Ob es Zufall war oder Kalkül? Etwas Glück war wohl auch im Spiel, aber ganz gewiss eine Menge harter Arbeit, um aus dem Nichts eine Oldtimermesse auf die Beine zu stellen. Initiator und treibende Kraft Bernd Link – man könnte ihn als hartnäckigen Macher mit einem äussert freundlichen Wesen bezeichnen – darf zufrieden sein. Seine Swiss Classic World (SCW) hat definitiv ihren Platz im Schweizer Oldtimerkalender gefunden und eine führende Rolle übernommen. Dabei nimmt das Format geschickt die Zeichen der Zeit auf und gibt der Digitalisierung und Professionalisierung der Oldtimerei eine passende Plattform. Statt mit einem Teilemarkt und einer riesigen Fülle kleiner Stände bringt die Swiss Classic World das Flair grosser, internationaler Messen wie der Rétromobile in Paris oder der Techno Classica in Essen (D) in unsere Gefilde – passend an die schweizerischen Verhältnisse adaptiert. Das heisst, die Welt des klassischen Fahrzeugs ist überschaubar, man kennt sich und ist, selbst wenn man in Konkurrenz steht, aufeinander angewiesen. Kaum ein Organisator schafft es so geschickt wie Bernd Link, die Vielschichtigkeit zu antizipieren und für jedes Interesse, für jede Facette der kunterbunten Klassikwelt ein Plätzchen zu finden.
Nun trägt, nach zehn Jahren und einem pandemiebedingten Intermezzo, der Baum langsam Früchte. Dennoch sieht sich der Organisator nach wie vor in einer Aufbauphase und denkt nicht daran, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. So entsteht aktuell ein ganzes Universum rund um die Swiss Classic World. Der Klassikpreis Swiss Classic Award ist eines der Spin-offs der Messe, die Veranstaltung ist aber auch eine perfekte Plattform, um weitere Themen ins Rampenlicht zu stellen. Eines davon ist die Nachwuchsförderung.
Old Cars for Young People
Am Sonntag, 2. Juni, wird im Rahmen der SCW entschieden, wer mit zwei Klassikern aus dem Verkehrshaus-Fundus – einem VW-Käfer Cabriolet und einem Porsche 944 – ein ganzes Jahr unterwegs sein darf. Dank des Zusammengehens der SCW mit dem Verkehrshaus in Luzern war es möglich, dass junge Nachwuchspilotinnen oder -piloten sich bewerben durften. Dabei galt es, besonders stichhaltige Argumente vorzubringen, warum er oder sie zum Zuge kommen sollte.
In eine völlig andere Richtung zielt die Aktion «Harder than Steel», die Vorkriegswagen vorbehalten ist. Auch hier geht es um eine Form der Förderung von Autos, die immer seltener in Funktion zu erleben sind. Ziel ist es, das Bewusstsein zu schärfen, dass selbst 90- oder 100-jährige Autos Fahrvergnügen bereiten und einen mit etwas Sachverstand durchaus zuverlässig von A nach B bringen können. Wer weiss, vielleicht mag sich jemand statt für Autos der 1990er-Jahre, deren Preise gerade durch die Decke schiessen, für einen Wagen begeistern, dessen Wert aktuell eher stagniert oder gar rückläufig ist. Der Tross der Vorkriegsfahrzeuge wird nach einer Rundfahrt durchs Luzerner Seetal vor dem Sonntagmittag bei den Messehallen auf der Luzerner Allmend eintreffen.