Automarkt Europa: Leichtes Wachstum und Chinesen auf dem Vormarsch
Automobil Revue | 31.01.2025
Im vergangenen Jahr wurden in Europa 12.9 Millionen neue Autos verkauft. Das ist ein leichtes Plus von 0.9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Beratungsunternehmen Jato Dynamics errechnet hat. Beliebteste Fahrzeugklasse waren die SUV.
Dacia Sandero: Meistverkauftes Modell in Europa
Damit war 2024 das fünfte Jahr in Folge mit schlechteren Verkaufszahlen im Vergleich zu den Jahren vor Corona. Der europäische Automarkt ist seit dem Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 um fast 2.9 Millionen Einheiten geschrumpft. Basis der Angaben sind die Verkaufszahlen in den Ländern der EU plus United Kingdom (EU28).
Die Schweiz ist nicht berücksichtigt, hier wurden 2024 knapp 240‘000 Personenwagen neu immatrikuliert, das war ein Minus um fünf Prozent zum Vorjahr.
«Insgesamt sind die Ergebnisse für 2024 nicht übermässig negativ, wenn man die Bandbreite der Herausforderungen betrachtet, mit denen die europäische Automobilindustrie konfrontiert ist», kommentiert Felipe Munoz, Global Analyst bei Jato Dynamics.
Der Analyst sieht jedoch kaum Anzeichen dafür, dass die Automobilindustrie zur Realität vor der Pandemie zurückkehren wird. «Die höheren Kosten für Fahrzeuge, die Zunahme der Arbeit im Homeoffice, der inflationäre Druck auf die Löhne und das Aufkommen neuer Transportlösungen sind einige der Gründe, warum die Europäer keine Neuwagen mehr kaufen», so Munoz weiter.
Fahrzeugverkäufe nach Segmenten
Deutschland ist nach wie vor wichtigstes Produktionsland für den europäischen Markt. Mehr als jedes fünfte (rund 21 Prozent) aller in der EU28 neu zugelassenen Personenkraftwagen kommt aus Werken in Deutschland. Allerdings verlor Deutschland nach Jato-Aussagen Marktanteile an Tschechien, das nach Spanien das drittgrösste Herkunftsland für Fahrzeuge in Europa ist. Frankreich belegte den vierten Platz, obwohl die Stückzahlen aus französischen Fabriken um drei Prozent zurückgingen, während Rumänien die Top 5 abrundete.
Zum sechstgrössten Herkunftsland für in Europa zugelassene Neufahrzeuge ist China aufgestiegen. Die Chinesen lieferten mehr Autos als die Produktionsländer UK, Türkei, Japan und Südkorea. «Der Einfluss Chinas in Europa – sowohl durch chinesische OEM als auch durch in China hergestellte Fahrzeuge – nimmt stetig zu. Ihre Produkte sind äusserst wettbewerbsfähig, aber es bleibt abzuwarten, wie stark sich die Einführung von Zöllen auf das Wachstum auswirken wird», so Munoz weiter.
Einen neuen Rekord-Marktanteil haben SUV erreicht, 54 Prozent aller Neuzulassungen entfielen auf dieses Segment (plus zwei Prozentpunkte). Insgesamt kamen europaweit 6.92 Millionen SUV neu auf die Strasse. Besonders gefragt waren Kompakt-SUV. Die erfolgreichsten Nicht-SUV waren Kleinwagen mit einem Marktanteil von knapp 16 Prozent vor der Kompaktklasse mit 14 Prozent.
Bestseller bei den Modellen und ihr Antriebsmix
Meistverkauftes Modell im vergangenen Jahr war der Dacia Sandero vor Renault Clio und VW Golf. Einen Absturz um 17 Prozent musste der vorjährige Bestseller Tesla Model Y hinnehmen und landete nur noch auf Platz vier.
Das Wachstum des Segments Elektrofahrzeuge hat sich dramatisch verlangsamt. Der Absatz stieg von 2019 bis 2020 um 107 Prozent, von 2020 bis 2021 um 63 Prozent, von 2021 bis 2022 um 29 Prozent und von 2022 bis 2023 um 28 Prozent. Im Jahr 2024 wurden in der EU28 jedoch 1.99 Millionen neue Elektrofahrzeuge zugelassen, das ist ein Rückgang von 1.2 Prozent. Der Rückgang der Zulassungen spiegelte sich auch im BEV-Marktanteil wider, der leicht von 15.7 auf 15.4 Prozent zurückging.
Jato erwartet, dass sich die Situation im Laufe des Jahres 2025 verbessern wird. Der Durchschnittspreis eines BEV in Europa sinke weiter, was hauptsächlich auf die Einführung günstigerer Modelle von etablierten Autoherstellern zurückzuführen sei.
Der Volkswagen-Konzern blieb mit mehr als 427‘000 Einheiten Nummer eins im Segment Elektromodelle. VW hat damit im BEV-Segment einen Marktanteil von 21.5 Prozent (22.2 % im Vorjahr), das ist rund fünf Punkte schlechter als der Marktanteil über alle Antriebsarten, der bei 26.1 Prozent liegt.
Tesla belegte den zweiten Platz trotz grösserer Konkurrenz und obwohl das Model 3 nicht in der Lage war, die erheblichen Verluste auszugleichen, weil die Käufer auf das neue Model Y warteten. Auf dem dritten Platz lag Stellantis, das trotz eines Absatzrückgangs von 10 Prozent weiterhin zu den drei grössten Herstellern von BEV gehörte.
Insgesamt platzierte sich VW auch auf Platz eins der grössten Hersteller mit deutlichem Abstand vor Toyota, BMW, Skoda und Mercedes