Jubiläum: 50 Jahre Volkswagen Scirocco

Automobil Revue | 13.03.2024

Der Scirocco mischte vor 50 Jahren nicht nur die Sportcoupé-Welt auf, er war auch Vorbote für den Golf, mit dem sich VW neu erfand.

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  • Drei Generationen
  • Über eine Million Exemplare
  • Kommt ein Stromer?

Er zeigte die verführerisch scharfen Kanten italienischer Alta Moda in einer Welt rundlicher Ford Capri und Opel Manta: Vor 50 Jahren mischte der Volkswagen Scirocco den Markt familienfreundlicher Sportcoupés auf, und das mit der Wucht des namensgebenden heissen Wüstenwindes. Der Scirocco gewann die Herzen der Coupé-Community aber nicht allein mit klaren Konturen und keckem Hüftschwung aus dem Atelier des jungen Stardesigners Giorgetto Giugiaro, es war auch seine technisch vollkommen neue Konzeption, die die deutsche Konkurrenz schlagartig alt aussehen liess.

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Mit Frontantrieb, Quermotor und platzsparender Technik bis in Fahrwerksdetails revolutionierte der 3,85 Meter kurze, aber dennoch viersitzige und 750 Kilo leichte Wolfsburger das Segment bezahlbarer Breitensportler - Volkswagen

Mit Frontantrieb, Quermotor und platzsparender Technik bis in Fahrwerksdetails revolutionierte der 3,85 Meter kurze, aber dennoch viersitzige und 750 Kilo leichte Wolfsburger das Segment bezahlbarer Breitensportler mehr als es der zeitgleich lancierte Capri II vermochte. Mit diesem Kölner Mini-Mustang teilte sich der Vierzylinder-VW nur die frische Idee des Sportkombis mit Heckklappe. Aber in den Kapiteln Fahrsicherheit, Agilität und Kosten – das Jahr 1974 stand unter dem Schock der Ölkrise – stürmte der Scirocco in Tests der Fachmedien vergleichbaren Ford, Opel und Franzosen á la Renault 15 davon.

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Der Scirocco TS von 1974 ist an den markanten Doppelscheinwerfern zu erkennen - Volkswagen

Dafür gab es ein breites Motorenband vom neu entwickelten 50 PS starken 1,1-Vierzylinder, der später auch im Golf arbeitete, über von Audi vertraute 1,5-Liter-Vierzylinder mit 70 PS und 85 PS bis zum 1976 nachgelegten 110-PS-Einspritzer im Scirocco GTI. Schon in Basisversion mit braven Breitbandleuchten deklassierte das Volkscoupé Rivalen wie den Capri 1300, der sich fünf Sekunden mehr gönnte, bis er Tempo 100 erreichte. Und als der Rocco – wie die Community den VW liebevoll nennt – mit GTI-Power Sprintwerte von 8,8 Sekunden realisierte, reichte das für den Doppelscheinwerfer-Toptyp, um im elitären Revier von Alfa GTV, Lotus Elite, Lancia Montecarlo, BMW 630 CS oder Mercedes 450 SL zu wildern. V6-Capri und Manta GT/E blieben endgültig chancenlos.

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Bevor der unter VW-Chefdesigner Herbert Schäfer entworfene Scirocco II im Frühjahr 1981 die Botschaft des preiswerten Pulsbeschleunigers erneuerte, galt es Bilanz zu ziehen: Wolfsburgs erster Wüstenwind hatte nur ein Facelift (1977) benötigt, um auch gegen jüngere Coupé-Konkurrenten zu reüssieren. In sieben Jahren setzte VW weltweit über eine halbe Million Scirocco I ab, das hatte der Vorgänger Karmann Ghia nicht einmal in 20 Jahren geschafft. «Der Wind ist schuld daran, dass er so schön ist», erklärte die VW-Werbung die aerodynamisch optimierten und rundlichen Formen des Scirocco II, und mit einer Flut weltweiter Sondermodelle hielten die Niedersachsen das Coupé-Derivat des Golf bis 1992 begehrenswert. Ob als Tropic, Storm, Scala, Slegato, Wolfsburg Limited Edition, GTX mit Kamei-Spoilerpaket oder als coole White-Cat-Edition in Alpinweiss - der zweite Rocco blieb zwölf Jahre lang gefragt. Die gealterten Rivalen Opel Manta und Ford Capri hängte der bis zu 139 PS kräftige Wolfsburger in den Verkaufszahlen regelrecht ab, und auch gegen die vielen Japaner hielt sich der Scirocco wacker, wie die Zahl von rund 300'000 Coupés made by Karmann zeigt.

Trotzdem hatte der Trend zum Coupé seinen Zenit überschritten. Der 1988 aufgelegte VW Corrado, eigentlicher Scirocco-Erbe, brachte es bis 1996 nur noch auf 97'000 Einheiten. Hot Hatches und Crossover prägten fortan die Sportschau, was auch der von 2008 bis 2017 gebaute dritte Scirocco zu spüren bekam, von dem 272'000 Einheiten in Portugal entstanden. Dabei bediente dieser von Murat Günak in dramatischen Linien inszenierte Dreitürer Dieselfans ebenso wie Speed-Junkies, für die ein 265-PS-Triebwerk bereitstand. Ob ein Stromer die Liebe zum Sportcoupé neu entflammen könnte? Die Zukunft wird es zeigen. (SP-X/AR)

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