10-Punkte-Plan zum Durchbruch der Elektromobilität

Moritz Doka | 20.02.2025

Die Elektromobilität in der Schweiz stagniert, von anderen europäischen Ländern wurden wir mittlerweile überholt. Auto Schweiz stellt einen Zehn-Punkte-Plan vor, wie der Elektromotor in der Schweiz wieder angekurbelt werden kann.

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Weder die Elektromobilität noch die Importeure haben es in der Schweiz zurzeit leicht. Der Verkauf von Steckerfahrzeugen stagniert, weil die Rahmenbedingungen für die E-Mobilität hierzulande nicht stimmen und teilweise sogar verschlechtert wurden. Auf der anderen Seite wurde der CO2-Flottengrenzwert in der EU ab dem 1. Januar 2025 auf 93.6 g/km pro Auto gesenkt, den Schweizer Importeure auch rückwirkend bezahlen sollen. Sollte diese Regelung durchkommen, drohen Strafzahlungen von insgesamt bis zu 500 Millionen Franken.

Um die Flottenemissionen zu senken, müssen mehr Elektrofahrzeuge verkauft werden – was aufgrund der schlechten Voraussetzungen in der Schweiz immer schwieriger wird. Gegenüber 2023 ging der Anteil an verkauften Elektrofahrzeugen um 1.7 Prozentpunkte auf 19 Prozent gemessen am Gesamtmarkt zurück. Im Rahmen ihrer Jahrespressekonferenz stellte Auto Schweiz zehn Massnahmen für Bund und Verwaltung vor, mittels derer die Elektromobilität vorangebracht werden kann.

Zehn-Punkte-Plan für die Elektromobilität in der Schweiz


  1. Fünfjähriges Moratorium der Automobilsteuer auf Elektrofahrzeuge. Seit dem 1. Januar 2024 wird die Importsteuer von vier Prozent auch auf Elektrofahrzeuge fällig. Diese verteuert die Elektrofahrzeuge in der Regel, wobei nicht alle Importeure sie auch an die Endkunden weitergeben. Um E-Autos wieder günstiger zu machen, sollen sie für fünf Jahre wieder von der Importsteuer ausgenommen werden.

  2. Flächendeckender Anreiz für den Ausbau privater Ladestationen. Die Schweiz hat europaweit mitunter den höchsten Anteil an Mietern und Stockwerkeigentümern. Ein Recht auf Laden gibt es jedoch nicht. Auch wenn Bedarf besteht, muss der Vermieter also keine Ladestation installieren, was häufig auch geschieht. Ein Recht auf heimisches Laden soll also gesetzlich verankert werden.

  3. Preistransparenz bei öffentlichen Ladestationen. Im Gegensatz zu Tankstellen müssen bei öffentlichen Ladestationen die Preise nicht angeschrieben werden. Was eine Kilowattstunde Strom kostet, ist also nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Mittels Transparenz hätte der Kunde direkt eine Wahl, welchen Anbieter er ansteuern soll. Zudem trüge eine Transparenz zur Vereinheitlichung der Preise bei.

  4. Liberalisierung des Strommarktes. Eine europaweite Liberalisierung des Strommarktes trüge zur Senkung der Strompreise bei. Mit durchschnittlich 33.85 Cent pro Kilowattstunde hat die Schweiz einen europaweit hohen durchschnittlichen Strompreis.

  5. Kein Swiss Finish bei Regularien. Die Schweiz ist ein Importmarkt. Im Europäischen Vergleich ist ihre wirtschaftliche Bedeutung relativ klein. Deshalb sollten EU-Regularien übernommen, aber nicht zusätzlich verschärft werden. Stattdessen brauche es Anreize anstelle von Bestrafungen, um die Verkäufe von Elektrofahrzeuge anzukurbeln.

  6. Keine rückwirkenden Lenkungsabgaben. Rückwirkende CO2-Strafen schadeten dem gesamten Wirtschaftsstandort Schweiz und hätten massive Stellenabbauten im gesamten Sektor zur Folge. Zudem gebe es damit keine Planungssicherheit für die Zukunft.

  7. Flexibilisierung des CO2-Absenkungspfades. Die CO2-Strafen müssen marktgerecht und nicht planerisch erhoben werden.

  8. Technologieoffenheit. Zur Senkung der CO2-Emissionen müssen alle Antriebe berücksichtigt werden, die dazu beitragen. Dazu zählen nicht nur Elektrofahrzeuge, sondern auch Plug-in-Hybride und CO2-neutrale Betriebsstoffe wie Synfuels und E-Fuels.

  9. Harmonisierung der Besteuerung. Zurzeit handhabt jeder Kanton die Besteuerung von Fahrzeugen anders. In manchen Kantonen werden auf Elektrofahrzeuge keine Steuern fällig, was der einzige finanzielle Besitzanreiz in der Schweiz darstellt. Manche Kantone erheben Steuern auf Elektrofahrzeuge, allerdings ebenfalls nicht einheitlich. Die Besteuerung von Elektrofahrzeugen müsste vereinheitlicht werden. Zudem solle ein Verzicht auf die Mehrwertsteuer bei Elektrofahrzeugen geprüft werden, um zusätzliche Kaufanreize zu schaffen.

  10. Attraktivitätssteigerung von E-Lieferwagen. Elektrische Lieferwagen sind noch schwerer als solche mit Verbrennungsmotor. Dieser Gewichtsnachteil müsse ausgeglichen und das zulässige Gesamtgewicht für elektrische Lieferwagen angehoben werden. Zudem sollen die Hürden für Unternehmen beim Umstieg auf elektrische Flotten gesenkt werden.

Der Ball liegt beim Bund

Der Zehn-Punkte-Plan wird dem Bund am Erscheinungsdatum, dem 20. Februar 2025, vorgelegt. Auto Schweiz nimmt Bund und Verwaltung nun in die Pflicht, zu handeln. Der Hochlauf der Elektromobilität könne kein Alleingang der Hersteller und Importeure sein, sagt Donato Bochicchio, Vizepräsident von Auto Schweiz und Managing Director von PCDOL und Logep bei der Emil Frey Gruppe.

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Helmut Ruhl, Vizepräsident von Auto Schweiz und CEO der AMAG Group AG, betont: «Die Autobranche unterstützt die Klimaziele der Schweiz und wir als Importeurs-Gesellschaften unternehmen viel, was über die reine Bereitstellung von Fahrzeugen hinausgeht. Wir stellen Ladestationen auf, bieten vergünstigte Ladetarife an (28 rp./kWh, Anm. d. Red.) und bauen die Produktion erneuerbarer Energien aus. Es gehören aber viele weitere Branchen und Akteure zum Gelingen der Elektromobilität dazu – doch nur die Automobilwirtschaft soll finanziell gebüsst werden. Das ist weder marktwirtschaftlich noch sinnvoll reguliert.» Und weiter: «Wir sind nicht gegen CO2-Sanktionen. Sie müssen aber marktgerecht angewandt werden.»

Peter Grünenfelder, Präsident von Auto Schweiz, sagt dazu: «Die Berechnung der CO2-Ziele wurde aufgrund eines geschätzten Anteils an Steckerfahrzeugen vorgenommen. Dieser wurde aufgrund der fehlenden Rahmenbedinungen aber massiv verfehlt. Und nun sollen die Kunden dafür bestraft werden, denn eine teilweise Weitergabe der Sanktionen an die Endkunden wäre unumgänglich.» Die Man darf gespannt sein, wie der Bund auf die Vorschläge reagiert – und ob und wie sie umgesetzt werden.

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Peter Grünenfelder, Präsident Auto Schweiz

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Thomas Rücker, Direktor Auto Schweiz

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Helmut Ruhl, Vizepräsident Auto Schweiz & CEO AMAG Group AG

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Donato Bochicchio, Vizepräsident Auto Schweiz & Managing Director PCDOL und Logep Emil Frey Group AG

Auto Schweiz, AMAG

Kommentare

Hanspeter Zuercher

Wieso sollte man E-Mobilität fördern? Verstopfen E-Autos weniger die Autobahnen, die Innenstädte, brauchen sie weniger Parkplätze? Unverständlich. Entweder der Markt bietet konkurrenzfähige E-Autos oder dann halt nicht. Bisher ist dies, mit Ausnahmen (und die verkaufen sich excellent, z.B. Renault5), eindeutig nicht der Fall. Das Umweltschutz Argument zählt nicht, denn jedes neu hergestellte Fahrzeug benötigt teure Ressourcen, ein Auto das bereits auf den Strassen rollt nicht.