Mit dem Wohnmobil an die Raststätte: Vielerorts Verbesserungspotenzial

Klaus Justen | 26.07.2024

Wie gut sind die Schweizer Raststätten für Wohnmobile ausgestattet? Der Touring Club Schweiz (TCS) hat 57 Raststätten genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist durchwachsen.

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Zwischen Ende Januar und Mitte April 2024 waren die Tester des TCS unterwegs, um die insgesamt 58 Raststätten an Schweizer Autobahnen nach einem festen Kriterienkatalog zu untersuchen. Bei einer Raststätte – nämlich Herrlisberg Nord an der A3 – war der Test schnell vorbei: Die Raststätte war im Testzeitraum geschlossen.

Blieben also 57 Raststätten, die geprüft werden konnten, wie gut Infrastruktur und Ausstattung für Reisende mit Wohnmobil oder Caravan sind. Gerade in den letzten Jahren habe die Verbreitung von Wohnmobilen in der Schweiz stark zugenommen, so der TCS. Das belegt auch der Blick in die Zulassungsstatistiken. Gerade in den Corona-Jahren hat der Absatz von Wohnmobilen neue Rekordzahlen erreicht. Zudem sind auf Schweizer Autobahnen auch viele auskändische Touristen unterwegs, die ihre Ferien in der Schweiz verbringen oder auf dem Transit Richtung Süden durchqueren.

Diese Entwicklung mache sich auch auf den Raststätten bemerkbar, die von immer mehr Wohnmobilen und Wohnwagen-Gespannen angesteuert würden, heisst es in der Mitteilung des TCS. Doch ist die Infrastruktur, die auf den Schweizer Raststätten angeboten wird, auch gut genug?

Der TCS hat deshalb erstmals alle Raststätten nach den gleichen Kriterien bewertet. Das Angebot an Servicestationen für Grau-, Schwarz- und Frischwasser hatte ein Gewicht von maximal 35 Prozent in der Bewertung, Zufahrts-, Parkplatzsituation, Sicherheit und Beschilderung wurden mit 25 Prozent gewichtet, Punkte holen liessen sich auch durch Erholungsareale (25%), Schnellladeinfrastruktur (10%) und die Möglichkeit, sich mit Gasflaschen zu versorgen (5%).

La Côte Lac erreicht höchste Punktzahl

Den höchsten Punktewert erzielte die Raststätte La Côte Lac an der A1 zwischen Nyon und Lausanne in Fahrtrichtung Bern mit 85 von möglichen 100 Punkten. Knapp dahinter landeten die Raststätten Neuenkirch West, Kemptthal und Grauholz Nord. Relais St. Bernhard und La Côte Jura (Richtung Genf) knackten ebenfalls noch die 80-Prozent-Marke und landeten im Spitzenfeld.

Insgesamt haben nur 13 Raststätten mehr als 60 Prozent erreicht. Die exakten Prozentwerte für die 57 getesteten Plätze finden sich auf der TCS-Website. Allerdings mahnt der Automobilclub, dass praktisch überall noch Verbesserungsbedarf besteht. So könne nur an elf Raststätten Grau- und Schwarzwasser entsorgt werden. Optimiert werden könne auch das Gasflaschen-Angebot, das für Camperinnen und Camper einen hohen Stellenwert habe. An immerhin 19 Raststätten können Gasflaschen ausgetauscht werden. Allerdings ist nach TCS-Angaben an keiner Raststätte ein Gasflaschen-Adapter erhältlich, was insbesondere für Reisende aus dem Ausland nachteilig ist.

Die Sieger-Raststätte La Côte Lac überzeugt mit ihrem Gasflaschen-Angebot, genügend Parkplätzen, sechs Ladestationen und einem grosszügigen Erholungsgebiet. Einen kleinen Abzug gab es für die fehlende Grauwasser-Rinne. Allerdings kann Schwarzwasser problemlos entsorgt werden, und auch Frischwasser ist vorhanden.

Die wenigsten Punkte erreichte die Raststätte Weinland an der A4 zwischen Winterthur und Schaffhausen. Im TCS-Test heisst es: „Die kleine Raststätte ist eigentlich mehr eine Tankstelle mit Shop. Gasflaschen-Angebot und Ladestationen fehlen gänzlich. Für Camper gibt es keine Parkplätze und parkiert werden kann nur während einer Viertelstunde.“ Ebenfalls weit abgeschlagen mit weniger als 20 Punkten gehören die Raststätten Pratteln Nord und Süd sowie Thurau Nord und Süd zu den Verlierern des Tests.

Als Fazit seines Tests sieht der TCS die Erkenntnis, dass Reisende mit Wohnmobilen auf Schweizer Nationalstrassen vielerorts eine schwache Infrastruktur vorfinden. Die Unterschiede seien allerdings gross. Einheitliche Mindestausstattungen fehlten, weil die Kantone die Konzessionen an Private vergeben. Eine bessere Infrastruktur für Wohnmobil-Reisende würde die Sicherheit erhöhen, den Stellenwert des Camping-Landes Schweiz stärken und das touristische Image verbessern.

Foto: Knaus Tabbert

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