Derzeit erfreuen sich sowohl batterieelektrische Autos als auch jene mit Plug-in-Hybridantrieb bei den Käufern noch einer anhaltenden Beliebtheit. Die vollelektrischen BEV machen im bisherigen Jahresschnitt rund 20 Prozent aller neu zugelassenen Personenwagen aus, das sind nochmals 2.2 Prozent mehr als 2022, Plug-in-Hybride (PHEV) konnten gegenüber dem Vorjahr von 8.1 auf 9.0 Prozent ebenfalls leicht zulegen. 2021 hatten die PHEV aber schon einmal 9.1 Prozent Marktanteil, weshalb die jüngsten Zahlen eher auf eine Stagnation hindeuten.
Bei den BEV könnte eine solche ebenfalls bevorstehen, die famosen Wachstumsraten der letzten fünf Jahre dürften kaum mehr erreicht werden. Seit 2019 hat sich der BEV-Anteil bei den monatlichen Neuzulassungen gleich verfünffacht: Von damals 4.2 Prozent ging es bis Ende 2020 auf 8.2 Prozent, 2021 lag der BEV-Anteil bereits bei 13.8 Prozent, 2022 bei 17.8 Prozent und jetzt also bei einem Fünftel. Die Importeursvereinigung Auto-Schweiz ist mit dieser Entwicklung zwar durchaus zufrieden, stellt jetzt aber eine deutliche Verlangsamung des Wachstums in Aussicht. Unter anderem infolge der sich abkühlenden Konjunktur, aufgrund der die E-Autokäufe von den Kunden nach hinten geschoben werden. Dass die Strompreise im kommenden Jahr um durchschnittlich 18 Prozent zulegen, dürfte laut Auto-Schweiz auch nicht helfen. Und dann ist da ja noch die Sache mit der Importsteuer.
Jetzt auch noch Steuerstrafe
Ab 2024 sind Elektroautos neu ebenfalls der Automobilsteuer unterstellt, das heisst, beim Import werden zusätzlich vier Prozent des Fahrzeugwerts fällig. Aus objektiver Sicht ist diese Gleichbehandlung nur fair, sie lässt sich aber mit den ehrgeizigen CO2-Emissionsreduktionszielen des Bundes nicht einmal ansatzweise vereinbaren, sondern steht in krassem Gegensatz dazu. Die Schweiz kennt allgemein keine einheitliche E-Auto-Förderung, da wäre es laut Auto-Schweiz schon sehr wichtig, die Rahmenbedingungen nicht noch zusätzlich zu verschlechtern.
Das gilt umso mehr, als die Ladeinfrastruktur im europäischen Vergleich zwar gar nicht so schlecht, aber doch noch weit vom Optimum entfernt ist. Laut E-Mobilitätsindex des Online-Geodatendiensts Here Technologies und des Forschernetzwerks SBD Automotive belegt die Schweiz hier hinter Norwegen, den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland den fünften Platz. Doch der Schein trügt, im Idealfall kommen auf eine öffentliche Ladesäule zehn Steckerfahrzeuge, aktuell beträgt das Verhältnis aber 1:19. Werden nur reine Elektrofahrzeuge betrachtet, liegt die Schweiz immerhin bei 1:13. In Anbetracht dessen, dass selbst bei der prognostizierten Abschwächung des E-Auto-Booms jeden Monat Tausende neue Steckerfahrzeuge auf die Strasse kommen werden, ist eine Annäherung ans Idealverhältnis derzeit aber sehr unwahrscheinlich.
Zum Vergleich: Bei Verbrennern liegt das Verhältnis für eine optimale Versorgung laut der Interessengemeinschaft der Importeure für flüssige Treibstoffe, Avenergy Suisse, bei einer Zapfsäule auf 1000 Fahrzeuge. «Für die knapp 4.8 Millionen eingelösten Personenwagen, die Benzin oder Diesel tanken, beträgt es dank weit über 3000 Tankstellen mit durchschnittlich vier Zapfsäulen aber sogar 1:400», rechnet Avenergy-Geschäftsführer Roland Bilang vor. Den enormen Infrastrukturaufwand, der für das Laden von E-Fahrzeugen notwendig sei, sollte man dabei genauso wenig ausser Acht lassen wie den Fakt, dass mehr Ladestationen ohne gleichzeitigen Ausbau der Stromversorgung automatisch längere Ladezeiten bedeuten.
Ladesäulenmangel als Hauptbremse
Wer bereits ein Steckerfahrzeug gekauft hat, dürfte sich von solchen Prognosen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wer ausserdem über eine eigene Ladestation verfügt und vielleicht sogar einen Teil des zum Fahren benötigten Stroms selbst herstellen kann, wird sowieso entspannt sein. Potenzielle Umsteiger könnten aber ins Zweifeln kommen und beim nächsten Autokauf doch nochmals zu einem Modell mit Tank greifen. Denn je mehr Stromer auf die Strasse kommen, desto schlechter werden die Bedingungen für ihre Besitzer – speziell für jene ohne eigene Ladestation.
Gemäss Auto-Schweiz respektive dem Bundesamt für Statistik waren am Stichtag 30. September 2023 insgesamt 155 495 aller zugelassenen Personenwagen Elektroautos, was 3.3 Prozent des gesamten Personenwagenbestands entspricht. Dazu kommen 77 477 Plug-in-Hybride (1.6 % des Gesamtbestands). Dass es schon jetzt nicht genug öffentliche Ladesäulen für diese Steckerfahrzeuge gibt, fällt im Mieterland Schweiz besonders ins Gewicht, wie auch ein Blick in den jüngst erschienenen E-Barometer 2023 des TCS beweist. So verfügen lediglich 36 Prozent der Elektroauto- respektive Plug-in-Hybrid-Besitzer über eine Ladestation zur exklusiven Nutzung. Dieser Wert entspricht exakt der Wohneigentumsquote. Immerhin 53 Prozent haben wenigstens einen exklusiven Stromanschluss, fast die Hälfte der Besitzer eines Steckerfahrzeugs findet aber zu Hause keine idealen Voraussetzungen vor und ist auf die Lademöglichkeit beim Arbeitgeber oder sogar öffentliche Ladestationen angewiesen.
Die TCS-Studie ergab denn auch, dass fehlende Lademöglichkeiten mit Abstand der wichtigste Grund für das Absehen vom Kauf eines Elektroautos sind: 65 Prozent (3 % mehr als bei der letztjährigen Befragung) gaben an, sie verzichteten auf einen Kauf, weil sie zu Hause nicht laden könnten. Sogar 67 Prozent bemängelten zu wenige öffentliche Ladesäulen. Das sind gleich viele wie letztes Jahr, was darauf hindeutet, dass das Ladenetz trotz stetigen Säulenzuwachses offenbar auch in der subjektiven Wahrnehmung der Autokäufer nicht genug dicht ist, um von ihnen als ausreichend beurteilt zu werden. In den letzten drei Jahren hat sich die Anzahl der öffentlichen Ladesäulen zwar mehr als verdoppelt – laut dem Bundesamt für Energie von rund 5000 an 2500 Standorten auf über 12 000 an knapp 6000 Standorten –, aber das reicht eben bei Weitem noch nicht.