Der Schweizer Automarkt im Mai: Enges Rennen an der Spitze

Klaus Justen | 14.06.2024

Die ­Neuzulassungszahlen in 
der Schweiz bewegen sich 
auf dem Niveau des Vorjahres. BMW liegt nur knapp hinter ­Marktführer VW.

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Der aktuelle Bestseller von BMW ist das kompakte SUV X1. Knapp 1800 Fahrzeuge des Verbrennermodells fanden in den ersten fünf Monaten des Jahres in der Schweiz einen Käufer. Hinzu kommen knapp 600 vollelektrische BMW iX1.

Ganze zwei Autos weniger hat BMW innerhalb der ersten fünf Monate des Jahres weniger an die Kundschaft in der Schweiz und Liechtenstein verkauft als VW. Auf 9382 Personenwagen summierten sich die Neuimmatrikulationen der Volkswagen-Kernmarke, während bei BMW die Strassenverkehrsämter 9380 Autos addierten. Dabei rückten die Bayern dem deutschen Konkurenten im Mai nochmals enger auf die Pelle, denn im aktuellen Zulassungsmonat war BMW die eindeutige Nummer eins auf dem Schweizer Markt.

Dieser Markt verhält sich aktuell insgesamt gesehen eher unspektakulär. An der Aktienbörse würde man wohl von einer Seitwärtsbewegung sprechen, denn die Zahlen entwickeln sich «im Gleichschritt zum Vorjahr», wie der Branchenverband Auto-Schweiz bilanziert: «Im Mai selbst sind mit 21 265 nur 304 oder 1.4 Prozent weniger Neuwagen zugelassen worden als ein Jahr zuvor.» Noch knapper fällt der Vergleich aus, wenn man das Jahr saldiert. «In den ersten fünf Monaten des Jahres 2024 sind in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein 98 529 neue Personenwagen in Verkehr gesetzt worden. Damit verfehlt der Schweizer Automarkt seinen Vorjahresstand per Ende Mai 2023 lediglich um neun Immatrikulationen», lautet das Fazit von Auto-Schweiz.

Gewinner und Verlierer

Aufs Grosse und Ganze gesehen also keine bemerkenswerten Sprünge in der Statistik. Schaut man auf die einzelnen Marken, ergeben sich jedoch beträchtliche Unterschiede und deutliche Gewinner und Verlierer. Die dicksten Minuszahlen in der Spitzengruppe schreibt Audi, das gut 22 Prozent seiner Verkäufe eingebüsst hat. Noch schlechter steht Ford da, vor einem Jahr noch in den Top Ten der meistverkauften Marken – und nun mit einem guten Viertel Absatzverlust heruntergerutscht auf Platz zwölf. Satte Zuwachszahlen in den Top 15 schrieben neben BMW vor allem Porsche, Volvo und Tesla – wobei der US-Elektroautohersteller einmal mehr seine übliche Volatilität unter Beweis stellte: aufs Jahr gesehen noch ein Plus von mehr als 40 Prozent, im Mai ein Absatzeinbruch von mehr als 40 Prozent.

Die Schwäche von Tesla im Mai steht dabei stellvertretend für das schon seit Monaten schwächelnde Segment der batterieelektrischen Fahrzeuge (BEV): 17 Prozent weniger Verkäufe als im Vergleichsmonat 2023, aufs Jahr gesehen ein Minus von 4.3 Prozent. Das lässt sich auch an der Verkaufs-Hitliste ablesen (s. Tabelle unten). Hier thront (noch) das Model Y von Tesla oben, aber dicht gefolgt vom Skoda Octavia. Der letztjährige Skoda-Besteller, das elektrische SUV Enyaq, fiel aus den Top Ten heraus. Verkaufte Skoda übers ganze Jahr 2023 mehr als 5000 Enyaq, so steht man Ende Mai 2024 bei knapp 1200 Einheiten.

Betrachtet man die Antriebsarten, so müssen die reinen Benziner mit einem Rückgang um mehr als zehn Prozent die grössten Einbussen hinnehmen. Das ist insofern logisch, weil immer mehr Fahrzeuge zumindest mild hybridisiert werden – und diese werden statistisch unter den alternativen Antriebsarten erfasst, genau genommen in der Kategorie MHEV/HEV. «Vier von zehn neuen Personenwagen, die zwischen Anfang Jahr und Ende Mai auf die Strassen gekommen sind, verfügen über einen Verbrennungs- und einen Elektromotor», umschreibt dies Auto-Schweiz. Damit kletterte der Marktanteil innerhalb von zwölf Monaten von 36.1 auf 40.1 Prozent.

Parallel dazu erfreuen sich Plug-in-Hybride wachsender Beliebtheit. «Viele Autokäuferinnen und -käufer scheinen derzeit den direkten Umstieg auf ein Elektroauto zu scheuen», sagt Christoph Wolnik von Auto-Schweiz. Weil in den Stecker-Hybriden, die am Stromnetz aufgeladen werden können, zunehmend Batterien mit deutlich grösseren Speicherkapazitäten verbaut werden, bieten sich die PHEV als Alternative zum Elektroauto an. «Viele dieser Modelle bieten mittlerweile elektrische Reichweiten mit einer Akkuladung von 100 Kilometern und mehr, was zu ihrer hohen Attraktivität beiträgt», so Auto-Schweiz. Mit rund 8300 verkauften Exemplaren erreichen PHEV allerdings trotzdem nur einen Marktanteil, der nicht einmal halb so gross ist wie der vollelektrischer Autos.

Rahmenbedingungen verbessern

Die Zurückhaltung beim Kauf von BEV sieht der neue Direktor von Auto-Schweiz, Thomas Rücker, sehr kritisch: «Wir erleben derzeit einen unerfreulichen Rückgang des Absatzes von Elektrofahrzeugen, der in diesem langen und tiefgreifenden Wandel in der Mobilität und unserer Branche nicht guttut.» Um eine höhere Akzeptanz für Elektrofahrzeuge zu erreichen, müssen laut Rücker die Rahmenbedingungen verbessert werden. Ein Umstieg auf eine alternative Antriebsform müsse so einfach, bequem und attraktiv wie möglich sein, «mit einem dichten Netz an öffentlichen Ladestationen, einem vereinfachten Zugang zu einer Lademöglichkeit zu Hause und am Arbeitsplatz sowie bezahlbaren Strompreisen». 

Top Ten Schweiz 2024

1. (1.) Tesla Model Y 3248

2. (2.) Skoda Octavia 3011

3. (4.) BMW X1 1788

4. (3.) VW Tiguan 1767

5. (5.) Mercedes GLC 1720

6. (8.) Audi Q3 1517

7. (7.) Dacia Sandero 1371

8. (6.) Skoda Karoq 1351

9. (9.) VW Golf 1300

10. (–) Skoda Kodiaq 1237

Kumulierte Neuzlassungen für das Jahr 2024, in Klammern Platzierung im Vormonat

Foto: BMW

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