Formel 1 – Was Red Bull von Sauber lernen kann

Elmar Brümmer | 30.06.2025

Es ist immer besonders bitter, beim Heimspiel als grosser Verlierer von der Strecke zu gehen. Vor allem, wenn das wie im Fall von Max Verstappen  bereits direkt nach dem Start passiert. Abgesehen vom Doppelerfolg des überragenden McLaren-Duos mit Lando Norris und Oscar Piastri waren die positivsten Überraschungen beim Grand Prix von Österreich  jedoch die beiden Sauber-Piloten Gabriele Bortoleto (Foto, l.) und Nico Hülkenberg (Foto, r.), die in die Punkte fahren konnten und damit den Positivtrend verstärken, seit Jonathan Wheatley aktiv in seiner Rolle als Teamchef wirkt.

Bortoleto Hülkenberg

Lando Norris und Oscar Piastri scheinen kurz vor der Saisonhalbzeit uneinholbar zu sein, was gleichermassen vom aufstrebenden Ferrari-Team, aber vor allem vom grossen Herausforderer Red Bull eingestanden werden muss. Der Brite mit seinem dritten Saisonsieg oder der weiterhin führende Australier lieferten bei ihrer Vornewegfahrt in der Steiermark besten Motorsport, mehrfach schienen sie kurz davor, sich gegenseitig von der Strecke zu bugsieren.

Genau das ist Verstappen passiert, als ihn der Mercedes-Rookie Andrea Kimi Antonelli mit blockierendem Heck kurz nach dem Start abräumte. Es war eine fast schon ironisch anmutende Szene, denn der Italiener und der Niederländer werden von vielen als die Zukunftspaarung bei den Silberpfeilen angesehen. Krach bekommen die beiden nach dem Crash nicht, Antonelli entschuldigte sich sofort, für Verstappen war das Wochenende eh schon nach seinem Qualifikationspech gelaufen gewesen. Von der Titelverteidigung will er erst gar nicht sprechen, und sein Mentor Helmut Marko bemüht erst gar nicht das Prinzip Hoffnung: «Wenn nichts Aussergewöhnliches passiert, ist die Titelverteidigung für uns gelaufen.» Vielleicht geht es für Red Bull Racing momentan tatsächlich nur noch darum, den vierfachen Weltmeister überhaupt im Team zu halten.

Norris Piastri

Souverän: Das McLaren-Duo Lando Norris (vorne) und Oscar Piastri.

Norris

Endlich wieder Gewinner: Lando Norris (Mitte) mit Teamkollege Oscar Piastri (r.) und Charles Leclerc, der Dritter wurde.

Verstapppen

Kurze Ausfahrt: Weltmeister Max Verstappen hatte früh Dienstschluss.

Erstmals seit 2023

Beide Sauber in den Top Ten, das hat es seit dem Grand Prix von Katar 2023 nicht gegeben, als Valtteri Bottas und Guanyu Zhou die Plätze acht und neun belegten – so wie auf dem Red-Bull-Ring jetzt Gabriele Bortoleto und Nico Hülkenberg. Für den jungen Brasilianer waren es die ersten Formel-1-Punkte überhaupt, der Deutsche ist jetzt zum dritten Mal in Folge in die Top Ten gefahren. Die technischen Upgrades, vor allem der Unterboden und die daraus folgenden aerodynamischen Veränderungen, beginnen sich auszuzahlen. «Eins greift ins andere», sagt Hülkenberg, der vom letzten Startplatz aus in den elften WM-Lauf gegangen war. Im so hart umkämpften Mittelfeld ist diese Leistungssteigerung auch bitter nötig.

Der Hinwiler Rennstall hat gerade den Lauf, auch was Strategie, Boxenstopps und Reifennutzung angeht. Für Teamchef Wheatley ist das der Ertrag einer ganz bewusst aggressiver gewordenen Herangehensweise: «Das Team arbeitet auf einem immer höheren Niveau.» Die Sauber-Ferrari sind deutlich besser ausbalanciert, und der C45 funktioniert gleich gut bei unterschiedlichen Streckencharakteristiken. Nicht nur Nico Hülkenberg setzt auf dieses «positive Momentum».

Auf der Jagd nach dem Manager

Der letzte Brasilianer, der in der Formel 1 Punkte geholt hat, war mit Felipe Nasr Ende 2016 in Interlagos ebenfalls ein Sauber-Pilot. Für Bortoleto war schon der achte Startplatz in Spielberg eine Sensation, und am Ende seines fehlerfreien Rennes hätte er fast noch seinen Manager Fernando Alonso eingeholt. Der 20-Jährige leitet daraus ab, was er tun muss, um solche Leistungen noch einmal zu wiederholen: «In jedem Moment konzentriert bleiben.» Seinen Erfolg widmete der Fahrer des Tages, ganz bescheiden, dem gesamten Sauber-Team.

Resultate Grand Prix

WM-Stand Fahrer

WM-Stand Konstrukteure

Bortoleto 1

Sauber gemacht: Gabriel Bortoleto holte erste Punkte in seiner Karriere.

Hülkenberg 1

Sauber gemacht: Nico Hülkenberg holte für Sauber zum dritten Mal in Serie Punkte.

Wheatley

Sauber gemacht: Saubers neuer Teamchef Jonathan Wheatley.

Fotos: Red Bull, Sauber

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