Montagmorgen: Alfa Romeo Giulietta SZ

Peter Ruch | 08.04.2024

Alles begann mit einem Unfall. Und daraus wurde einer der feinsten Alfa Romeo überhaupt.

1960 Alfa Romeo Giulietta SZ AR10126 00033 1

  • Zuerst war der SVZ
  • Dann kam der «Coda Ronda»
  • Und dann auch noch der «Coda Tronca»

Bei der Mille Miglia 1956 versenkten die Gebrüder Salvatore und Carlo Leto di Priolo ihre Giulietta Sprint Veloce ins Gelände. Sie brachten ihren kaltverformten Alfa Romeo zurück nach Mailand, aber nicht zur Reparatur bei Bertone, sondern stellten ihn Elio Zagato auf den Hof. Zagato nutzte die Gelegenheit und verpasste dem Wagen eine neue Karosserie, ganz aus Alu, windschlüpfrig, er räumte auch sonst alles aus dem Weg, was irgendwie nach Gewicht aussah – und schon stand ein Fahrzeug zur Verfügung, das mit wohl knapp 800 Kilo Gewicht bestens für die Rennstrecken taugte. Das hübsche, puristische Coupé wurde kurz SVZ genannt, Sprint Veloce Zagato, es sollen über die nächsten zwei, drei Jahre wahrscheinlich weitere 17 Stück entstanden sein; keines gleicht dem andern.

Ende der 50er Jahre wurde das Giulietta-Programm aufgefrischt und neu nummeriert – und da war dann ab 1960 auch Platz für den SZ, Sprint Zagato, der als 101.26 bezeichnet wurde. Der Sprint Speciale, 101.20, hatte sich zwar als schnell, aber nicht besonders rennsporttauglich erwiesen, deshalb sollte der kleine SZ, nur 3,92 Meter lang, 1,54 Meter breit, 1,22 Meter hoch und vollgetankt gerade einmal 888 Kilo schwer (dies mit einem 80-Liter-Tank) die Lorbeeren abholen. Ein reines Rennfahrzeug war der SZ, der eine nur am Heck sanft gewandelte Kopie des SVZ war, trotzdem nicht, es gab Kurbelfenster und auch eine Heizung – Platz war aber nur für zwei, und der Kofferraum war kaum der Rede wert. Als Antrieb diente der bekannte 1,3-Liter mit wohl 100 PS, als Höchstgeschwindigkeit wurden 200 km/h versprochen. Teuer war das Ding auch noch, für die in der Schweiz verlangten 21’500 Franken hätte man sich gleich zwei Giulietta Berlina leisten können. Wohl etwa 170 Giulietta SZ wurden gebaut, das mit den Zahlen ist wie so oft in Italien so eine Sache, aber auch deswegen schwierig, weil Zagato wohl auch profane Sprint Veloce nachträglich in «Coda Ronda» umwandelte.

«Coda Ronda» ist deshalb wichtig, weil es ab 1961 auch den «Coda Tronca» gab, also einen SZ mit «abgeschnittenem» Heck. Weil der kurze SZ vor allem bei höheren Geschwindigkeiten so seine Schwierigkeiten hatte, experimentierte Zagato (das heisst: Ercole Spada) ein halbes Jahr mit Varianten ganz nach der Aerodynamik-Lehre des Wunibald Kamm – und stellte dann eine 4 Zentimeter niedrigere, aber dafür 14 Zentimeter längere Version vor. Man versprach bei gleichem Gewicht 225 km/h Höchstgeschwindigkeit, ein grossartiger Wert für einen serienmässigen 1,3-Liter. Ein Erfolg wurde der «Coda Tronca» aber trotzdem nicht, es entstanden wohl 30 Exemplare. Aber schön ist sie, diese gestreckte Giulietta.

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