Jaguar steht vor radikalem Neuanfang

SP-X/AR | 16.07.2024

Anders als viele andere Hersteller erteilt Jaguar dem Verbrenner eine klare Absage. Die Zukunft wird rein elektrisch und deshalb auch mit vielen Traditionen brechen, sagt Jaguar-Chef Glover. Alle Traditionen will man aber nicht über Bord werfen.

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Jaguar streicht bis Ende 2024 fünf Modelle. Nur der F-Pace wird bis nächstes Jahr durchhalten. Grund dafür ist der Umbruch, in dem sich die Marke befindet. Am Rande des Festival of Speed erläuterte Jaguar-Chef Rawdon Glover die Details dieser radikalen Neuausrichtung.

Im Kern geht es um den Wandel zur Elektromarke. Jaguar will zu einem Konkurrenten von Tesla werden. Damit einher geht der Abschied vom Verbrennungsmotor, der für die englische Marke in der Vergangenheit eine enorm wichtige und identitätsstiftende Rolle gespielt hat. Mit jeder Baureihe, die ausläuft, verabschiedet sich Jaguar ein Stück mehr von den lauten Muskelspielen der Vergangenheit. Auf ein konkretes Jahr für das Ende des Verbrennungsmotors will sich Glover nicht festlegen.

Den Anfang vom Ende läutete das Sportmodell F-Type ein, das bereits aus der Produktion genommen wurde. XE, XF, E-Pace und sogar der elektrische I-Pace sollen bald folgen. Der letzte Jaguar mit Verbrennungsmotor wird der F-Pace sein. Wann Jaguar das letzte Auto mit Verbrennungsmotor bauen wird, dürfte vor allem vom Kundeninteresse abhängen. Der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor bedeutet auch den Ausstieg aus dem Hybridantrieb.

Erstes neues Modell frühestens ab 2025

Die künftigen Jaguar-Modelle basieren auf der Jaguar Electric Architecture (JEA) Plattform, auf der in den nächsten Jahren mehrere Modellreihen folgen werden. Den Anfang macht ein sportlicher GT mit vier Türen. Das Design will Jaguar noch 2024 vorstellen. Im Frühjahr 2025 folgt dann die Präsentation des neuen Jaguar-Modells, das Ende 2025 oder Anfang 2026 auf den Markt kommen soll.

Glover nennt beeindruckende Eckdaten. Demnach wird das Fahrzeug über 1000 PS und eine Reichweite von mehr als 700 Kilometern verfügen. Am DC-Lader soll zudem ein Aufladen auf 80 Prozent in weniger als 15 Minuten möglich sein. Damit, so Glover, sei Jaguar konkurrenzfähig zum Marktführer Tesla. Allerdings will sich Jaguar preislich in gehobenen Sphären deutlich jenseits der 100’000-Franken-Marke positionieren.

Die Kunden sollen den kommenden E-Jaguar aber nicht kaufen, weil es ein E-Auto ist. Künftige Elektromodelle sollen den Kunden jenseits der Rationalität vor allem emotional ansprechen. Und sie werden aerodynamisch sein, aber nicht wie aerodynamisch optimierte Autos aussehen. Vielmehr verwendet Glover Adjektive wie «bold» (mutig, kühn) und «exuberant» (überschwänglich), um den Eindruck zu beschreiben, den der erste Jaguar im Vergleich zur Konkurrenz hinterlassen soll.

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Rawdon Glover, CEO von Jaguar

Dem einstigen Retro-Design, das die neuen Jaguar-Modelle der 90er und Nullerjahre prägte, erteilt der Jaguar-Chef hingegen eine klare Absage. Glover spricht vielmehr von einer «Kopie von nichts». Dennoch will man an eine Tradition der Marke anknüpfen, denn die kommenden Modelle, die eine klare Designsprache eint und die sich dennoch deutlich voneinander unterscheiden werden, sollen sich wie frühere Jaguare durch Alleinstellungsmerkmale auszeichnen. Als Beispiele aus der Markengeschichte nennt Glover etwa das aerodynamische Design des 50er-Jahre-Rennwagens D-Type oder die eigenwilligen C-Säulen des XJS.

Nur noch in 25 Märkten präsent

Für Glover ist klar, dass Jaguar seinen Erfolg in der Nische finden muss. Das grosse und traditionsreiche Erbe der Marke könnte dabei helfen. Mit Volumenmodellen gegen die vielen neuen Elektroautos aus China mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis ankommen zu wollen, sei ein Spiel, das die Jaguar-Land-Rover-Gruppe nicht gewinnen könne, so Glover. Die neue Strategie bedeutet daher auch eine Abkehr vom Volumengeschäft der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte.

So soll es bei den kommenden Elektromodellen um Klasse statt Masse gehen. Zudem wollen die Briten ihre kommenden Stromer nur noch in 25 Märkten verkaufen. Dazu gehören China, die USA und Deutschland. Entwickelt und produziert wird in den englischen Midlands. In seinen Märkten will Jaguar weiterhin auf klassische Händler setzen, allerdings wird das bestehende Händlernetz schrumpfen.

Fotos: Jaguar

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