- Gebaut nur 1956/57
- Es entstanden 856 Stück
- Eine der vielen Brütsch-Ideen
Die Unbekannten: B.A.G. Spatz
Peter Ruch | 29.03.2024
Es gibt wieder einmal einen interessanten Kleinstwagen. Aber auch der B.A.G. Spatz hob nie so recht ab.
Deutschland erlebte sein Wirtschaftswunder, Harald Friedrich wollte seine Werkzeugbaufirma Alzmetall auch für die neuen Kunststoffe fit machen. Auf dem Pariser Salon 1954 lernte er den umtrieben Egon Brütsch kennen, der ihn davon überzeugte, dass Fiberglas die Zukunft gehört. Brütsch lieferte ein Auto und einen Satz Pläne, und Friedrich konnte sein Glück kaum fassen, dass er nun nicht nur Autoteile herstellen konnte, sondern auch ganz Fahrzeuge bauen konnte. Im Dezember 1954 schloss er mit Brütsch einen Lizenzvertrag ab. Im Frühjahr konnte Friedrich einen Brütsch 200 ausgiebig testen. Schon nach wenigen Kilometern stellte er fest, dass das Fiberglas an den Befestigungspunkten der Aufhängung Risse aufwies, die den Wagen unfahrbar und vor allem unverkäuflich machten - und Brütsch ging nicht ans Telefon.
Also beauftragte Friederich den legendären, damals schon 77-jährigen Professor Dr. Hans Ledwinka, aus dem Brütsch ein richtiges Automobil zu machen. Ledwinka hatte viele Tatra konstruiert und war massgeblich an der Entwicklung des VW Käfer beteiligt gewesen. Der Professor entwickelte einen Zentralrohr-Rahmen mit einer Federung wie beim Käfer. Die Umstellung auf vier Räder war nicht so schwierig, hydraulische Bremsen waren eine Selbstverständlichkeit, und der Motor sass vor den Rädern, was das neue, nun Spatz genannte Fahrzeug zu einem gut ausbalancierten Mittelmotorwagen machte. Freistehende Scheinwerfer entsprachen den Vorschriften und die geteilte Windschutzscheibe erhielt einen stabilen Rahmen für eine bessere Abdichtung des Verdeck.
Friedrich wusste, dass der nur 10 PS starke Sachs-Motor seines Fahrzeugs nicht die beste Lösung war, aber ein Ersatz war nicht verfügbar, da der Isetta-Motor von BMW nicht zum Verkauf stand. Das Problem des Händlernetzes wurde im Juli 1956 durch einen Vertrag mit dem Motorradhersteller Victoria in Nürnberg gelöst; Victoria lieferte auch gleich einen neuen Motor, stolze 14 PS stark. Das neue Unternehmen wurde B.A.G. (Bayerische Autowerke GmbH) genannt. Doch die Flitterwochen waren nur von kurzer Dauer, da ein von einer Fach-Zeitschrift getestetes Auto einen Motorbrand erlitt; zudem ging Egon Brütsch für Lizenzgebühren für «sein» Auto vor Gericht. Nach schlaflosen Nächten beschloss Friedrich schon nach wenigen Wochen, die Partnerschaft zu verlassen. Victoria übernahm 1957, hatte aber auch keinen Erfolg. Aber hübsch ist der Spatz trotzdem - und wer gewisse Ähnlichkeiten mit dem Schweizer Belcar sieht, der liegt nicht falsch.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer auch andere schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Hier entsteht eine hoffentlich interessante Sammlung von nicht so sehr bekannten Marken und Modellen - eine Liste der schon vorgestellten Fahrzeuge finden Sie hier.
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