Verkaufshoch im Dezember – aber unter dem Strich war das Autojahr 2024 eine Enttäuschung

Klaus Justen | 07.01.2025

Zum Jahresende haben die Autohändler in der Schweiz noch einmal Gas gegeben: mit 25‘354 verkauften Personenwagen war der Dezember der stärkste Monat des Jahres. Das ändert aber nichts daran, dass das Gesamtjahr enttäuschend verlief, mit insgesamt 239‘535 Neuwagen schrieb man im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von fünf Prozent.

Model Y 59

Meistverkauftes Modell in der Schweiz: Tesla Model Y

Diese fünf Prozent sind in absoluten Zahlen 12'679 Fahrzeuge, die weniger verkauft wurden. Damit bleibt das Marktniveau in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein weiterhin deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau von rund 300'000 Immatrikulationen.

Auto-Schweiz, die Vereinigung der Fahrzeugimporteure, sieht neben der konjunkturellen Eintrübung auch falsche politische Signale in Bezug auf den weiteren Markthochlauf der Elektromobilität als negative Einflüsse, welche die Nachfrage nach Neufahrzeugen gestört haben. So stagniert der Marktanteil der Steckerfahrzeuge, also von Elektroautos und Plug-in-Hybriden, bei 28 Prozent.

Der Dezember war zwar mit 25'354 neuen Personenwagen der beste Kalendermonat des Jahres. Allerdings fiel er deutlich schwächer aus als der Dezember 2023, fast 1600 Autos oder 5.9 Prozent weniger als im Vorjahr wurden neu zugelassen.

«Nach wie vor ist von einem Pandemie-Nachholeffekt bei der Fahrzeugbeschaffung keine Spur, was das Durchschnittsalter der Schweizer Personenwagenflotte weiter anwachsen lassen wird», so Auto-Schweiz.

Marktanteile: Plus für Hybride, Stagnation bei Steckerfahrzeugen

Vergleicht man die Verteilung der Antriebsarten, so steht mit 61.6 Prozent Marktanteil für so genannte Alternativ-Antriebe ein neuer Rekordwert. Allerdings zählen zu den alternativen Antrieben auch Hybride – sowohl Voll- als auch Mildhybride. Und weil inzwischen die meisten neuen Motorisierungen zumindest als Mildhybrid leicht elektrifiziert werden, ergibt sich für die Hybride ein Zuwachs auf 33.6 Prozent Marktanteil, das sind 6.6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

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Bei Elektroautos (BEV) gingen die Zulassungszahlen aber ebenso wie bei den Plug-in-Hybriden (PHEV) um mehr als zehn Prozent zurück, so dass auch die Marktanteile schrumpften. Kamen BEV im Vorjahr noch auf 20.9 Prozent Marktanteil, waren es 2024 nur noch 19.3 Prozent. Bei den PHEV sank der Marktanteil von 9.2 auf 8.7 Prozent. Weil der Gesamtmarkt schrumpfte, fiel der Marktanteilsrückgang vergleichsweise bescheiden aus.

«Fehlgeleitete Politik»

Peter Grünenfelder, Präsident von Auto-Schweiz, zum Autojahr 2024.

«Das Jahresergebnis 2024 und der harzende Absatz an E-Mobilität sind das Resultat einer fehlgeleiteten Politik. Zuerst hat der Bundesrat auf Anfang 2024 die Befreiung von der vierprozentigen Automobilsteuer für Elektrofahrzeuge gekappt. Dieser preistreibende Effekt spiegelt sich nun in den Elektro-Marktanteilen 2024 deutlich wider. Anschliessend hat sich das Parlament gegen eine Stärkung privater Ladeinfrastruktur im CO2-Gesetz ausgesprochen. Dazu sind wir mit überhöhten Strompreisen von staatlichen Energiebetrieben konfrontiert, was den Umstieg auf die E-Mobilität nicht erleichtert.»

Diese Entwicklung trotz über 200 angebotenen Modellen auf dem Schweizer Markt sei enttäuschend, so Auto-Schweiz. Im neuen Jahr müsste der Marktanteil der Steckerfahrzeuge auf 50 Prozent steigen, wenn man angesichts der um rund 20 Prozent abgesenkten CO2-Zielwerte Sanktionszahlungen der Importeure vermeiden wolle.

Diesel erreichten trotz leicht rückläufiger Verkaufszahlen einen leicht höheren Marktanteil (9.4 Prozent zu 9.3 Prozent 2023), Benziner verloren Anteile von 33.3 auf 29 Prozent – hier macht sich bemerkbar, dass immer mehr Modelle zumindest mild-hybrydisiert sind.

Mehr als jeder zweite Neuwagen in der Schweiz fährt mit Allradantrieb, der Anteil stieg von 51 auf 52 Prozent.

Bestverkaufte Modelle, meistverkaufte Marken

An der Spitze der Verkaufs-Bestenliste stand auch in diesem Jahr ein Elektroauto: Mit 6600 verkauften Einheiten wiederholte das Tesla Model Y den Vorjahressieg und verwies den Skoda Octavia auf Rang zwei vor VW Tiguan, Mercedes GLC und BMW X1. Das detaillierte Verkaufsranking siehe Tabelle.

Top Ten Schweiz 2024

1. (1.) Tesla Model Y 6600
2. (2.) Skoda Octavia 5405
3. (3.) VW Tiguan 4725
4. (5.) Mercedes GLC 4353 
5. (4.) BMW X1 4264 
6. (6.) Audi Q3 3899
7. (7.) Skoda Karoq 3583
8. (9.) Skoda Kodiaq 3437  
9. (8.) Toyota Yaris 3436
10. (–) VW Golf 3256

Kumulierte Neuzulassungen für das Jahr 2024, in Klammern Platzierung im Vormonat

Bei den Marken konnte VW die Spitzenposition verteidigen, allerdings bedeuten mehr als 4000 weniger verkaufte Fahrzeuge auch einen Rückgang des Marktanteils auf nun 10 Prozent. Damit behauptete sich VW am Ende doch noch deutlich vor Premiumhersteller BMW, Konzernkonkurrent Skoda sowie den beiden anderen deutschen Premiummarken Mercedes-Benz und Audi. Detaillierte Angaben zu den 20 meistverkauften Marken sowie deren Marktanteilszuwächse oder Verluste siehe Tabelle.

Die Automarken mit den grössten Marktanteilen in der Schweiz

RangMarke2024Entwicklung
1.VW10.0– 1.2
2.BMW9.1 %+ 0.7
3.Skoda8.8%+ 0.4
4.Mercedes-Benz8.5 %+ 0.6
5.Audi7.5 %– 0.7
6.Toyota5.6 %+ 0.3
7.Cupra/Seat4.1 %– 0.6
8.Volvo4.0 %+ 0.9
9.Tesla3.7 %+ 0.2
10.Hyundai3.7 %+ 0.3
11.Renault3.7 %+ 0.3
12.Dacia3.3 %+ 0.1
13.Ford3.1 %– 0.9
14.Kia2.8 %+ 0.1
15.Peugeot2.2 %+ 0.1
16.Porsche2.1 %+ 0.3
17.Suzuki1.9 %+ 0.2
18.Mazda1.7 %– 0.1
19.Fiat1.4 %– 0.3
20.Opel1.4 %– 0.5

Marktanteile 2024; Quelle Auto-Schweiz

Foto: Tesla

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