Dacias Sandrider – Cool Runnings

Reiner Kuhn | 07.03.2024

Rallyeboliden Für sein erstes grosses Motorsport-Engagement schickt Dacia drei innovative Werkswagen in die Wüste. Der Prototyp für die Top­kategorie T1+ entsteht in Kooperation mit der britischen Edelschmiede Prodrive.

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Der Name ist Programm: Mit dem Sandrider will Dacia in der Wüste antreten.

Raus aus dem Schatten, rein ins Rampenlicht. Galt Dacia bisher eher als graue Maus und stand in der Unternehmensgruppe neben Konzernmutter Renault sowie Nissan, Alpine, Infiniti und Mitsubishi für einfache Alltagautos, soll sich dies durch die Dacia Sandriders ändern. Der Name ist Programm. Ab 2025 wird das Dacia-Werksteam bei der Rallye Dakar und der Rally-Raid-WM mit drei Prototypen antreten. «Mit diesem Dakar-Programm wollen wir zeigen, dass Dacia cool ist. Immer grössere Displays, Videoscreens und elektronische Gimmicks sind nicht unser Ding. Ein Dacia ist ein robustes und wertiges Auto für den Alltag und für draussen», erklärt der Dacia-Vorstandsvorsitzende Denis Le Vot, und ergänzt: «Was wollen wir in Le Mans? Die Rallye Dakar ist ein grosses Abenteuer, bei dem robuste und praktikable Technik gefragt ist – dies passt perfekt zu Dacia und unserem Crossover-Angebot.»

Reduziert aufs Wesentliche

Die Verantwortlichen scheinen nichts dem Zufall zu überlassen. Als technischer Leiter fungiert Philip Dunabin, der unter der Ägide des heutigen Renault-Alpine-Motorsportchefs Bruno Famin die Dakar-Siege 2016, 2017 (Stéphane Peterhansel) und 2018 (Carlos Sainz sen.) feierte und die Verbindung zwischen Dacia und dem Entwicklungs- und Einsatzteam von Prodrive bildet. Dessen Chef David Richards führte in den 1990er-Jahren mit Subaru schon einmal ­eine zuvor wenig beachtete Marke mit einem Motorsportprogramm zu WM-Titeln und veränderte deren Image positiv. Ähnliches will Dacia erreichen. Gleichzeitig soll das Rallye-Engagement das Bekenntnis der Marke untermauern, «das Essenzielle neu zu definieren», wie Dacia-Design­chef David Durand betont.

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Nichts wird dem Zufall überlassen: Das Sandrider-Entwicklungsteam arbeitet am perfekten Rallyeboliden.

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Nichts wird dem Zufall überlassen: Das Sandrider-Entwicklungsteam arbeitet am perfekten Rallyeboliden.

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Nichts wird dem Zufall überlassen: Das Sandrider-Entwicklungsteam arbeitet am perfekten Rallyeboliden.

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Nichts wird dem Zufall überlassen: Das Sandrider-Entwicklungsteam arbeitet am perfekten Rallyeboliden.

Dass dies keine leeren Worte sind, zeigte sich bei einem exklusiven Besuch im Konzernentwicklungszentrum in Guyancourt vor den Toren von Paris. So ist das Design des auf einem Gitterrohrrahmen aufbauenden Dacia Sandrider auf das Wesentliche reduziert. Der Designverantwortliche für Studien und Konzepte, Romain Gauvin, führte den Zeichenstift mit seinem Team sehr geradlinig (s. auch Artikel Seite 4). So präsentiert sich der Prototyp der Topkategorie T1+ mit einem Radstand von 3000 Millimetern, ist 4140 Millimeter lang, 1810 Millimeter hoch, nutzt mit 2290 Millimetern die maximal erlaubte Breite voll aus und verfügt nur über Karosserieteile, die absolut notwendig sind.

Angriff mit Synfuel

Die Fahrercrews mit der französischen Rallye­koryphäe Sébastien Loeb als Aushängeschild waren von Anfang an in die Entwicklung eingebunden. Dabei wurde mittels 3-D-Simulation nicht nur am optimalen Arbeitsplatz von Fahrer und Beifahrer mit modularer Gestaltung des im oberen Bereich mit Antireflexionsfarbe aus der Luftfahrt lackierten Armaturenträgers gefeilt, sondern vor allem am optimalen Sichtfeld, wie die kurze Motorhaube mit abgeschrägtem Design zeigt. Zudem wurden in die Karbonkarosserieteile am Cockpit Anti-Infrarot-Pigmente integriert, um die Temperatur im Innenraum niedrig zu halten. Für dieses Verfahren meldete Dacia ein Patent an. Ein weiterer Clou sind Magnetplatten, die bei Reparaturen oder Radwechseln im Gelände verhindern sollen, dass Muttern oder Schrauben verloren gehen.

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Als Aushängeschild der Pilotencrew präsentierte Dacia-Vorstandschef Denis Le Vot (r.) den Rekord-Weltmeister Sébastien Loeb.

Im Vergleich mit dem aktuellen Prodrive Hunter, den Sébastien Loeb sowohl 2023 als auch 2024 auf das Dakar-Podium steuerte, soll der Sandrider nicht nur gut 15 Kilogramm weniger wiegen, sondern auch einen um zehn Prozent geringeren Luftwiderstand und einen um 40 Prozent geringeren Auftrieb aufweisen. Ein weiterer Schwerpunkt ist laut Dunabin die Luftführung zur Kühlung des 360 PS und 540 Newtonmeter leistenden Dreiliter-V6-Twinturbomotors von Konzernschwester Infiniti. Das Triebwerk wird voraussichtlich mit synthetischem Kraftstoff betrieben. «Dies ist eine einfache und erschwingliche Lösung, um die Umweltauswirkungen zu reduzieren», sagt der Dacia-Vorstandsvorsitzende Denis Le Vot. «Der synthetische Kraftstoff kombiniert Wasserstoff, der mit erneuerbarer Energie gewonnen wird, mit gebundenem CO2. Ergebnis ist ein kohlenstoffärmerer Kraftstoff, der für moderne Motoren geeignet ist. Für Dacia ist die Rallye Dakar das ideale Testfeld für diese Technologie», betont Le Vot.

Rennpremiere im Oktober

Läuft alles nach Plan, soll der Roll-out des innovativen Offroaders Anfang April bei Prodrive in England steigen. Danach folgen unterschiedlich lange und intensive Tests im südfranzösischen Testareal von Château de Lastours und vor allem in der steinigen oder sandigen Abgeschiedenheit von Marokko. Im Juni soll die zweite, noch intensivere Testphase eingeläutet werden. Das Wettbewerbsdebüt ist für den finalen WM-Lauf in Marokko von 5. bis 11. Oktober 2024 geplant. Dort sollen wie später bei der Rallye Dakar im Januar 2025 alle drei Teams am Start stehen.

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Dacias Sandrider bei der Präsentation.

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Ab 2025 wird das Dacia-Werksteam bei der Rallye Dakar und der Rally-Raid-WM mit drei Prototypen antreten.

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Ab 2025 wird das Dacia-Werksteam bei der Rallye Dakar und der Rally-Raid-WM mit drei Prototypen antreten.

Die Dacia-Fahrerriege wird angeführt von Sébastien Loeb und seinem Co-Piloten Fabian Lurquin. «Es war nicht schwer, sich für dieses sehr professionelle Projekt zu entscheiden. Ich hatte zwar noch andere Möglichkeiten, aber die Erfahrung mit unserem aktuellen Auto bei einem brandneuen Projekt ­eines ambitionierten Herstellers nutzen zu können, verbessert die Chancen, die Dakar zu gewinnen. Die Entscheidung fiel mir also recht leicht», erklärt der Rekord-Weltmeister. Neben Loeb, der im Februar just zur Eröffnung des Genfer Autosalons seinen 50. Geburtstag feierte, wurde früh Cristina Gutiérrez samt Beifahrer Pablo Moreno verpflichtet. Die Spanierin nahm seit 2017 achtmal an der Rallye Dakar teil und gewann 2021 den Weltcup für T3-Leichtgewichtsprototypen sowie mit ihrem Taurus T3 Max auch die T3-Challenger-Kategorie der diesjährigen Rallye Dakar. Das Werkstrio komplettiert kein Geringerer als der zweimalige Rally-Raid-Weltmeister, fünfmalige Cross-Coun­try-­World-Cup-Gewinner und fünfmalige Dakar-Sieger Nasser Al-Attiyah, der sich dafür Edouard Boulanger an seine Seite holte.

Fotos: Dacia, Reiner Kuhn

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