- Gebaut 1952
- Nur ein Exemplar
- Sieger der Mille Miglia 1952
Ferrari 250 S - der Einmalige
Peter Ruch | 21.01.2024
Der erste Ferrari, in dem der legendären Colombo-V12 drei Liter Hubraum hatte, blieb ein Einzelstück.
Sollte Netflix je eine Doku erstellen wollen über den wirklich tragischen Herrenfahrer, dann müsste vielleicht Giovanni Bracco der Titelheld sein. Geboren 1908, galt er schon vor dem dem 2. Weltkrieg als einer der besten Fahrer überhaupt, am Berg war er quasi unschlagbar. Doch Bracco rauchte drei Pakete Chesterfield am Tag, vernichtete im gleichen Zeitraum auch mindestens eine Flasche Whisky, seine Liebhaberinnen waren Legion. Bei einem Rennen in Modena 1947 verlor er die Kontrolle über seinen Delage, raste in die Zuschauermenge, fünf Personen kamen ums Leben.
Giovanni Bracco war schon eine sehr coole Socke.
Bracco trank danach noch mehr, trat drei Jahre nicht mehr bei Rennen an, erst 1950 versuchte er sich wieder bei der Mille Miglia, wurde Vierter. 1951 schaffte er es auf einer komplett unterlegenen Lancia Aurelia auf den zweiten Platz bei diesem italienischen Strassenrennen - und 1952 gewann er den italienischen Klassiker auf dem einzigartigen Ferrari 250 S. In dem er extra einen Flaschenhalter für seine Whisky-Flasche eingebaut hatte; vier Pakete Chesterfield soll Bracco geraucht haben zwischen Brescia, Rom und zurück nach Brescia. Und das bei einer Fahrzeit von 12 Stunden und neun Minuten. Aber noch eine Anekdote muss berichtet sein über Bracco und seinen Ferrari 250 S: Bei der Carrera Panamericana 1952 lag er souverän in Führung, als er über den deutschen Journalisten Günther Molter an das Mercedes-Team ausrichten liess, dass man ihn nicht mehr anzugreifen brauche, weil er eh bald mit technischen Problemen ausfallen werde. Kurz darauf musste Bracco tatsächlich aufgeben - wie viel Tequila er da schon intus hatte, ist nicht bekannt.
Ein sehr interessantes Fahrzeug: Der Ferrari 250 S mit seiner Vignale-Karosserie.
Also, nochmals: 1952 hatte Ferrari den 250 S angeschoben. Damals erhielt der Colombo-V12 erstmals 3 Liter Hubraum (Bohrung x Hub 73 x 58,8 mm) - die Maschine wurde nicht von Colombo selber überarbeitet, der hatte Ferrari schon 1950 verlassen, sondern von Aurelio Lampredi. Für anständigen Durchfluss sorgten drei Weber Doppelvergaser Typ 36DCF, man darf von etwa 230 PS ausgehen. Diese Maschine wurde nun in einen ehemaligen 225S (#0156ET) eingebaut, der eine Vignale-Karosserie erhielt. Und ansonsten ziemlich konventionell war, Doppelquerlenker und Querblattfedern vorne, Starrachse mit Längsblattfedern hinten. Gleich beim ersten Start gewann Bracco die Mille Miglia (obwohl eigentlich Villoresi als Pilot vorgesehen gewesen war), Ascari schaffte dann auch noch die schnellste Rennrunde in Le Mans, doch nach drei Stunden war der 250S dann nicht mehr dabei.
Alberto Ascari fuhr mit dem 250 S die schnellste Runde in Le Mans.
Für 1953 überarbeitete Lampredi den Colombo-Motor noch einmal, spendierte ihm einen Vierfachvergaser, die Leistung lag nun bei 240 PS. Doch ansonsten wurde das Layout des 250S komplett übernommen - das neue Fahrzeug wurde dann als Ferrari 250 MM bezeichnet. Und wird am nächsten Sonntag hier vorgestellt.
Vom Ferrari 250 S entstand nur genau ein Exemplar.
In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine sonntägliche Zeitreise durch die von Ferrari, da haben wir auch eine Liste mit diesen schönen Geschichten erstellt, zu bewundern: hier.
Kommentare
Keine Kommentare