Microlino: Verkaufszahlen steigern

Interview: Olivier Derard | 07.03.2024

Microlino Das Mini-Elektroauto ist seit 
zwei Jahren auf dem Markt. Nun soll eine 
Lite-Version eine breitere Zielgruppe ansprechen.

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In Genf stellten die Ouboter-Brüder den ­Microlino Lite vor, eine auf 45 km/h begrenzte Version des Standard-Microlino. Das Auto soll neue Marktanteile erobern.

Microlino gehörte zu den wenigen Herstellern, die Präsenz zeigten: «Der Genfer Salon ist unsere Herzensmesse», sagte Merlin Ouboter, Mitbegründer und Marketingchef von Microlino, vor der Pressekonferenz am Rande des Autosalons. Logisch, denn hier enthüllte die Familie Ouboter, die auch hinter den berühmten Schweizer Micro-Trottinetts steht, ihren ersten Prototyp eines Kleinwagens. Das war vor acht Jahren, im Jahr 2016. Seitdem ist viel passiert. Die Ouboter-Brüder sind zusammen mit ihrem Kleinwagen gut gereift. Der Microlino kam 2022 offiziell auf den Markt, bislang wurden 3000 Exemplare produziert. Nun ist er auch in der auf ein Tempo von 45 km/h begrenzten Version Lite erhältlich. Diese kann in verschiedenen ausländischen Märkten von Jugendlichen zum Teil schon ab 14 Jahren gefahren werden, erforderlich ist ein Ausweis für Roller oder Mopeds (s. Box). Vor diesem Hintergrund traf die AUTOMOBIL REVUE Merlin Ouboter, Mitbegründer und Marketingchef von Microlino.

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Die Ouboter-Brüder Merlin (l., mit Mikrofon) und Oliver teilen sich die Leitung des 2016 gestarteten Projekts Micro­lino. Das neue Ziel des Unternehmens ist es, die Produktion und die Verkaufszahlen in die Höhe zu treiben.

AUTOMOBIL REVUE: Wie weit ist Microlino in seiner Entwicklung fortgeschritten?

Merlin Ouboter: Wir sind bereits auf dem schweizerischen, deutschen, französischen, italienischen, spanischen, niederländischen, belgischen und griechischen Markt vertreten. Bisher haben wir insgesamt 3000 Microlino produziert, davon 600 für die Schweiz. Einige wurden 2022 verkauft, die meisten jedoch erst 2023. Wir sind mit diesem Ergebnis zufrieden, vor allem wenn man es mit Elektroautos wie dem Smart Fortwo electric vergleicht, der sich 2023 nur halb so gut verkaufte.

Das Auto ist also gut angelaufen. Welche Herausforderungen haben Sie noch vor sich?

Unser Ziel ist es nun, die Produktion und damit die Verkaufszahlen zu steigern. Dazu haben wir geplant, einen neuen Markt zu erschliessen, nämlich England. Aber das ist noch nicht alles. Wir nutzen den Automobilsalon in Genf, um ein neues Modell, den Microlino Lite, vorzustellen.

Was ist der Zweck dieses neuen Autos, wo sehen Sie seine Marktposition?

In der Schweiz sind wir mit einem Marktanteil von 90 Prozent mit Abstand Marktführer im Segment der L7e-Microcars. Mit anderen Worten: Wir haben mehr oder weniger einen neuen Markt geschaffen. Im L6e-Segment, in dem sich der neue Lite positiv entwickelt, bearbeiten wir einen bestehenden Markt, der jedoch wesentlich grösser ist. So sollten wir in zwei bis drei Jahren 10 000 bis 15 000 Einheiten erreichen können.

Mit welchen Problemen sind Sie bei dieser Marktentwicklung konfrontiert?

Unsere grösste Sorge ist, dass wir von den verschiedenen europäischen Regierungen nicht unterstützt werden. In Belgien zum Beispiel werden für normale Firmenwagen verschiedene Arten von Vergünstigungen gewährt, nicht aber für Fahrzeuge wie den Microlino. Wenn sich also ein Angestellter für einen Microlino entscheidet, muss er die gleichen monatlichen Raten zahlen wie beispielsweise für einen Porsche Taycan.

Verdienen Sie mit dem Microlino aktuell schon Geld?

Ja, wir verdienen Geld. Ich würde aber nicht sagen, dass wir bereits profitabel sind. Wir investieren weiterhin in die Zukunft. Ich denke daher, dass es noch eine Weile dauern wird, bis wir wirklich Gewinne erzielen können.

Planen Sie, dem aktuellen Markttrend zu niedrigeren Fahrzeugpreisen zu folgen?

Wir versuchen, unsere Produktionskosten so weit wie möglich zu senken, aber es wird noch eine Weile dauern, bis sich dies auf den Kaufpreis des Fahrzeugs auswirkt. 

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Microlino «Lite»

Der Microlino Lite bietet die gleiche Reichweite wie sein grosser Bruder, aber seine Höchstgeschwindigkeit ist auf 45 km/h statt der üblichen 90 km/h begrenzt. Damit ist er eine Klasse tiefer angesiedelt, L6e statt L7e. In der Schweiz ist trotzdem der Führerausweis für Autos erforderlich, in einigen Ländern wie Frankreich oder Deutschland darf dieser Autotyp mit der Ausweisklasse AM (Roller oder Mopeds) gefahren werden, je nach Land schon ab 14, 15 oder 16 Jahren. Das Auto, das an den beiden neuen Farben (Venice Blue und Berlin Anthracite) zu erkennen ist, richtet sich also an eine völlig andere Zielgruppe. Während die Fahrer des normalen Microlino in der Altersgruppe über 45 Jahre angesiedelt sind, richtet sich die limitierte Version an die unter 20-Jährigen. «Das ist ein Segment, das derzeit grösser ist als der L7e-Markt, der Markt für den Standard-Microlino», erklärt Merlin Ouboter. Im Vergleich zur Konkurrenz sieht sich Microlino als Premiumprodukt. Die Version Lite wird zu einem Preis von 16 490 Franken angeboten.

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