verkaufen kann, die unter denen der europäischen Hersteller liegen?
Wir produzieren nahezu alles selbst – von der Entwicklung der Batterien bis zur Fertigung des Endprodukts. Über 95 % der Komponenten werden intern hergestellt. Diese vertikale Integration führt zu Skaleneffekten und macht uns weitgehend unabhängig von Störungen in den Lieferketten. Dadurch erzielen wir nachhaltige Kostenvorteile, die sich direkt auf unsere Kosten und somit auf den Endkunden positiv auswirken.
Was sind die kurz- und mittelfristigen Ziele von BYD in der Schweiz und in Europa?
Ich möchte bewusst keine konkreten Zahlen nennen. Unser Fokus liegt darauf, die Struktur, das Netzwerk und die Organisation aufzubauen, um bestmöglich darauf vorbereitet zu sein, die Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen. Die Verkaufszahlen werden sich daraus ganz natürlich ergeben – sie sind das Resultat guter Arbeit und nicht Ziel an sich. In der Schweiz liegen unsere Prioritäten klar auf der Steigerung der Markenbekanntheit, der Kundenzufriedenheit und der konsequenten Einhaltung unserer Versprechen.
Wie viele Bestellungen haben Sie seit der Einführung von BYD in der Schweiz bereits erhalten?
Die internen Zahlen zeigen etwas mehr als 1500 Bestellungen seit der Markteinführung im April. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich unser Netzwerk noch in der Aufbauphase befindet und die Markenbekanntheit weiterhin wächst. Wichtiger als diese Zahl sind jedoch andere Faktoren: der konsequente Ausbau unseres Netzwerks sowie die nachhaltige Stärkung von Markenbekanntheit und Vertrauen.
Welche BYD-Modelle sind in der Schweiz am erfolgreichsten?
Das spiegelt die Aufteilung der Segmente auf dem Schweizer Markt wider. Das derzeit meistverkaufte Modell ist der SEAL U DM-i, gefolgt vom SEALION 7. Beide sind SUV, die im oberen Bereich unseres Sortiments positioniert sind. Der SEAL U DM-i ist ein Plug-in-Hybrid, während der SEALION 7 zu 100 % elektrisch ist.
Wie würden Sie den typischen BYD-Kunden in der Schweiz beschreiben?
Es handelt sich um einen technologieaffinen Kunden, der grossen Wert auf ein starkes Preis-Leistungs-Verhältnis legt. Für ein Budget auf dem Niveau eines Mitbewerbers erhält er bei BYD ein Fahrzeug mit hoher Qualität und einer sehr umfassenden Ausstattung. Wir zielen nicht auf das Premium-Segment ab. Der Kauf eines BYD ist vielmehr eine rationale, funktionale und pragmatische Entscheidung.
Welche Rolle spielen technologische Innovationen, insbesondere bei Batterien und Software, in der Strategie von BYD?
Wir streben danach, technologisch an der Spitze zu stehen – insbesondere in Bereichen wie dem ultraschnellen Laden. Viele dieser Innovationen entstehen in China, prägen jedoch letztlich den globalen Markt. Ein Beispiel ist unsere Flash-Charging-Technologie, die wir an der AutoZürich vorgestellt haben und die es künftig ermöglichen wird, innerhalb von fünf Minuten Ladezeit bis zu 400 Kilometer Reichweite zu gewinnen.
Was antworten Sie auf die Vorwürfe massiver Subventionen durch die chinesische Regierung, insbesondere zugunsten von BYD?
Das ist eine globale Frage, die nicht in meinen Zuständigkeitsbereich als Geschäftsführer von BYD Schweiz fällt. Ich möchte mich daher zu diesem Thema nicht äussern.
Wie sieht es mit Cybersicherheit und Datenschutz aus?
Wir halten uns strikt an alle europäischen und schweizerischen Datenschutzstandards. Es werden keine Kundendaten ausserhalb der durch die schweizerische und europäische Gesetzgebung zugelassenen Länder versendet. Dies hat für BYD absolute Priorität.
Können Sie uns mehr über die zukünftige Produktion von BYD in Europa erzählen?
Wir planen, die Produktion in unserem ersten europäischen Werk in Ungarn im ersten Halbjahr 2026 aufzunehmen. Die Aufteilung der Produktion für die Schweiz und andere europäische Länder muss noch festgelegt werden. Dieses Werk wird sich positiv auf die Lieferkette, die Wechselkursrisiken und die Logistik auswirken. Unser Ansatz ist einfach: Wir produzieren dort, wo wir verkaufen.
Wie sieht die Vision von BYD für die Elektromobilität in zehn Jahren aus?
In zehn Jahren wird die Automobilindustrie ganz anders aussehen. Die Elektrifizierung wird weitgehend dominieren, und das Aufladen wird schnell und reibungslos ohne Warteschlangen erfolgen. Wer diesen Übergang meistert, wird der Gewinner sein, und wir glauben, dass wir dafür sehr gut positioniert sind.
Möchten Sie zum Abschluss noch etwas hinzufügen?
BYD ist auf Langfristigkeit ausgelegt. Wir investieren in Menschen, die Marke, die Struktur und das Netzwerk. Unser Ziel ist es, das Vertrauen der Kunden durch Qualität in jeder Phase der Customer Experience zu gewinnen und unsere Versprechen konsequent einzuhalten.
Fotos: BYD
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