Wie wird das Jahr 2025? Das erwartet die Autobranche

Klaus Justen | 02.01.2025

Der Automarkt 2024 lief lange nicht so gut, wie es die Branchenvertreter vor Jahresfrist erhofft hatten. Wie sehen nun die Aussichten für das neue Jahr aus?

2025

Als 2023 die Neuimmatrikulationen zusammengerechnet wurden, stand eine gute Viertelmillion verkaufter Autos in den Büchern. Die Hoffnung war gross, 2024 diese Zahl wieder ein Stückchen weiter nach oben zu verschieben – zwar noch nicht ganz auf 300 000 und mehr wie in Vor-Corona-Zeiten, aber wenigstens ein bisschen in die Richtung. Diese Hoffnung trog – am Ende von 2024 stand ein Minus in den Büchern.

Wie aber wird 2025? Die AUTOMOBIL REVUE hat die grossen Importeure in der Schweiz nach ihren Erwartungen und Prognosen für das neue Jahr befragt.

«Wir erwarten eine leichte Erholung des Marktes»
Helmut Ruhl, CEO AMAG Group AG

Amag Helmut Ruhl Sara Keller Photography

Helmut Ruhl

«Das Schweizer Autojahr 2024 war mit einem Rückgang von 4,4% zu 2023 anspruchsvoll für die Branche. Konjunkturelle Unsicherheiten verbunden mit einer gedämpften Verbraucherstimmung haben ihre Spuren hinterlassen. Die Importmarken der AMAG Gruppe erfreuen sich in diesem schwierigen Umfeld weiterhin grosser Beliebtheit. Mit Ausnahme des vergangenen Jahres und der Corona-Jahre konnten wir auch aufgrund zahlreicher Produktneuheiten wie Audi Q6 e-tron, Audi A5-Familie, Cupra Tavascan, VW Tiguan oder ID.7 Tourer den höchsten Marktanteil der Geschichte erzielen.

2025 erwartet die AMAG Gruppe eine leichte Erholung des Marktes. Die grössten Herausforderungen sehen wir im politischen und wirtschaftlichen Umfeld. Im neuen Jahr dürfen wir uns unter anderem auf die Markteinführung des VW Tayron und der neu vorgestellten BEV, dem Skoda Elroq und dem Audi A6 e-tron, mit Reichweiten bis zu 756km freuen.

Wir sind überzeugt, dem elektrischen Antrieb gehört die Zukunft, und erwarten einen Anstieg der Verkaufszahlen bei BEV, dank neuer und aufgefrischter Modelle. Für eine erfolgreiche Transformation bedarf es aber auch unterstützender Rahmenbedingungen. Gemäss Auto-Schweiz sind die CO2-Ziele für die Branche nicht erreichbar.»

«Das wirtschaftliche Überleben einer ganzen Branche steht auf dem Spiel»

Roland Schell, CEO Mercedes-Benz Schweiz AG

Mercedes Benz Roland Schell

Roland Schell

«Stand heute konnten wir gegenüber dem Vorjahr sowohl bei den Zulassungen als auch beim Marktanteil zulegen, der aktuell bei 8.4% liegt. Ich bin überzeugt, dass wir dieses Jahr zusammen mit unseren Vertriebspartnern mit einem erfreulichen Ergebnis abschliessen werden.

Einen Kontrast hierzu ergibt allerdings der Blick auf den schwächelnden Gesamtmarkt und die Herausforderungen im kommenden Jahr. Wir alle sehen: Der politisch angestrebte und von uns Herstellern mit grossen Investitionen geförderte Umstieg auf Elektroautos wird von den Kunden nur langsam vollzogen. Statt Anreize für diesen Umstieg zu schaffen, verschärft die Schweiz 2025 die CO2-Richtwerte massiv – und bittet die Hersteller für den CO2-Ausstoss der Autobesitzer im grossen Stil zur Kasse. Dass die Politik damit das wirtschaftliche Überleben einer ganzen Branche und ihrer Arbeitsplätze aufs Spiel setzt, finde ich persönlich erschreckend.

Als Marke bleibt Mercedes-Benz seiner Strategie auch 2025 treu: Wir bringen mit dem CLA das erste Modell auf unserer neuen modularen Elektroplattform auf den Markt. Es bietet mehr als 750 km Reichweite bei einem Verbrauch von lediglich rund 12 kWh/100 km und eine Ladezeit von 10 Minuten für 300 km Reichweite – ein absolut überzeugendes Argument für den Umstieg auf Elektro.»

«Wir wollen mit unseren neuen Modellen positiv elektrisieren»

Claudia Meyer, Managing Director Renault Group Switzerland

Renault Claudia Meyer 271

Claudia Meyer

«Das Jahr 2024 war für die Renault Group mit zehn Neulancierungen eines der intensivsten, die wir je erlebt haben. Starten durften wir mit zwei tollen Auszeichnungen: der Renault Scenic wurde zum Car of the Year 2024 gekürt und der Renault Master zum International Van of the Year 2024. Wir konnten die neuen Modelle Captur E-Tech Hybrid, Symbioz E-Tech Hybrid und Rafale E-Tech Plug-in Hybrid 4x4 300 PS vorstellen, und natürlich unser emotionalstes Elektroauto: den Renault 5.

Auch für Dacia war es ein tolles Jahr: der neue Spring und der neue Duster sind seit Herbst bei den Händlern, und der neue Bigster – unser Familien-SUV - kommt 2025 ins Händlernetz.

Alpine hat mit der A290 das erste Elektrosportauto seiner «Dream Garage» präsentiert, dessen Auslieferungen Anfang 2025 starten.

2025 wird sicher ein spannendes Jahr, wir werden mit unseren EV Megane und Scenic, den Ikonen R5 und R4 sowie dem A290 «positiv elektrisieren» und so die neuen CO2-Ziele unterschreiten, wie wir das immer geschafft haben. Bei den leichten Nutzfahrzeugen wird es eine grössere Herausforderung, aber auch da sind wir überzeugt, mit unseren Flottenkunden gemeinsam ihre und unsere CO2-Emissionen durch den Umstieg auf Elektro-Versionen reduzieren zu können.»

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«Ein signifikantes Marktwachstum für 2025 bleibt unwahrscheinlich»

Jesus Fernandez de Mesa, Managing Director Volvo Car Switzerland

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Jesus Fernandez de Mesa

«Trotz geopolitischer Herausforderungen bleiben die Marktbedingungen stabil mit solider Nachfrage. Mit dem Fokus auf elektrifizierte Fahrzeuge haben wir mit hohen Anteilen an vollelektrischen und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen in diesem Jahr starke Ergebnisse erzielt. Unser ausgewogenes Portfolio deckt auch das wachsende Interesse nach Mild-Hybriden ab, während sinkende Zinssätze die Verbraucherstimmung positiv beeinflussen. Die Markteinführung des vollelektrischen EX30 war ein Highlight, das eine hohe Nachfrage generiert und zu einem Marktanteil von 3.9 Prozent beigetragen hat, mit einer starken Performance im Premiumsegment.

Obwohl wir stabile Bedingungen erwarten, erscheint ein signifikantes Marktwachstum im Jahr 2025 unwahrscheinlich. Risiken bleiben mit geopolitischen Unsicherheiten verbunden, die die Verbraucherstimmung und die Nachfrage nach Neuwagen beeinträchtigen könnten.

Unsere Priorität ist es, die Kundenbedürfnisse mit unserem elektrifizierten Portfolio zu erfüllen und gleichzeitig unsere Flaggschiffmodelle wie den EX90 und XC90 auf den Markt zu bringen. Während Herausforderungen wie die Ladeinfrastruktur bestehen bleiben, wird der Anteil unserer vollelektrischen Fahrzeuge durch den EX30 und EX90 weiter wachsen. Mit über 80% elektrifizierten Verkäufen werden wir die CO2-Ziele problemlos erreichen.»

«Die Neue Klasse definiert den Kern der Marke neu»

Sergio Solero, President & CEO BMW (Schweiz) AG

BMW sergio solero

Sergio Solero

«Die BMW Group Switzerland behauptet sich erneut trotz eines herausfordernden Jahrs und sichert sich mit der Marke BMW per Oktober den ersten Platz im Premium-Segment. 2025 lancieren wir unsere vollelektrische Neue Klasse Plattform und definieren damit den Kern der Marke BMW neu. Auf Seiten MINI erwarten wir gespannt die ersten beiden vollelektrischen John Cooper Works Modelle und freuen uns auf noch mehr Go-Kart Feeling.

Nächstes Jahr ist ebenfalls der Start unseres neuen Vertriebsmodell geplant, bei dem wir unseren Kunden eine nahtlose on- und offline Erfahrung sowie einen schweizweit konsistenten Preis bei Neuwagen anbieten können, um nur zwei der Vorteile für unsere Kunden zu nennen.

Mit unserem aktuellen Produktportfolio, in dem bereits jetzt 24 vollelektrischen Modelle über allen Kernsegmenten hinweg enthalten sind, gestalten wir den Wandel hin zur Elektromobilität aktiv mit. So haben wir als einziger Premium-Volumenhersteller seit 2016 die ambitionierten CO2-Ziele des Bundes kontinuierlich erreicht.»

«Es braucht eine Flexibilisierung der Emissions-Regulierung»

Donato Bochicchio, Managing Director PCDO (Peugeot, Citroën, DS Automobiles, Opel) und Leapmotor

Emil Frey PCDO Donato Bochicchio

Donato Bochicchio

«Für uns gab es diverse Highlights dank einer Fülle von Modellneuheiten bei allen Marken. Zudem dürfen wir mit Leapmotor in den nächsten Wochen eine neue und spannende Marke im Schweizer Markt lancieren. Trotz vieler Investitionen und Produktneuheiten gestaltet sich unser Geschäft auch im fünften Jahr nach Covid weiterhin herausfordernd, es spielen zurzeit bei allen Marktteilnehmern inklusive Konsumenten diverse Unsicherheiten mit.

Leider machen sich negative Stimmen zum Thema Elektromobilität breit, weil immer noch viel Ungelöstes beim Thema Ladeinfrastruktur für Mieter oder Preistransparenz für den grösseren Erfolg von Elektrofahrzeugen im Raum steht. Hier wäre wünschenswert, dass sich die Politik von der reinen Ideologie zum proaktiven Handeln mit den notwendigen Rahmenbedingungen bewegt.

Der Übereifer bei der Regulierung der Emissionen von Neufahrzeugen führt 2025 zu massiven und herausfordernden Zielwertverschärfungen von Personen- und Nutzfahrzeugen. Sollten die Regelungen nicht entschärft werden, drohen unserer Branche im schlimmsten Fall im nächsten Jahr Strafzahlungen im dreistelligen Millionenbereich. Das würde zu erheblichen volkswirtschaftlichen Verwerfungen führen und die Schweizer Automobilwirtschaft ins Mark treffen.

Die meisten Hersteller/Importeure haben ihre Hausaufgaben auf dem Weg zur CO2-Neutralität mit der Bereitstellung von vielen Elektromodellen in allen Segmenten gemacht. Der Markt nimmt aber nicht alles so schnell auf. Es braucht eine zeitliche Flexibilisierung der Regulierungsvorgaben. Ich bin aber überzeugt, dass wir mit unseren neuen und preiswerten Modellen bei allen Marken unser Volumen undn BEV-Anteil steigern werden.»

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Fotos: Adobe Stock, Importeure

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