Zum Glück die Mehrheit

Ramon Egger | 13.06.2024

Egger & Kanten

Egger Ramon RGB

Ramon Egger ist Mitglied der Geschäftsleitung und ehemaliger Chefredaktor der AUTOMOBIL REVUE.

Im Jahr 2022 pendelten die Schweizer pro Arbeitstag durchschnittlich total 27.4 Kilometer zwischen Wohn- und Arbeitsort. Und zwar am liebsten mit – dem Auto. Mit grossem Abstand vor dem öffentlichen Verkehr. Mit sehr grossem Abstand sogar, die Hälfte nutzt das Auto, weniger als ein Drittel den öffentlichen Verkehr. Das geht aus der letzten Pendlerstatistik des Bundesamts für Statistik hervor. Weltweit sieht es ähnlich aus – das Auto ist mit Abstand das beliebteste Verkehrsmittel, wie eine andere Studie kürzlich ergab. Verteuerung des Autofahrens, immer mehr Fahrverboten und Subventionierung des öffentlichen Verkehrs zum Trotz hat sich der Anteil der Autopendler in den vergangenen dreissig Jahren kaum verändert. Die Menschen wollen aufs Auto als effizientes Verkehrsmittel nicht verzichten.

«Ein freiwilliger Wechsel vom Auto auf den ÖV wird kaum funktionieren, da bin ich pessimistisch», lässt sich der emeritierte ETH-Verkehrsprofessor Kay Axhausen im «Tages-Anzeiger» zitieren. Autofahrer seien in der Mehrheit und deshalb würden ihre Rechte bislang kaum eingeschränkt. Man fragt sich, wie hoch der Elfenbeinturm sein muss, in dem solche Professoren sitzen. Und mit welcher Überheblichkeit man auf die Demokratie, ja, auf die Gesellschaft herunterschauen muss, wenn es einen pessimistisch stimmt, dass sich eine Mehrheit nicht einer Minderheit beugen will. Als ob das etwas Schlechtes wäre. Und implizit natürlich auch die Nachricht des Professors: Wenn die Mehrheit nicht freiwillig aufs Auto verzichten will, dann werden wir sie halt dazu zwingen.

Man nimmt bereits mehr als nur Rücksicht auf diese Minderheit, subventioniert ihr den öffentlichen Verkehr und baut ihr Velowege, für die sie nichts bezahlt. Und die sich im Gegenzug dagegen wehrt, dass auch der Ausbau der Strassen vorangeht und mit dem Bedürfnis der Schweizerinnen und Schweizer nach mehr Mobilität Schritt halten kann. Den raschen Ausbau der Autobahnen – selbst finanziert von den Autofahrerinnen und Autofahrern, notabene –, wie ihn das Parlament im vergangenen Herbst beschlossen hat, blockiert man jetzt per Referendum. Im Herbst darf die Schweiz deswegen darüber abstimmen. Und an der Urne entscheidet zum Glück immer noch die Mehrheit.

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