Das zu Ende gehende Jahr brachte in der Verkehrspolitik keine grossen Ereignisse, erwähnenswert ist etwa die Eröffnung der dritten Tunnelröhre am Gubrist ZH im April. Nächstes Jahr hingegen kommt es unter anderem zur Volksabstimmung über den Autobahnausbau, nachdem in der vergangenen Woche und noch vor Ablauf der Frist am 18. Januar 2024 das Referendum zustande kam. Gemäss einer Mitteilung des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS) sind bereits 72 000 Unterschriften gesammelt worden.
Autobahnausbau
National- und Ständerat haben auf Vorschlag des Bundesrats dem Autobahnausbau auf den folgenden Abschnitten zugestimmt: Wankdorf–Schönbühl BE, Schönbühl–Kirchberg BE, dritte Röhre Rosenbergtunnel inklusive Spange Güterbahnhof St. Gallen, Rheintunnel Basel BS/BL, zweite Röhre Fäsenstaubtunnel Schaffhausen sowie Le Vengeron–Nyon VD. Die Kosten werden auf 5.3 Milliarden Franken veranschlagt. Gegen diesen Bundesbeschluss haben Parteien, Organisationen und Verbände aus dem linksgrünen Lager unter der Federführung des VCS erfolgreich das Referendum ergriffen. 2024 kommt es damit zu einer Volksabstimmung über den Autobahnausbau. Die Unterschriften werden derzeit beglaubigt.
Autobahn A1
Die Verkehrskapazität des rund 22 Kilometer langen A1-Autobahnabschnitts zwischen den Verzweigungen Luterbach SO und Härkingen SO wird regelmässig überschritten. Das Ausbauprojekt auf sechs Spuren auf diesem Abschnitt beseitigt den Engpass auf dem Nationalstrassennetz und beinhaltet die Instandsetzung und Anpassung der Infrastruktur an die Umweltgesetzgebung. Es erfüllt Anforderungen des Gewässer- und Lärmschutzes. Gegen die Urteile des Bundesverwaltungsgerichts sind keine Beschwerden beim Bundesgericht eingegangen. Somit ist die Plangenehmigungsverfügung des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) rechtskräftig. Die Vorarbeiten starten im Frühling, die Hauptarbeiten im Mai 2025. Man geht von insgesamt rund acht Jahren Bauzeit ab 2024 aus.
Gotthard-Strassentunnel
Am zweiten Gotthard-Strassentunnel laufen die Arbeiten seit dem Zwischenfall von 10. September (Riss in der Zwischendecke) wieder normal weiter. Wegen der Härte des Gesteins sind Sprengungen weiterhin notwendig, sie erfolgen aber noch schonender. Der Gegenvortrieb im Bereich des Nordportals dauert noch bis Juni 2024. Die Inbetriebnahme der zweiten Gotthard-Strassenröhre ist für 2029 vorgesehen. Danach wird der erste Gotthard-Strassentunnel instandgesetzt. Voraussichtlich ab 2032 stehen dann beide Tunnel zur Verfügung.
Astra-Bridge
2022 wurde auf dem A1-Abschnitt Recherswil–Luterbach SO die Baustellenbrücke Astra-Bridge des Bundesamts für Strassen (Astra) erstmals eingesetzt. Zwar hat sich in dieser Zeit der Verkehrsfluss verbessert, aber nicht auf dem gewünschten Niveau eingependelt. Deshalb wurden die Auf- und Abfahrtsrampen dieser mobilen Hilfsbrücke, unter der die Bauarbeiten laufen, verlängert und damit optimiert. Der erneute Einsatz auf dem Autobahnabschnitt Recherswil–Luterbach ist im kommenden Frühjahr geplant. Die Kosten für die baulichen Anpassungen belaufen sich auf rund 4.7 Millionen Franken.
Autonomes Fahren
Einige Änderungen des Strassenverkehrsgesetzes sind auf 1. Oktober 2023 in Kraft getreten – Stichworte: Milderungen bei Raserdelikten sowie bei Widerhandlungen beim Fahren mit Führerausweis auf Probe. Der Bundesrat hat die Vernehmlassung über zwei neue Verordnungen eröffnet, mit denen er das automatisierte Fahren regeln will. Wie bekannt, beschloss das Parlament im Frühling eine Teilrevision des Strassenverkehrsgesetzes (SVG) und schuf damit die Rahmenbedingungen für das autonome Fahren. Diese Gesetzesbestimmungen konkretisiert nun der Bundesrat mit zwei Verordnungen. Die Vernehmlassung dazu dauert bis 2. Februar 2024. Neu will der Bundesrat die Automatisierungsstufe 3 erlauben. Sie beinhaltet, dass Autofahrer das Lenkrad loslassen dürfen. Sie müssen aber bereit sein, die Fahrzeugbedienung jederzeit wieder selbst auszuüben.
Klima-Initiativen
Der Verein Umverkehr hat in neun Städten und in der Gemeinde Ostermundigen BE Klima-Initiativen eingereicht nach dem Motto Bäume statt Asphalt. Die Städte-Initiativen verlangen, dass umweltverträgliche und platzsparende Verkehrsarten bevorzugt werden. Weitere Klima-Initiativen in Burgdorf BE und Schaffhausen sind in Vorbereitung. In St. Gallen haben die Initianten ihren Vorstoss zurückgezogen, nachdem das Stadtparlament einen Gegenvorschlag angenommen hatte. In Basel-Stadt lehnten die Stimmbürger am 26. November entsprechende Initiativen klar ab.