Kräftiger Gewinneinbruch bei Audi, 7500 Jobs fallen weg

Klaus Justen | 18.03.2025

Schwierige Rahmenbedingungen, viele Modellwechsel und Lieferschwierigkeiten: Audi musste 2024 kräftig Federn lassen, verkaufte knapp 12 Prozent weniger Autos und verbuchte deutlich weniger Gewinn.

Audi Döllner Rittersberger

Audi-CEO Gernot Döllner und Finanzvorstand Jürgen Rittersberger

Die Konsequenzen müssen nun die Arbeitnehmer des deutschen Premiumherstellers tragen. Schon am Vorabend der Bilanzpressekonferenz wurde bekannt, dass sich Unternehmen und Arbeitnehmervertretung auf ein Personal-Abbauprogramm geeinigt haben.

Demnach werden bis Ende 2029 insgesamt 7500 Stellen abgebaut, davon die meisten (6000) bereits bis 2027. Der Abbau, der nach Angaben von Audi-Chef Gernot Döllner sozialverträglich und über Abfindungsprogramme und Altersteilzeit erfolgen soll, wird dabei nicht die Produktion betreffen, sondern zum Teil die Entwicklung. Im Gegenzug zum geplanten Abbau wurde die Vereinbarung verlängert, auf weitere betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Diese Vereinbarung gilt nun bis 2033.

Durch den Personalabbau wollen Döllner und sein Finanzchef Jürgen Rittersberger pro Jahr eine Milliarde Euro an Personalkosten einsparen.

Das wird auch nötig sein, denn für das Bilanzjahr 2024 musste Audi den zweiten massiven Gewinneinbruch in Folge verkraften. Das bereits als «Übergangsjahr» angekündigte 2024 brachte für den bayerischen Hersteller die erwartet durchwachsenen Ergebnisse. Eine Reihe an Modellwechseln in wichtigen Baureihen – A4, Q5, A6 –, verspätete Modellanläufe durch Verzögerungen in der Entwicklung wie beim Q6 e-tron, dazu Lieferschwierigkeiten füt Sechs- und Achtzylindermotoren plus der einbrechende Verkauf in China: alles Faktoren, die sich in Verkaufzzahlen und der Bilanz niederschlagen.

Lamborghini Urus

Lamborghini Urus

Lamborghini mit überragender Marge, Audi mit rund 220'000 weniger verkauften Autos

Die Zahlen im Überblick: Die Markengruppe Progressive mit ihren Marken Audi, Lamborghini, Bentley und Ducati hat im vergangenen Jahr 1.69 Millionen Autos (plus knapp 55‘000 Motorräder) ausgeliefert. Das ist ein Minus von rund 226‘000 Autos, wobei die praktisch allein auf die Kappe der Kernmarke Audi gehen.

Lamborghini hat im vergangenen Jahr 10‘687 Autos verkauft, 3.1 Milliarden Euro umgesetzt und dabei 835 Millionen Euro Gewinn gemacht. Das sind 27 Prozent Marge, die Marke spielt «in einer eigenen Liga», so Finanzchef Rittersberger.

Bentley hat 10‘643 Autos verkauft, knapp 3000 weniger als 2023. 2.64 Milliarden Euro Umsatz und 373 Millionen Euro Gewinn ergeben eine Marge von 14.1 Prozent.

Der Audi-Konzern erzielte damit einen Gesamtumsatz von 64.5 Milliarden Euro, das ist ein Rückgang um 5.3 Milliarden. Das operative Ergebnis landete bei 3.9 Milliarden im Vergleich zu 6.2 Milliarden im Vorjahr, die Marge schrumpfte von 9.0 auf 6.0 Prozent.

Die Kernmarke Audi konnte nur noch 2.6 Milliarden zum Gewinn beitragen. Hier schlugen zusätzlich zu den bereits genannten Faktoren noch 1.2 Milliarden Euro zu Buche, die für die Schliessung des Werks in Brüssel aufgewendet werden mussten.

«Substanzielles Wachstum» bei Elektrofahrzeugen im Jahr 2025

Für das Jahr 2025 erwartet CEO Döllner ein Umsatzwachstum auf 67.5 bis 72.5 Milliarden Euro, auch wenn das «Geschäft nicht leichter werde» angesichts der Kaufzurückhaltung auf dem chinesischen Markt und den Turbulenzen durch US-Einfuhrzölle.

Das Geschäft mit batterieelektrischen Autos werde aber «substanziell wachsen», ist Döllner optimistisch. Im vergangenen Jahr war rund jeder zehnte Audi ein BEV.

Bis Ende kommenden Jahres werde Audi insgesamt 20 neue Modelle auf den Markt bringen, davon die Hälfte elektrisch. Vor allem durch neue Plug-in-Hybriden in wichtigen Volumenmodellen wie A3 Sportback/Allstreet und Q3 erhofft sich der CEO Absatzimpulse. Ende des Jahres werde Audi im Vergleich zur Konkurrenz das jüngste Modellprogramm haben.

Für China kündigte Döllner an, dass bereits in wenigen Wochen an der Shanghai Motor Show das erste Modell der neuen Submarke für den chinesischen Markt (AUDI mit Grossbuchstaben statt vier Ringen) vorgestellt wird.

Audi Concept E

Konzept für neue Submarke in China

Fotos: Audi

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