Automobil Revue | 02.10.2024
Dass die WLTP-Reichweite nicht immer etwas mit der harten Realität auf der Strasse zu tun hat, ist eine Binsenweisheit. Aber völlig aus der Welt sind die Werte nicht, beweist ein Test von VW Schweiz – bei einer Verbrauchsfahrt übertraf der eingesetzte VW ID.7 Pro S die Normangabe sogar deutlich.
Die Zahlen am Ende der über zwei Tage laufenden Verbrauchsfahrt rund um Zug belegen einerseits, dass das Team um Projektleiter Felix Egolf mit leichtem rechten Fuss unterwegs war, denn der Durchschnittsverbrauch wies am Ende 10.3 Kilowattstunden auf 100 Kilometer aus. Rechnet man das auf einen Verbrennermotor um, entspräche das einem knappen Liter Benzin auf 100 Kilometer.
Andererseits belegt die Durchschnittsgeschwindigkeit von 51 km/h auch, dass man bevorzugt auf Landstrassen und im städtischen Bereich unterwegs war und vergleichsweise wenig Autobahn im Mix hatte – das sind Faktoren, die bei einem Verbrenner eher den Verbrauch in die Höhe treiben würden, bei einem Elektroauto aber für günstige Verbrauchswerte sorgen.
Insgesamt legte der VW ID.7 Pro S mit seiner Batterieladung von 86 Kilowattstunden (netto) in 15 Stunden und 42 Minuten reiner Fahrzeit 794 Kilometer zurück. Das ist deutlich über der offiziellen WLTP-Reichweite von 709 Kilometern. Gefahren wurde auf einer 81 km langen Rundstrecke im Grossraum Zug. Das Streckenprofil entsprach einem realen, alltäglichen Fahreinsatz mit Autobahnabschnitten, Ortsdurchfahrten und Überlandstrassen. Die zurückgelegten 794 Kilometer sind knapp so lang wie die Strecke von Basel nach Emden in Norddeutschland, wo der ID.7 gebaut wird.
Neues Antriebssystem APP550, neue Batterie mit 86 Kilowattstunden Nettokapazität
Die Verbrauchs-Teststrecke führte von Cham über die Autobahn nach Arth und von da via Rothenthurm, Biberbrugg, über den Hirzel nach Mettmenstetten und zurück nach Cham. Insgesamt acht verschiedene Fahrerinnen und Fahrer wurden eingesetzt, bis am Mittwoch, dem 25. September am frühen Nachmittag auf der 9. Runde die 700-km-Marke geknackt wurde.
Da war allerdings noch nicht Schluss. Ein erneuter Fahrerwechsel wurde nötig und es folgte die 10. Runde. Das Display zeigte eine Restreichweite von etwas mehr als 60 km an. Um 16.50 Uhr war es dann so weit. Der ID.7 traf nach dem Absolvieren einer verkürzten Route auf der Rundstrecke wieder in Cham ein. Auf dem Batteriedisplay stand eine Null. Es wurden noch 2 km Reichweite angezeigt.
Ein wichtiger Baustein für diese hohe Effizienz ist der neue Antrieb APP550, ein elektrisches Antriebssystem der neuesten Generation. Wesentliche Komponenten sind die der Elektromotor (dreiphasige Permanentmagnet-Synchronmaschine), das zweistufige 1-Gang-Getriebe und der Pulswechselrichter, also die Leistungs- und Steuerelektronik. Die neue E-Maschine erbringt eine Höchstleistung von 210 kW (286 PS) und ein maximales Drehmoment von 545 Nm. Angetrieben wird die Hinterachse. Die Limousine beschleunigt in 6.6 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Der zweite wichtige Baustein ist die neue Lithium-Ionen-Batterie. Sie stellt einen Energiegehalt von 86 kWh (netto) zur Verfügung; der Brutto-Energiegehalt beträgt 91 kWh. Geladen wird die neue Batterie an DC-Schnellladesäulen mit bis zu 200 kW.
Der dritte Baustein ist der tiefe Luftwiderstandsbeiwert. Mit einem Cw-Wert von 0.23 bietet der ID.7 gute Voraussetzungen für einen geringen Verbrauch, gerade auf der Autobahn.
Die Markteinführung des neuen ID.7 Pro S als Limousine und Tourer wird noch in diesem Jahr in der Schweiz erwartet.