Man könnte fast von eitel Freude sprechen in der Autobranche. Mit exakt 20 040 Neuimmatrikulationen überbot der April 2024 nicht nur das Ergebnis des Vorjahres deutlich. Es war zudem der beste April seit 2021, und auch beim Gesamtergebnis nach den ersten vier Monaten des laufenden Jahres steht ein Pluszeichen vor den Neuzulassungen. Also alles gut? Nein, denn da ist die Schwäche im Segment der Elektrofahrzeuge (BEV), die der Branche ein wenig die gute Laune verdirbt.
Denn während bei den anderen Antriebsarten im April deutlich zweistellige Zuwachsraten zu verzeichnen waren, fielen die BEV-Verkaufszahlen gegenüber dem Vorjahr um knapp sechs Prozent. Nicht ganz 3200 vollelektrische Fahrzeuge wurden bei den Zulassungsstellen immatrikuliert, aufs laufende Jahr gerechnet sind es 13 603 – das sind zwar fast doppelt so viele Elektroautos wie Diesel, doch der Absatz lahmt. Anders als bei genau diesen Selbstzündern, die nämlich im April um fast 25 Prozent und aufs Jahr gesehen um gut vier Prozent zulegen konnten. Die höchsten Zuwachsraten schreiben indessen die Voll- und Mildhybride. 6380 Autos mit der Kombination von Verbrenner- und Elektromotor, aber ohne externen Ladeanschluss bedeuten ein Verkaufsplus im Vergleich zum Vorjahr von gut 26 Prozent und einen Marktanteil für dieses Antriebskonzept von knapp 30 Prozent. Summiert man dazu die Plug-in-Hybride, die 1713 Käufer fanden, sowie die vollelektrischen Autos, ergibt dies einen Marktanteil von knapp 58 Prozent für das Segment der alternativen Antriebe. Den grössten isolierten Marktanteil haben nach wie vor die klassischen Benziner, jedes dritte Neufahrzeug wird von einem Ottomotor ohne elektrische Unterstützung angetrieben. Der Diesel habe derweil mit einem Zehntel des Marktes erfolgreich seine Nische gefunden, so Auto-Schweiz.
Zweikampf um den Titel Bestseller
Weitere Zuwachsraten verbucht auch das Antriebskonzept Allradantrieb. Der Anteil hat sich jenseits der 50 Prozent eingependelt. Das korrespondiert mit den beliebtesten Modellen der Schweizer Autokäuferinnen und -käufer. Unter den Top Ten tummeln sich mit wenigen Ausnahmen ausschliesslich SUV. Eine der Ausnahmen ist auf Rang zwei der Skoda Octavia. Von dem Kombi, dessen Modellpflege unmittelbar bevorsteht – das neue Modell ist bereits bestellbar –, wurden in den ersten vier Monaten mehr als 2400 Stück neu zugelassen, allein 800 davon im April. Damit setzt sich der Octavia deutlich von Verfolgern wie dem VW Tiguan oder dem BMW X1 ab. An der Spitze thront der Tesla Model Y, der nach dem fulminanten März einen eher unterdurchschnittlichen Monat einlegte, aber nach einem Drittel des Jahres schon bei knapp 3000 Verkäufen liegt. Damit hat der Crossover schon fast die Hälfte des kompletten Vorjahresergebnisses geschafft.
BMW fast gleichauf mit VW
An der Spitze der Marken-Hitliste gibt BMW weiterhin kräftig Gas. Um fast 40 Prozent steigerten die Bayern ihre April-Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr, aufs Jahr gesehen steht ein Plus von 11.6 Prozent. Damit rückt der Premiumhersteller der Nummer eins im Markt immer enger auf die Pelle, nur 82 Autos weniger als VW hat BMW in den ersten vier Monaten des Jahres verkauft. Wobei der Gradmesser für BMW ja nicht die Volumenmarke VW, sondern die andere bayerische Premiummarke ist: Audi. Aber gegensätzlicher könnte die Marktpräsenz aktuell nicht sein. Um fast 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sind die Audi-Verkaufszahlen zurückgegangen, rund 2300 Autos weniger als der Konkurrent aus München hat man verkauft. Der dritte deutsche Anbieter aus der Businessklasse schwächelt ebenfalls. Fast zehn Prozent fehlen Mercedes-Benz zu den Verkaufszahlen 2023. Anders sieht es bei Porsche aus, der Sportwagenhersteller liegt mit gut 20 Prozent im Plus. Die höchsten Zuwachsraten unter den Marken der Top Ten schreiben Volvo mit plus 22.5 Prozent und Tesla, das seine Verkaufszahlen im Vergleich zu 2023 um gut 82 Prozent nach oben schrauben konnte. Allerdings mussten die Amerikaner im April auch schon wieder eine leichte Delle hinnehmen – Tesla bleibt volatil.
Verunsicherung der Käufer
Die Kaufzurückhaltung bei vollelektrischen Fahrzeugen führt Auto-Schweiz auf eine starke Verunsicherung der Käufer bei der Wahl des Antriebs bei einem Neufahrzeug zurück. Deshalb würden Neuanschaffungen zuerst aufgeschoben, und wenn es dann doch zum Kauf komme, stünden Verbrenner weiterhin höher im Kurs. «Auch die Preissteigerungen im von staatlichen Unternehmen beherrschten Strommarkt motivieren derzeit nicht zum Kauf von Steckerfahrzeugen», erklärt Auto-Schweiz. Essenziell für die weitere Ausbreitung der Elektromobilität seien «einfache Zugänglichkeit zu Ladeinfrastruktur – zu Hause, unterwegs und am Arbeitsplatz – und Stromversorgungssicherheit», sagt Auto-Schweiz-Präsident Peter Grünenfelder.