Anders als viele andere Hersteller erteilt Jaguar dem Verbrenner eine klare Absage. Die Zukunft wird rein elektrisch und deshalb auch mit vielen Traditionen brechen, sagt Jaguar-Chef Glover. Alle Traditionen will man aber nicht über Bord werfen.
Jaguar streicht bis Ende 2024 fünf Modelle. Nur der F-Pace wird bis nächstes
Jahr durchhalten. Grund dafür ist der Umbruch, in dem sich die Marke befindet.
Am Rande des Festival of Speed erläuterte Jaguar-Chef Rawdon Glover die Details
dieser radikalen Neuausrichtung.
Im Kern geht es um den Wandel zur Elektromarke. Jaguar will zu einem
Konkurrenten von Tesla werden. Damit einher geht der Abschied vom
Verbrennungsmotor, der für die englische Marke in der Vergangenheit eine enorm
wichtige und identitätsstiftende Rolle gespielt hat. Mit jeder Baureihe, die
ausläuft, verabschiedet sich Jaguar ein Stück mehr von den lauten Muskelspielen
der Vergangenheit. Auf ein konkretes Jahr für das Ende des Verbrennungsmotors
will sich Glover nicht festlegen.
Den Anfang vom Ende läutete das Sportmodell
F-Type ein, das bereits aus der Produktion genommen wurde. XE, XF, E-Pace und
sogar der elektrische I-Pace sollen bald folgen. Der letzte Jaguar mit
Verbrennungsmotor wird der F-Pace sein. Wann Jaguar das letzte Auto mit
Verbrennungsmotor bauen wird, dürfte vor allem vom Kundeninteresse abhängen.
Der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor bedeutet auch den Ausstieg aus dem
Hybridantrieb.
Erstes neues Modell frühestens ab 2025
Die künftigen Jaguar-Modelle basieren auf der Jaguar Electric Architecture
(JEA) Plattform, auf der in den nächsten Jahren mehrere Modellreihen folgen
werden. Den Anfang macht ein sportlicher GT mit vier Türen. Das Design will
Jaguar noch 2024 vorstellen. Im Frühjahr 2025 folgt dann die Präsentation des
neuen Jaguar-Modells, das Ende 2025 oder Anfang 2026 auf den Markt kommen soll.
Glover nennt beeindruckende Eckdaten. Demnach wird das Fahrzeug über 1000 PS
und eine Reichweite von mehr als 700 Kilometern verfügen. Am DC-Lader soll
zudem ein Aufladen auf 80 Prozent in weniger als 15 Minuten möglich sein.
Damit, so Glover, sei Jaguar konkurrenzfähig zum Marktführer Tesla. Allerdings
will sich Jaguar preislich in gehobenen Sphären deutlich jenseits der 100’000-Franken-Marke
positionieren.
Die Kunden sollen den kommenden E-Jaguar aber nicht kaufen, weil es ein
E-Auto ist. Künftige Elektromodelle sollen den Kunden jenseits der Rationalität
vor allem emotional ansprechen. Und sie werden aerodynamisch sein, aber nicht
wie aerodynamisch optimierte Autos aussehen. Vielmehr verwendet Glover
Adjektive wie «bold» (mutig, kühn) und «exuberant» (überschwänglich), um den
Eindruck zu beschreiben, den der erste Jaguar im Vergleich zur Konkurrenz
hinterlassen soll.
Dem einstigen Retro-Design, das die neuen Jaguar-Modelle der 90er und
Nullerjahre prägte, erteilt der Jaguar-Chef hingegen eine klare Absage. Glover
spricht vielmehr von einer «Kopie von nichts». Dennoch will man an eine
Tradition der Marke anknüpfen, denn die kommenden Modelle, die eine klare
Designsprache eint und die sich dennoch deutlich voneinander unterscheiden
werden, sollen sich wie frühere Jaguare durch Alleinstellungsmerkmale auszeichnen.
Als Beispiele aus der Markengeschichte nennt Glover etwa das aerodynamische
Design des 50er-Jahre-Rennwagens D-Type oder die eigenwilligen C-Säulen des
XJS.
Nur noch in 25 Märkten präsent
Für Glover ist klar, dass Jaguar seinen Erfolg in der Nische finden muss.
Das grosse und traditionsreiche Erbe der Marke könnte dabei helfen. Mit
Volumenmodellen gegen die vielen neuen Elektroautos aus China mit einem guten
Preis-Leistungs-Verhältnis ankommen zu wollen, sei ein Spiel, das die
Jaguar-Land-Rover-Gruppe nicht gewinnen könne, so Glover. Die neue Strategie
bedeutet daher auch eine Abkehr vom Volumengeschäft der vergangenen zweieinhalb
Jahrzehnte.
So soll es bei den kommenden Elektromodellen um Klasse statt Masse gehen.
Zudem wollen die Briten ihre kommenden Stromer nur noch in 25 Märkten
verkaufen. Dazu gehören China, die USA und Deutschland. Entwickelt und
produziert wird in den englischen Midlands. In seinen Märkten will Jaguar
weiterhin auf klassische Händler setzen, allerdings wird das bestehende
Händlernetz schrumpfen.