Krachend ­gescheitert

Ramon Egger | 24.05.2024

Egger & Kanten

Egger Ramon RGB

Ramon Egger ist Mitglied der Geschäftsleitung und ehemaliger Chefredaktor der AUTOMOBIL REVUE.

Es sind Zahlen, die aufrütteln sollten – auch wenn sie kaum überraschend sind: Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung will kein Elektroauto. Und zwar die grosse Mehrheit, das hat die neuste Umfrage des Vergleichsdienstes Bonus.ch ergeben. 74 Prozent der befragten Personen haben nicht die Absicht, ein Elektroauto zu kaufen. Wäre es nicht bloss eine Umfrage, sondern eine Abstimmung gewesen, sie wäre krachend gescheitert.

Als Ursache streicht die Plattform, relativ einseitig, die Abschaffung von Subventionen hervor. Aber rechtfertigen die Umfrageergebnisse nicht gerade ziemlich deutlich die Abschaffung jeglicher staatlicher und kantonaler Unterstützung? Wieso sollte die Mehrheit der Schweizer Steuerzahlerinnen und Steuerzahler etwas finanzieren, das sie weder braucht noch will? Die Kosten sind übrigens nur einer der Gründe für die Ablehnung. Viel spannender: Die genannten Hauptgründe umfassen unter anderem auch noch eine zu geringe Reichweite und einen Mangel an Ladestationen. Und der Vergleich mit den Zahlen von vor drei Jahren drängt sich auf, als die Zustimmung zu den Stromern noch deutlich höher war. Obwohl die Reichweite auch damals nicht besser war und die Ladeinfrastruktur noch deutlich schlechter ausgebaut als heute. Der Schluss liegt nahe, dass die Bevölkerung sich die Argumente gegen die Stromer zurechtlegt, weil sie sie ganz einfach nicht will. Muss sie sich dafür rechtfertigen? Eigentlich nicht. In einer liberalen Gesellschaft sollte sich niemand für seinen Willen rechtfertigen müssen.

Michael Steiner, Forschungsvorstand von Volkswagen, äusserte am Wiener Motoren­symposium Anfang Mai eine dazu passende, bahnbrechende Erkenntnis zur Elektroauto­frage: «Wir müssen uns mehr denn je nach den Anforderungen des Kunden ausrichten und nicht nach dem, was wir für richtig und das Beste halten.» Und auch nicht nach dem, was die Politik für richtig hält, möchte man anfügen. Es sind weise Worte – nur müssten sie eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

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