In Frankreich hält man zusammen, in Deutschland gewinnen immer die Deutschen, und in Italien baut man ohnehin die besten Autos. So könnte man, vielleicht ein wenig überspitzt, die Testbarometer nationaler Automobilzeitschriften und deren Punktevergabe zusammenfassen. Die Schweiz ist weltweit für Neutralität und Transparenz bekannt, da bildet die AUTOMOBIL REVUE keine Ausnahme. Wir verlassen uns ausschliesslich auf Erfahrungen und Messergebnisse. Auch wenn der Aufwand für das pedantische Testen noch so gross ist, er ist es absolut wert. Die auf der Teststrecke und im realen Verkehr ermittelten Mess- und Verbrauchswerte sind unbestechlich. Und sie bilden die Grundlage unserer Bewertung. Für diese haben wir jetzt eine noch übersichtlichere und besser nachvollziehbare Segmentierung entwickelt. Sie ermöglicht es, in jedem Segment eine spezifische Gewichtung der einzelnen Bewertungskriterien anzuwenden. Im AR-Jahrbuch 2024 werden alle Bewertungskriterien und Messmethoden noch ausführlicher beschrieben sein.
Verbrauchsmessfahrten
Die AR-Normrunde, auf der wir den Realverbrauch eruieren, misst 122 Kilometer auf Autobahn, Landstrasse und im Stadtverkehr. Dieselbe Strecke, derselbe Testfahrer, dieselbe Fahrweise und derselbe Ablauf: volltanken oder -laden, fahren, volltanken oder -laden, auswerten. Warum wir so versessen darauf sind, jedes Fahrzeug knapp drei Stunden lang streng am Geschwindigkeitslimit zu bewegen? Glaube nicht, was du nicht selbst getestet hast! Gerade Verbrauchsangaben sind Laborwerte. Hat man es mit einem reinen Verbrenner oder einem reinen Elektriker zu tun, sind die WLTP-Angaben noch ein halbwegs brauchbarer Indikator. Doch bei Plug-in-Hybriden (PHEV) wird im Homologations-Testzyklus zuerst einmal gestromert, bis die Batterie vollständig leer ist. Erst dann darf der Verbrennungsmotor Kraftstoff gurgeln. So entstehen Verbräuche im Zehntelliterbereich, die jedoch in keiner Weise die Realität widerspiegeln. Neu geben wir bei den PHEV nicht nur den Liter-, sondern auch den Stromverbrauch an. Hintergrund ist die enorm unterschiedliche Arbeitsaufteilung von Verbrennungs- und Elektromotor. Während manche Fahrzeuge mit dem Batterieinhalt haushalten, hauen andere möglichst viel Strom auf den ersten Kilometern raus. Vielleicht, um beim WLTP-Test zu glänzen ... Die AR-Normrunde hingegen bleibt ein echter, wahrer und auf der Strasse ermittelter Verbrauchswert.
Segmentabhängiger Notenschlüssel
Die Ergebnisse aus Messwerten (wie jenen der AR-Normrunde) und Testeindrücken rechnen wir schon seit Langem in Punkte um, deren Totalwert dann auch die Testnote bildet. Die Maximalpunktzahl respektive die Höchstnote, die ein Fahrzeug erreichen kann, beträgt 100. Dabei berücksichtigen wir aber die höchst unterschiedlichen Anforderungen an das jeweilige Modell und teilen die Testwagen deshalb in verschiedene Segmente ein. Zwar geht es bei allen Segmenten um die Testkapitel Antrieb, Fahrwerk, Innenraum, Sicherheit und Budget – aber pro Kapitel gibt es eine segmentabhängige Maximalpunktzahl. Nur das Total, also der Höchstwert von 100, ist identisch. Damit tragen wir dem Fakt Rechnung, dass man zum Beispiel von einem Kleinwagen nicht die gleich grosszügigen Platzverhältnisse erwarten kann wie von einem grossen SUV. Ein solches wiederum sollte offroad mehr drauf haben als ein Sportwagen, bei dem wiederum der Antrieb und damit die Performance elementar sind und dementsprechend höher gewichtet werden sollten als das Budget.
Segmente und Zuweisung
Diese segmentabhängige Bewertung wird 2024 selbstverständlich fortgeführt, aber sie lässt sich dank einer neuen Darstellung für unsere Leser besser nachvollziehen. Bis anhin verwendeten wir in den einzelnen Testkapiteln Sterne. Je nach erreichter Punktezahl konnten maximal fünf Sterne pro Bewertungskriterium erreicht werden, bei fünf Kriterien also maximal 25 Sterne, die dann 100 Punkten entsprachen. Diese Darstellungsweise sieht zwar grafisch attraktiv aus, lässt aber keine Nachvollziehbarkeit der unterschiedlich stark gewichteten Testkapitel zu. Deshalb sehen Sie in einem AR-Test neu die für jedes Kriterium erreichte Punktzahl sowie die Höchstpunktzahl, die im betreffenden Segment im jeweiligen Testkapitel verteilt wird. Beispiel: Während ein Kleinwagen im Antriebskapitel höchstens 20 Punkte erreichen kann, sind es bei den Sportwagen 33. Währenddessen gibt es bei einem Sportwagen im Budgetkapitel maximal sieben Punkte zu verteilen, bei einem Kleinwagen aber 25.