Pick of the Week: Alfa Romeo SZ

Peter Ruch | 28.11.2023

Der SZ von Alfa Romeo wollte Ende der 80er Jahre auffallen um jeden Preis. Heute wird er mehr geliebt als damals.

1990 Alfa Romeo SZ 54

  • - Gebaut zwischen 1989 und 1992
  • - Rund 1000 Exemplare hergestellt
  • - Heute begehrter als damals

Damit das klar ist: Auf dem Alfa Romeo mit der internen Bezeichnung ES 30 (Experimental Sportscar, 3,0 Litre) steht zwar Zagato drauf, doch mit dem Design hatte das italienische Traditionshaus herzlich wenig zu tun. Als Schöpfer des SZ darf man getrost Robert Opron nennen, der schon die Citroën SM und CX entworfen hatte und ab 1986 für das Centro Stile von Fiat arbeitete. Zagato durfte nur einige Kleinigkeiten beisteuern - und den SZ in den Hallen in Terrazano di Rho dann auch zusammenbauen.

1990 Alfa Romeo SZ 48

Die Keilform war ziemlich extrem, die Leuchten vorne hat heute auch der Tonale.

Die Idee hinter dem ES30 kaum auf, nachdem Fiat 1986 Alfa Romeo übernommen und das für die Turiner doch erstaunliche Bedürfnis verspürt hatte, den ehemaligen Staatskonzern wieder zu altem Ruhm zu führen. Ein zweisitziger Sportwagen, so überlegte man sich, wäre passend - weshalb man dann als Basis die Familienkutsche Alfa Romeo 75 wählte, das ist dann weniger klar. Wobei, der Antrieb war nicht so falsch, 3-Liter-V6 mit 210 PS, Transaxle-Bauweise, also 5-Gang-Getriebe hinten.

1990 Alfa Romeo SZ 45

Das Design stammte nicht von Zagato, sondern vom Centro Stile von Fiat.

Die Aussenhaut aus glasfaserverstärktem «Modar», einem speziellen Harz, wurde über ein Stahlskelett aufgebaut; die Rohkarossen kamen vom Zulieferer OPAC. Jeder der rund 1000 SZ wurde dann bei Zagato von Hand zusammengeschustert, was auch den exorbitanten Preis von doch 81’500 Franken erklären dürfte - und gleichzeitig den doch mässigen Erfolg. Fahrdynamisch war der SZ über fast alle Zweifel erhaben, kurzer Radstand (2,51 Meter), relativ geringes Gewicht (ca. 1300 Kilo) - «il mostro», das Monster, wie der ES30 bald genannt wurde, ging ganz gut vorwärts. Bis 245 km/h, das galt damals noch als grossartig.

1990 Alfa Romeo SZ 39

Der 3-Liter-V6 von Alfa Romeo ist sowieso Legende.

Das Problem war halt: der Alfa Romeo polarisierte. Entweder man liebte ihn (selten) - oder man empfand ihn als grauenhaft (häufiger). Heute wird das Opron-Design sicher deutlich höher geschätzt als damals, als Alfa Romeo gerne mehr Exemplare verkauft hätte. 1992 lief die Produktion des SZ schon wieder aus, man versuchte es noch mit einer offenen Variante, dem RZ, doch der war noch teurer und verkaufte sich noch schlechter (241 Exemplare bis Ende 1993). Unterdessen ist es selbstverständlich umgekehrt, die Roadster sind sehr gesucht.

1990 Alfa Romeo SZ 10

Das Innenleben war serienmässig sehr edel.

Dieser Tage sind wir wieder einmal einen SZ gefahren - und es ist immer wieder eine Freude, den 3-Liter-V6 zu hören. Natürlich wirken 210 PS heute eher lächerlich, doch es reicht eigentlich bestens, das Getriebe ist knackig, die Lenkung sehr direkt, auf der Landstrasse macht das immer noch viel Fahrfreud’. Man sitzt auch angenehm auf den hellen Ledersitzen, das Cockpit ist schön dem Fahrer zugeneigt, was nach Carbon aussieht, ist Kunststoff. Die Platzverhältnisse sind bestens, hinter den zwei vorderen Sitzen eröffnet sich ein wahrer Schlund, der aber schön mit Teppich ausgekleidet ist.

1990 Alfa Romeo SZ 43

Hinter den beiden Vordersitzen gibt es reichlich Platz.

Der hier gezeigte Alfa Romeo SZ, Jahrgang 1990, etwas über 60’000 Kilometer, wird am 29.12.2023 von der Oldtimer Galerie Toffen in Gstaad versteigert; einen Schätzpreis gibt es noch nicht. Man darf bei diesem Alfa Romeo aber sicher davon ausgehen, dass die Preise nicht mehr sinken werden. Ob sie deswegen schöner werden, muss jede/r für sich selber entscheiden.

1990 Alfa Romeo SZ 24

Irgendwie ist er halt schon sehr cool, der Alfa Romeo SZ (alle Bilder: radical-mag.com)

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