Citroën 11BL Der Citroën Traction Avant wird diesen Frühling 90 Jahre alt – aber er kann bis heute erstaunlich gut mithalten!
Marc Reist weckte seinen 1948er-Citroën Traction Avant 11BL im Alter von 18 Jahren aus dem Dornröschenschlaf.
Seinem jungen Besitzer ist unser Exemplar von 1948, ein 11BL, vor rund sechs Jahren zugeflogen. Marc Reist, einer der vielversprechendsten jungen Jaguar-Spezialisten des Landes, der die Marke seit früher Kindheit mag, ist fasziniert von jeglicher Art alter Fahrzeugtechnik. Und so war ihm als angehendem Automechaniker der Gedanke, dass ein alter Citroën in der Garage einer Witwe ungeliebt vor sich hingammelte, mehr als unangenehm. Besonders als deutlich wurde, dass das Auto seinen Platz räumen sollte.
Für kleines Geld konnte der damals 18-jährige Reist den Wagen, der seit 1987 abgemeldet war, kaufen und parkierte ihn erst einmal im Garten der Eltern. Der Motor war blockiert, Kunststück nach so langer Standzeit. Marc Reist, ein ingeniöser Macher, liess sich nicht beirren und schraubte den gusseisernen Zylinderkopf auf, um einen Blick in die Zylinder werfen zu können. Hier zeigte sich das Desaster in Form einer durchgegammelten Zylinderkopfdichtung, die Kühlwasser in den Brennraum eines Zylinders hatte sickern lassen. Ohne viel Respekt griff Reist zu einem Holzscheit und klopfte den festhängenden Kolben unverdrossen bis zum unteren Totpunkt hinunter. «In der Zylinderwand zeigten sich nur kleine Korrosionsspuren, nichts Gravierendes. Ich besorgte eine neue Zylinderkopfdichtung, drehte das ganze ordentlich durch, schliff die Ventile neu ein und baute den Motor wieder zusammen. Seither läuft er – ohne nennenswerten Ölverbrauch, aber generell eher rau. Mir war aber schon vorher klar, dass dies kein Jaguar sein würde», sagt der Berner lachend, nachdem wir ein Stück weit gefahren sind. Der 1948er-Traction-Avant stammt aus der grossen Zeit des Modells unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Kinderkrankheiten der ersten Modelle von 1934 und 1935 waren längst behoben, und er bot vier bis fünf Reisenden einen zuverlässigen Transport, auch wenn der kleinste Citroën damals nicht sehr modisch und darüber hinaus nur in einer einzigen Farbe, nämlich schwarz, zu kaufen war. Doch auch mehr als 14 Jahre nach seiner Vorstellung im Frühling 1934 zeigte sich, wie überragend das moderne Fahrwerk war. Vordere, doppelte Querlenker und Achsschenkel in Kugelbolzen, hydraulische Stossdämpfer und Drehstabfedern sowie eine hintere, leichte und ebenfalls drehstabgefederte Achse an gezogenen Längslenkern waren eine technische Spitzenleistung. Zusammen mit dem Frontantrieb, einer breiten Spur und der verwindungssteifen, selbsttragenden Karosserie suchte der Citroën auch 1948 seinesgleichen. In der Schweiz war er zudem einer der günstigsten Wagen in der Klasse knapp unter zwei Litern Hubraum.
Für Marc Reist musste es ein Rad-Modell, also ein Traction Avant mit kleinem Kofferraumdeckel und aussenliegendem Reserverad von vor 1952 sein.
Wer ihn gut fährt, kann problemlos mit dem Überlandverkehr mithalten, besonders auf kurviger Strecke.
Gewiss gab es leistungsfähigere Motoren als den 1911 Kubikzentimeter grossen OHV-Vierzylinder mit seinen 56 PS. Aber dank der herausragenden Strassenlage liess sich diese Leistung voll auskosten. Citroënisten der frühen Nachkriegszeit galten zuweilen als recht forsche Autofahrer, immer gewillt, den Schwung aus der Kurve in die Gerade mitzunehmen. Der Autor – in eine Familie von Citroënisten hineingeboren – erinnert sich, wie der Grossvater sich beschwerte, dass ihm mit seinem 1947er-Légère die lahmen Opel Rekord am Brünig jeweils den Schwung genommen hätten, sodass er von Giswil OW bis zur Passhöhe nicht alles «im grossen Gang» habe fahren können. Schalten ist bei einem Citroën Traction Avant durchaus eine Besonderheit. Zum einen ist der Motor recht drehmomentstark, was zu einer schaltfaulen Fahrweise animiert. Zum anderen ist das Schaltschema am Anfang gewöhnungsbedürftig. Der erste Gang liegt unten rechts, der zweite oben links, der dritte wieder unten, aber links. Marc Reist bedient den auch als Senflöffel oder Kuhschwanz bezeichneten abgekröpften Hebel, der aus dem Armaturenbrett ragt, mit nonchalanter Leichtigkeit. Die Gänge flutschen geradezu hinein, irgendwann hatte der Mechaniker auch das Getriebe komplett zerlegt auf seiner Werkbank liegen. Eine perfekt funktionierende Mechanik ist ihm ein grosses Anliegen, die Optik war bei diesem gut gebrauchten, aber nicht verbrauchten Citroën zweitrangig.
Schalthebel im Armaturenbrett für das Dreigang-Getriebe.
Le but initial
Sur le chemin pour rendre visite à l’un de amis de Reist, habitant dans une ferme isolée de l’Emmental, la Traction traverse une forêt sur une route non goudronnée. La voiture relève le défi sans trop d’efforts. Seules les manœuvres devant la grange révèlent le rayon de braquage assez important de la Française, toujours équipée de cardans d’origine. Pour assurer leur étanchéité, Marc Reist utilise de simples guêtres en similicuir. Lacées, elles permettent de préserver la graisse de la transmission. Le chauffage Bosch, installé ultérieurement, diffuse une chaleur agréable en ce dimanche d’hiver. Comme il est d’usage aujourd’hui, il fonctionne via le circuit de refroidissement du moteur et distribue l’air chaud dans l’habitacle au moyen d’un ventilateur. Le chauffage d’origine de Citroën, pour sa part, n’était guère plus qu’un tuyau qui conduisait un peu de chaleur perdue de l’échappement dans l’habitacle.
A l’intérieur, les sièges avant de ce modèle de 1948 se terminent par des tubes de préhension chromés au niveau de leur partie supérieure. Véritables poignées pour les passagers arrière, elles leur permettaient de se maintenir correctement en cas de conduite plus sportive. Malheureusement, elles seront supprimée sur les voitures ultérieures, après que des parents se soient plaints que leur progéniture se soit cassée les dents lorsque la voiture passait sur une bosse! Il en sera de même pour le hayon de coffre plat, avec sa roue de secours rapportée, les essuie-glaces montés sur le dessus ou les pare-chocs pliés, plutôt que droits, comme ceux qui ont suivi. «Tout autre modèle que celui-ci n’était pas envisageable pour moi, le grand couvercle de coffre ne me plaît pas du tout», précise Marc Reist. Qui a démonté la radio et l’a mise de côté, même si l’antenne est restée. Équipé uniquement d’un récepteur d’ondes moyennes, l’appareil n’apporte de toute façon plus grand-chose. Et la voiture ne sert pas non plus de discothèque roulante, elle est avant tout destinée à la conduite: «Oui, Je l’utilise souvent pour me rendre jusqu’au village», précise le propriétaire.
Als zeitgenössisches Zubehör eingebaute Bosch-Heizung.
Geschnürter Schutz für die Kreuzgelenke.
Der ursprüngliche Zweck
So besuchen wir einen Freund des Besitzers auf einem abgelegenen Emmentaler Hof. Die Strasse führt durch einen Wald, sie ist steil und nicht befestigt. Das Auto meistert die Herausforderung ohne grosse Anstrengung. Einzig beim Manövrieren vor dem Haus zeigt sich der recht grosse Wendekreis des noch mit den originalen Kreuzgelenken ausgerüsteten Wagens. Zu ihrem Schutz besitzt Marc Reists Auto einfache Kunstledergamaschen, die unten geschnürt sind, damit die Fettpackung des Antriebs vor Spritzwasser und Strassendreck verschont bleibt. Sehr angenehm an diesem strahlend sonnigen, aber kalten Wintersonntag war die zeitgenössische, aber nachträglich eingebaute Heizung von Bosch. Wie heute üblich funktioniert diese über den Kühlkreislauf des Motors und verteilt die warme Luft im Innenraum mittels eines Ventilators. Die ursprüngliche Heizung von Citroën war kaum mehr als ein Rohr, das etwas Abwärme des Auspuffs in den Innenraum führte. Der Citroën beweist, dass ein warmes, gemütliches Plätzchen alles ist, was man zum gepflegten Reisen braucht.
Robri-Auspufftatze.
Technische Daten
Citroën Traction Avant 11CV BL 1948
MotorReihenvierzylinder, vorne längs hinter dem Getriebe eingebaut. OHV, 1911 cm³, Graugussblock und -zylinderkopf, 1Fallstromvergaser Solex, 56 PS.