Neue Hoffnung für Genf & Co.?

Olivier Derard | 09.05.2024

Automobilausstellungen Ist die ­Rückkehr von BMW zum Pariser Autosalon ein gutes Zeichen für die anderen europäischen Automessen, speziell für Genf? Eine Momentaufnahme.

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Angesichts der wenigen anwesenden Hersteller war die Gims 2024 ein Erfolg. Aber es braucht mehr, wenn die Veranstaltung fortgesetzt werden soll.

Die Ankündigung von BMW schlug in der Automotivebranche ein wie eine kleine Bombe: «Die BMW Group freut sich, ihre Rückkehr mit den Marken BMW, Mini und BMW Motorrad zum nächsten grossen französischen Treffen, dem Mondial de l’Automobile, der von 14. bis 20. Oktober 2024 in Paris stattfinden wird, bekannt zu geben.» Ein deutscher Automobilhersteller, der sich für die Teilnahme an der französischen Automobilmesse entscheidet – das ist ein Ausrufezeichen, immerhin hatten die Deutschen den Mondial seit 2018 links liegen gelassen. Ist es also möglich, dass dieser Schritt von BMW der erste Dominostein ist, der in einer Art Kettenreaktion die anderen Automobilkonzerne dazu bringt, sich wieder verstärkt auf den europäischen Ausstellungen zu zeigen – und damit im Frühling 2025 auch wieder in Genf am Autosalon anzutreten?

Noch gibt es dazu keine konkreten Aussagen der Schweizer Importeure, wie eine Umfrage der AUTOMOBIL REVUE zeigt. Bedeckt hält sich auch noch BMW: «Wir prüfen ständig unsere Messe- und Sponsoring-Engagements und untersuchen die verschiedenen möglichen Formate», erklärt Sven Grützmacher, Sprecher von BMW in der Schweiz. Möglicherweise hat aber die Sichtbarkeit, die Renault als einer der wenigen grossen Autohersteller bei der Gims 2024 genoss, die Entscheidung der bayerischen Marke beeinflusst. «Die hohe Besucherzahl in Genf und die überwältigende Resonanz auf unsere Weltpremieren – in erster Linie den Renault 5 mit Elektroantrieb – zeigen, dass die Automobilmessen nach wie vor ein sehr wichtiger Ort sind, an dem Hersteller und Besucher ihre Leidenschaft für Autos teilen können», sagt Marc Utzin­ger, Sprecher von Renault in der Schweiz. Allerdings konnte er noch nicht bestätigen, dass Renault 2025 in Genf vertreten sein werde. Eine Teilnahme liegt aber nahe, denn Utzinger betont, dass der französische Hersteller auch bei «anderen wichtigen Automobilmessen in den Regionen, in denen die Gruppe vertreten ist, dabei sein wird».

Viele Hersteller sind derselben Meinung. Und auch Christian Frey, Amag-Sprecher für Volkswagen, Audi, Skoda, Seat und Cupra, sagt: «Messen sind nach wie vor eine gute Gelegenheit, Produkte und Technologien einem breiten Publikum zu präsentieren. Derzeit können wir noch nicht sagen, an welchen europäischen Veranstaltungen die Marken der Volkswagen AG möglicherweise teilnehmen werden, da noch keine Entscheidungen getroffen wurden, insbesondere für 2025.»

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Der Renault 5 wurde bei der 2024er-Ausgabe der Gims mit grossem Pomp enthüllt. Als Weltpremiere war er zweifellos der Star der Veranstaltung. Renault hat seine Entscheidung, an der Genfer Messe teilzunehmen, nicht bereut.

Honda wiederum bleibe «offen für die Idee, an internationalen Veranstaltungen in ganz Europa teilzunehmen, wie zum Beispiel in Genf, auf der IAA oder in Paris», erklärt Dominik Erne, Pressesprecher von Honda Schweiz. Ähnlich klingt es bei Suzuki. «Suzuki beobachtet die aktuelle Situation und entscheidet von Fall zu Fall. Obwohl es derzeit keine Pläne gibt, ist eine Beteiligung grundsätzlich nicht ausgeschlossen, auch nicht für Genf», sagt Florian Christen, Sprecher von Suzuki. Dasselbe gilt für Citroën. «Wir halten uns die Möglichkeit einer Teilnahme offen und bewerten sie für jede Veranstaltung separat, je nachdem, ob wir beispielsweise Neuheiten zu präsentieren haben», sagt Nina Schütz. Bei Mercedes-Benz schliesslich erklärt Livia Steiner, dass «die Kommunikationsplattformen laufend und individuell überprüft werden, die Kommunikation aber künftig stärker als bisher auf neue Präsentationsformate ausgerichtet sein wird».

China an erster Stelle

Wie ein klares Bekenntnis zu Genf klingt das nicht, und auch vom anderen schwäbischen Hersteller aus Zuffenhausen klingt es ähnlich. «Porsche entwickelt zunehmend eigene Veranstaltungsformate, mit denen wir bestehende und neue Kunden ansprechen wollen», sagt Inga Konen, Pressesprecherin des Herstellers in der Schweiz. Sie weist jedoch darauf hin, dass «Porsche nicht an der Geneva International Motorshow teilgenommen hat, was aber nicht bedeutet, dass eine zukünftige Teilnahme grundsätzlich ausgeschlossen ist». Dennoch gibt man bei Porsche zu, dass man 2024 den Schwerpunkt stärker auf wachstumsstarke Regionen legen werde. Mit anderen Worten: China rückt nun in den Mittelpunkt des Interesses.

Peter Bucher von Subaru Schweiz stellt fest: «Die Position Europas auf dem globalen Automobilmarkt ist schwächer geworden.» Und wenn die Hersteller ihre Neuheiten der Öffentlichkeit präsentieren wollen, dann tun sie dies in der Regel auf einem Wachstumsmarkt. Es ist paradox: Europäische Hersteller beschränken sich darauf, ihre Neuheiten in China zu präsentieren, aber chinesische Firmen zögern nicht, ihre neuen Produkte auch auf Messen in Europa vorzustellen. Dies war bereits 2024 der Fall und wird wahrscheinlich auch 2025 so sein, wie Astara-Sprecher Lukas Hasselberg erklärt: «Nur noch unbekannte Marken, zum Beispiel aus China, sind daran interessiert, an ­einer Messe teilzunehmen. Unter den asiatischen Herstellern, die Astara vertritt, könnte auch MG infrage kommen. Sie war bereits 2024 in Genf vertreten.

Offenes Desinteresse

Es gibt die Unentschlossenen – und dann gibt es noch diejenigen, die nicht zögern, ihr Desinteresse zu offenbaren. So zum Beispiel Volvo. «Seit unserer Ankündigung im Jahr 2018, nicht mehr an internationalen Automobilmessen teilzunehmen, haben wir zahlreiche eigene Plattformen und massgeschneiderte Veranstaltungen geschaffen, um ­unsere neuen Fahrzeuge, Technologien und Dienstleistungen zu präsentieren. Diese Plattformen haben sich bewährt, sodass es derzeit nicht notwendig ist, eine Präsenz auf internationalen Messen in Betracht zu ziehen», sagt Simon Krappl, Sprecher von Volvo in der Schweiz. Auch die Elektrotochter Pole­star zeigt sich zurückhaltend, hält sich «die Option aber offen», wie Tobias Glauser erklärt. Bei Mazda klingt das deutlich entschiedener. «Im Moment haben wir nicht die Absicht, an einer der internationalen Autoausstellungen in Europa teilzunehmen», sagt Sprecherin Gabi Maubert.

Dasselbe gilt für die meisten Marken der Stellantis-Gruppe. Lukas Hasselberg, der für Importeur Astara spricht, fasst es so zusammen: «Bei den von Astara importierten Marken der Stellantis-Gruppe – Abarth, Alfa Romeo, Fiat und Jeep – kann man davon ausgehen, dass keine von ihnen an einer internationalen Automobilmesse teilnehmen wird, wie es bereits in diesem und im letzten Jahr der Fall war.» Was Hyundai betrifft, «hat das Unternehmen seit der Pandemie nicht mehr an Messen teilgenommen und wird dies wahrscheinlich auch in Zukunft nicht tun.» Dasselbe gelte für Nissan, sagt Hasselberg ganz offen. Und weiter: «Ich kann nicht bestätigen, dass das Interesse an internationalen Autoausstellungen wieder zunimmt, ganz im Gegenteil. Die meisten Hersteller haben erkannt, was sie mit dem Geld, das sie früher in Messen investiert haben, machen können.»

Alle in Zürich

Auch Peugeot, ebenfalls Teil der Stellantis-Gruppe, dürfte die Gims meiden, wie Jens Ruckli von Peugeot Schweiz erklärt: «Generell stellen wir ­einen Rückgang des Interesses an den grossen europäischen Automobilmessen fest. Das Gegenteil ist der Fall, wenn es um die Zunahme der Besucherzahlen bei lokalen Automobilmessen geht.» Wie zum Beispiel bei der Auto Zürich. Die grosse Zürcher Messe scheint tatsächlich in der Gunst der Importeure ganz oben zu stehen, denn die meisten von ihnen haben bereits ihre Anwesenheit in den Hallen der Messe Zürich im kommenden November bestätigt.

Ob in Genf hingegen tatsächlich ein Dominoeffekt eintritt, scheint ungewiss zu sein, will man es ganz vorsichtig ausdrücken. Das ist schade, denn eines ist sicher: Der Autosalon wird nicht ein zweites Mal mit so wenigen Herstellern stattfinden können. Die Veranstaltung hat sich in diesem Jahr für die Organisatoren nicht gelohnt. Sie sahen sich gezwungen, auf eigenen Kosten zusätzliche Themenbereiche einzurichten, um den Mangel an Herstellern auszugleichen. Eine zweite Übergangsausgabe wie in diesem Jahr ist daher zum Scheitern verurteilt. Ohne die Rückkehr der Hersteller im Jahr 2025 ist der Genfer Autosalon am Ende. So einfach ist das. 

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