Peter Weissenberg | 09.05.2025
Der Einsatz grosser Aluminiumdruckgussteile aus einem Stück im Fahrzeugbau liegt im Trend. Wie wirkt sich das Gigacasting auf die Reparaturkosten nach einem Unfall aus – sind mehr Totalschäden zu befürchten?
Grosse Bauteile aus einem Guss: Diesen Trend hat Tesla mit dem Model Y gesetzt und viele Hersteller ziehen gerade nach. Denn durch dieses Gigacasting werden grosse Aluminiumdruckgussteile verwendet, was die Anzahl der Einzelteile, Materialien und Fügeverfahren reduziert.
Dies führt zu Einsparungen bei Produktionszeit, Kosten und Gewicht – ein Vorteil besonders für Elektrofahrzeuge. Kritiker befürchten aber, dass schon kleine Auffahrunfälle wegen dieser zusammenhängenden Konstruktionen zu sehr hohen Reparaturkosten führen könnten – und darum womöglich versicherungstechnisch einen Totalschaden bedeuten.
Das Allianz Zentrum für Technik (AZT) in München gibt jetzt Entwarnung. Die Experten haben in Zusammenarbeit mit dem britischen Institut Thatcham Research diese Grossgusstechnologie im Tesla Model Y untersucht und das Elektro-SUV bei verschiedenen Geschwindigkeiten und Aufprallwinkeln gecrasht.
Carsten Reinkemeyer, Leiter Fahrzeugtechnik und Sicherheitsforschung im AZT: «Unsere Studie zeigt, dass Gigacasting nicht nur die Produktion effizienter macht, sondern auch zu geringeren Reparaturkosten führen kann. Fahrzeuge mit verbauten Grossgussteilen haben bei richtiger Ausführung des Bauteils kein höheres Versicherungsrisiko als Fahrzeuge mit traditioneller Bauweise.»
Wichtig ist demnach, dass sich die Grossgussteile nicht in die äusseren Fahrzeugbereiche erstrecken.
Beim Tesla ist das der Fall: Bei niedrigen Aufprallgeschwindigkeiten bis etwa 15 km/h treten keine irreparablen Schäden am Grossgussteil auf und Reparaturen mit etablierten Methoden sind möglich. Erst bei höheren Geschwindigkeiten und ungünstigen Kollisionswinkeln kann das Teil irreparabel beschädigt werden. Ein Austausch ist aber auch dann laut AZT mit vertretbarem Aufwand möglich und auch nicht teurer als bei konventionellen Fahrzeugen wie dem VW ID.4 oder Tesla Model 3.
Die Untersuchung kommt zum Fazit, dass Gigacasting sowohl Produktions- als auch Reparaturvorteile bietet und Elektromobilität somit sogar billiger machen kann. Andere Hersteller wie Toyota, Volvo und Honda planen ebenfalls den Einsatz dieser Technologie.
Voraussetzung für geringe Versicherungsprämien sei lediglich ein geschützter Einbau der Grossgussteile etwa hinter Kunststoffpuffern sowie die Verfügbarkeit von Reparaturanleitungen und geschulten Werkstätten. SP-X/AR