Ferrari 340 America - Verstärkung

Peter Ruch | 07.01.2024

Mit dem ab 1950 gebauten Ferrari 340 America hatte Enzo Ferrari ein klares Ziel: Den amerikanischen Markt.

340 america 116 A

  • Gebaut 1950/1951
  • Wahrscheinlich 23 Exemplare
  • Mille-Miglia-Sieger 1951

Vom Ferrari 340 America wurden ab 1950/51 doch immerhin 23 Exemplare gebaut (oder doch 24, vielleicht waren es auch 25). Er war damit unter den frühen Ferrari ein Verkaufserfolg – und das, obwohl er eigentlich ein reinrassiger Rennwagen war. Zwar fehlen dem 340er (mit Ausnahme der Mille Miglia 1951, Villoresi) die ganz grossen Erfolge auf der Rennstrecke – und doch war er ein ganz wichtiges Fahrzeug für Maranello. Vor allem auch deshalb, weil er die Zusammenarbeit mit dem Importeur Luigi Chinetti in den USA auf ein stabiles Fundament stellte (was auch die Bezeichnung «America» erklärt).

Das Fahrgestell war ein simpler Kastenrahmen, vorne gab es immerhin doppelte Dreieckslenker, hinten eine Starrachse, rundum Trommelbremsen, das alles kannte man schon von den Ferrari 166 MM. Der erste 340 America trug die Chassis-Nummer #0082A, trug eine Berlinetta-Karosserie von Vignale - und gewann im April 1951 die Mille Miglia mit Luigi Villoresi am Steuer. Villoresi hatte zwar unterwegs im strömenden Regen einen Unfall, konnte aber weiterfahren und gewann nach 1574 Kilometern mit 20 Minuten Vorsprung.

Als Antrieb diente ein wieder einmal neuer V12 von Aurelio Lampredi, eine Weiterentwicklung der 3,3-Liter-Maschine, die 1950 im Ferrari 275 S ihren Dienst getan hatte (und als Renn-Motor dann im 375 F1 für den ersten Formel-1-Sieg von Ferrari sorgte). Aufgebohrt auf 4,1 Liter Hubraum kam dieser V12 auf dem Prüfstand auf 335 PS bei 7000/min, doch für den 340 America beschränkte man sich auf 220 PS bei 6000/min, das Fahrzeug sollte ja auch zuverlässig sein. Erstmals wurde bei einem Ferrari ein vollsynchroniertes 5-Gang-Getriebe verwendet; spätere Exemplare erhielten dann auch noch eine Trockensumpfschmierung.

Das schöne Stück, das wir hier zeigen, trägt die Chassis-Nummer #0116A und eine Barchetta-Karosserie von Touring. Es wurde Mitte Juni 1951 an Louis Dreyfus ausgeliefert, der das Fahrzeug mit Chinetti/Chiron für die 24 Stunden von Le Mans meldete. Chiron war direkt nach dem Start in einen harten Kampf mit einem anderen Ferrari 340 America von Eddie Hall involviert - so sehr, dass er vergass, dass er sein Gerät vielleicht auch einmal tanken sollte. Prompt blieb er auf der Strecke stehen, erhielt zwar von einem Mechaniker noch einen Kanister Benzin, doch er wurde nach 29 Runden disqualifiziert. Dreyfus versuchte es auch 1952 noch einmal in Le Mans, doch nach fünf Stunden gab die Kupplung ihren Geist auf.

Der Ferrari 340 America mit der Chassis-Nummer #0116A stand dann später in der famosen Sammlung von Pierre Bardinon. Vor ein paar Jahren wurde der Wagen in der 51er-Le-Mans-Konfiguration restauriert und 2016 von RM Sotheby's für 7,3 Millionen Euro versteigert. Man geht davon aus, dass Touring sechs Barchetta und zwei Berlinetta einkleidete, Vignale je fünf Spyder und Berlinetta sowie ein Cabrio, dazu gab es wohl noch vier Coupé von Ghia; wahrscheinlich acht Exemplare wurde einigermassen luxuriös für die Strasse ausgestattet.

In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier. Ansonsten entsteht hier eine sonntägliche Reihe von Ferrari, da haben wir eine Liste mit diesen schönen Geschichten erstellt, zu bewundern: hier.

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