Autosalon Viel wurde geschrieben über die Abwesenheiten in Genf. Eigentlich aber gebührt das Rampenlicht den Teilnehmern. Die haben nämlich durchaus etwas zu zeigen.
Sichtbar werden: Der amerikanische Nischenhersteller Lucid will den Autosalon Genf nutzen, um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern.
Dreiunddreissig Aussteller werden Ende Februar am Autosalon Genf präsent sein. Im Vergleich zu früher sind das wenige. Aber es sind eben doch 33 Marken, die Vertrauen haben in das Konzept. Das Konzept von Publikumsmessen im Allgemeinen und das Konzept der Geneva International Motor Show (Gims) im Speziellen.
Niemand drückte dieses Vertrauen so deutlich aus wie Renault, die Franzosen gaben bereits im vergangenen Oktober ihre Zusage für Genf bekannt. In Zeiten der Transformation wie aktuell seien Messen für die Hersteller eine wichtige Plattform, begründete Renault die Zusage nicht nur für Genf, sondern auch für Paris: «Die Automobilsalons werden zu Schaufenstern für Fortschritte, die dem Wandel der Mobilität Rechnung tragen, und bleiben gleichzeitig ein Ort, an dem Hersteller und Besucher ihre Leidenschaft für Autos teilen können. Um die Leidenschaft am Leben zu erhalten, möchte die Renault-Gruppe sicherstellen, dass diese Ausstellungen ein echtes Fest sind und zum Ansehen der europäischen Automobilindustrie beitragen.» Viel wurde geschrieben über die Abwesenden in Genf. Nach Gründen gefragt, präsentierten die Hersteller meist Ausreden. Eigentlich aber gehört die Bühne den Anwesenden. Und die grösste Bühne gehört mit Sicherheit den Franzosen, die als einziger grosser Hersteller Präsenz markieren in Genf und mit den beiden Marken Renault und Dacia vor Ort sein werden. Der grosse Star der Messe wird der Renault 5, der in Genf enthüllt wird. Aber auch bei Renault ist klar, die Teilnahme ist taktisch geplant, die Zeit, in denen man einfach die gesamte Modellpalette auf einen Messestand stellt, vorüber. So ist die Tochter Alpine nicht präsent, weil sie nichts Neues zu zeigen hat.
Auf dem Weg nach Europa
Die Messe wird vor allem auch von Marken genutzt, die sich damit den Weg auf den europäischen Markt ebnen, namentlich natürlich BYD als einer der weltgrössten Autobauer. Dieser will in Genf bereits Präsenz markieren und bald nach dem Salon die konkreten Pläne für die Schweiz bekannt geben. Auch MG Motors ist in Europa bereits verankert, der Schweizer Start steht ebenso kurz bevor. Für das Publikum in Genf bietet sich so die Möglichkeit, sich ein erstes Bild von den Autos der beiden chinesischen Marken zu machen.
Aber nicht nur die chinesischen Marken nutzen die Plattform einer Publikumsmesse, um sichtbar zu werden, auch noch wenig relevante Hersteller nutzen Genf, um zu zeigen, was sie können, beispielsweise die selbsternannte Premiummarke Lucid. «Lucid Motors freut sich sehr, am Internationalen Automobilsalon Genf 2024 teilzunehmen und dort unsere Innovationskraft und unseren Führungsanspruch im Premium-BEV-Segment zu zeigen. Aussergewöhnliche Fahrzeuge wie der Lucid Air müssen gefahren und erlebt werden, das entfacht die Begeisterung für unser Produkt», erklärte Sebastian Michel, Pressesprecher der US-Marke, die Teilnahme am Autosalon Genf auf Anfrage der AUTOMOBIL REVUE. Man sei daran, das Handelsnetz auszubauen und wolle die Gims nutzen, um den Bekanntheitsgrad der Marke zu erhöhen. Mit Genf und Zürich hat Lucid in der Schweiz zwei Standorte, seit dem Marktstart im vergangenen Jahr wurden erst knapp 30 Neuwagen eingelöst.
Das Rampenlicht in Genf wird Renault gehören: Die Franzosen enthüllen die Neuauflage des Renault 5 (im Bild das Concept Car).
Und dann sind es die exklusiven Autos wie ein Pininfarina, die für Emotionen sorgen.
Kimera Automobili wird den Evo 38 enthüllen und damit seine Palette damit um ein zweites Modell ergänzen. Bereits bekannt ist der Evo 37 (im Bild).
Dazu kommen noch kleinere Nischenhersteller mit Supersportwagen, die niemand kaufen kann, aber alle sehen wollen. Sie machen einen Autosalon aus. Dieses Jahr sind es ein Pininfarina Battista mit fast 2000 PS und die Enthüllung des Kimera Evo 38, eines «Gruppe-B-Rallyeautos für die Strasse». Weniger emotional, aber heimisch ist der Kleinwagenhersteller Microlino und der gemeinsame Stand einiger Schweizer Dienstleister rund ums Automobil. Darauf vertreten sind der Dachverband Strasseschweiz, der Automobil Club der Schweiz (ACS), Auto-i-dat und auch die Vereinigung der Schweizer Erdölimporteure Avenergy. Deren Geschäftsführer Roland Bilang sieht vor allem den Austausch und die Information über zukünftige Antriebe als Chance für Genf: «Die Mitglieder von Avenergy Suisse versorgen die Mobilität auf der Strasse mit Energie. Wir möchten gemeinsam mit unseren Partnern von Strasseschweiz über die Energieversorgung der Zukunft informieren und beteiligen uns an der angebotenen Austauschplattform.»
Traditionell zu Genf gehört auch die Preisverleihung von The Car of the Year, der Auszeichnung zum besten Auto des Jahres, mit der am Montagmorgen um acht Uhr die Gims eröffnet wird. Einige der abwesenden Marken sind dadurch doch irgendwie präsent, denn auf dem Stand sind nicht nur der Sieger, sondern alle sieben Finalisten ausgestellt (s. Seite 24), die Marken schicken Repräsentanten nach Genf. Und beweisen: Wenn man etwas präsentieren kann – oder sich präsentieren kann –, dann sind Messen noch nicht tot.
Erfolg benötigt
Klar ist, dass die Gims 2024 ein Erfolg werden muss. Sonst muss man den Stecker ziehen. Was Erfolg bedeutet, ist allerdings offen, Gims-Direktor Sandro Mesquita spricht von 200 000 Besuchern. Ein ambitioniertes Ziel, wenn man bedenkt, dass der Salon zu den besten Zeiten rund 600 000 Interessierte aus aller Welt an den Genfersee lockte. Bei deutlich mehr Ausstellern und mehr Fläche – einst waren es sieben Hallen und nicht wie dieses Jahr nur zwei. Aber leere Hallen wie in Paris will niemand sehen. Deshalb unternimmt der Salon auch eigene Anstrengungen, bietet Sonderausstellungen mit Klassikfahrzeugen und Sportwagen sowie ein Public Viewing des Formel-1-Auftaktrennens in Bahrain am Samstag, 2. März, an. Ob damit der Neustart nach vier Jahren der Abwesenheit und aller Abgesänge zum Trotz gelingen wird, werden die Besucher entscheiden.
Praktische Infos
Messedauer
Montag, 26. Februar, bis Sonntag, 3. März
Öffnungszeiten
Mo., 26. Februar (Pressetag), 7.30–18 Uhr
Di., 27. Februar (VIP-Tag), 7.30–18 Uhr
Mi., 28. Februar, 10–20 Uhr
Do., 29. Februar, 10–22 Uhr (Afterwork 18–22 Uhr)
Fr., 1. März, 10–20 Uhr
Sa./So, 2./3. März, 9–19 Uhr
Eintritt
VIP-Tag (27. Februar), 90 Fr.
Kinder (6–15 Jahre), Studenten, 18 Fr.
Senioren, Gäste mit Behinderung, 18 Fr.
Erwachsene (ab 16 Jahren), 25 Fr.
Liste der Aussteller
Automobil Club der Schweiz (ACS), Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS), Auto-i-dat, Assura, Avenergy Suisse, BYD, Car of The Year, Classic Legend Motors, Dacia, Engler, Erreerre Fuorserie, Fédération Internationale de l’Automobile (FIA), Formule 1 Merchandising, GP Motorsports, Isuzu, Kimera Automobili, Lazareth, Legends Magazine, LMI Beeway, Lucid Motors, MG Motor, Micro Mobility Systems, Motorsacoche, Musée National de L´Automobile, Pininfarina, Race World, Renault, Shenzer, Silence, Strasseschweiz, Swiss Racing Lab, Touring Club Schweiz (TCS), Totem Automobili.
Fotos: Gims, Kimera Automobili, Pininfarina, Renault