Montagmorgen: Alfa Romeo 8C 2300

Peter Ruch | 18.12.2023

Mit den ab 1931 gebauten Achtzylindern dominierte Alfa Romeo auf den Rennstrecken dieser Welt. Alles begann mit dem 8C 2300.

Alfa 8 C 2300 Monza 24

  • Wahrscheinlich 188 Exemplare gebaut
  • Bis zu 180 PS
  • Vier Mal Sieger bei den 24 Stunden von Le Mans

Mit dem 6C 1750 hatte Alfa Romeo Ende der 20er Jahre ein grossartiges Pferd im Stall, das für noch so manchen Rennsiege gut war. Doch Vittorio Jano war das nicht genug, er wollte mehr Leistung, er wollte mehr Zuverlässigkeit (etwa bei den 24 Stunden von Le Mans) – und so konstruierte er einen Achtzylinder-Reihenmotor, der eigentlich ein doppelter Vierzylinder war.

Alfa Romeo8 C2300 Monza Nuvolari GP Montecarlo17 April1932

Tazio Nuvolari im Jahr 1932 bei Grossen Preis von Monte Carlo - Alfa Romeo

Wenn man die technischen Daten beachtet, sieht man schnell, dass Bohrung und Hub mit 65 x 88 Millimeter genau gleich waren wie bei 6C 1750 – der Achtzylinder mit seinen 2336 cm3 Hubraum konnte also aus manchen Gleichteilen gebaut werden. Das Wunderwerk verfügte über zwei obenliegende Nockenwellen und einen Zylinderkopf aus Alu; ein Roots-Kompressor brachte die Leistung auf über 140 PS. Für die Rennwagen, die in Le Mans zwischen 1931 und 1934 vier Siege hintereinander einfuhren, waren auch problemlos 180 PS möglich. Man geht davon aus, dass zwischen 1931 und 1934 insgesamt 188 Alfa Romeo 8C 2300 gebaut wurden, entweder mit kurzem Radstand (2,75 Meter) oder dann mit langem (3,1 Meter).

Alfa Romeo8 C2300 Monza1931 1933

Noch einmal ein Alfa Romeo 8C 2300 als Rennwagen - Alfa Romeo

Neben den Rennwagen gab es aber auch hübsche Coupé und Cabriolets, die sich die betuchte Kundschaft bei den damals bekannten Karosseriebauern einkleiden lassen konnte, Touring, Zagato, Castagna. Oder auch: Joseph (eigentlich: Giuseppe) Figoni. Ja, später hiess sein Atelier Figoni & Falaschi und zeichnete verantwortlich für einige der schönsten Automobile aller Zeiten, doch zwischen 1923 und 1935 war Joseph noch auf sich alleine gestellt, was ihn aber nicht davon abhielt, der vielleicht beliebteste Meisterschneider in Frankreich zu sein – allein etwa 70 Bugatti trugen seine Handschrift. Ab 1932 kleidete er auch Alfa Romeo ein, zum Beispiel jenen 8C 2300 (#2111018), mit dem Raymond Sommer/Luigi Chinetti 1932 die 24 Stunden von Le Mans gewannen.

Doch Joseph Figoni konnte auch weniger sportlich, dafür deutlich eleganter. Auf den Bildern oben und unten zeigen wir den Alfa Romeo 8C 2300 Cabriolet Décapotable mit der Chassisnummer 2111025, für den ein gewisser Roger Goldet eine gesalzene Rechnung über 35’675 Francs erhielt. Monsieur Goldet hatte einen ausgezeichneten Geschmack, er hatte das teuerste Conolly-Leder für seinen blau-blauen Alfa bestellt, ein sehr eleganter Wagen, der in Paris viel Aufsehen erregte. Wahrscheinlich benutzte Le-Mans-Sieger Raymond Sommer später genau diese Karosserie für seinen eigenen 8C 2300, der reparaturbedürftig war.

Selbstverständlich haben wir noch mehr, noch ein Fahrzeug mit einer sehr speziellen Geschichte. 1932 holten Baconin Borzacchini/Amedeo Bignami auf einem Alfa Romeo 8C 2300 den ersten von drei Gesamtsiegen für dieses Modell bei der Mille Miglia. Das Fahrzeug mit der Chassis-Nummer 2111037 ging danach durch mehrere italienische Hände, einer der Besitzer verunglückte dann 1937 bei einem Rennen schwer, der Alfa war Totalschaden. In den 70er Jahren will dann ein Restaurator ein paar Teile des Wracks gefunden haben, er baute darumherum ein neues Fahrzeug. Wie viel noch echt war, ist schwierig zu beurteilen, doch ein amerikanischer Sammler liess sich aus «2111037» ein durchaus feines Gerät für historische Rennen erstellen, das erst kürzlich für mehr als eine Million Dollar den Besitzer wechselte. Optisch sieht diese «replica» aber auf jeden Fall so aus wie der 8C 2300 Monza, mit dem Borzacchini 1932 die Mille Miglia gewann.

In der monatlich erscheinenden Klassik-Beilage der AUTOMOBIL REVUE finden Sie immer schöne Old- und Youngtimer. Abos gibt es: hier.

Kommentare

Keine Kommentare