Träume und Raritäten unter dem virtuellen Hammer von Supercar Blondie

Simon Tottoli | 05.04.2024

Spielzeugbörse Die weltweit bekannte Auto-Influencerin Alexandra Hirschi versteigert jetzt Fahrzeuge. Aber natürlich nicht irgendwelche ­Autos, sondern sündhaft teure ­Sportwagen, einzigartige Prototypen und andere Unikate.

98869

Nur 275 Mal wurde der AMG One gebaut. Einen davon kann man demnächst bei SBX Cars ersteigern.

Alexandra Hirschi? Der Name sagt Ihnen nichts? Dann vielleicht ihr Pseudonym Supercar Blondie. In dieser Rolle hat die gebürtige Australierin gesamthaft über 100 Millionen Follower in den sozialen Medien und berichtet via Facebook, Youtube und weitere Kanäle mit Vorliebe über alles, was Räder hat und sich sozusagen niemand leisten kann. Zuweilen geht es auch um Boote oder gar Flugzeuge. Hauptsache, exklusiv und vor allem teuer.

Obwohl der Grossteil ihrer Follower über kein genügend grosses Portemonnaie verfügt, um sich nur eines, geschweige denn mehrere der präsentierten Vehikel zu leisten, hat Alexandra Hirschi durchaus solvente Fans. Regelmässig wurde sie um Tipps gebeten, wo man dieses oder jenes Fahrzeug wohl kaufen könnte. Gleichzeitig baten sie Händler und manchmal auch Hersteller um Support beim Verkauf. Was lag also näher, als Interessenten und Anbieter auf einer Plattform zusammenzubringen? Mit ihrem Ehemann Nik, einem Schweizer, nebenbei erwähnt, lancierte Hirschi daher die Online-Auktionsplattform SBX Cars.

98870

SBX Cars bringt mit Vorliebe rare Modelle von Lamborghini über Ferrari bis AMG unter den virtuellen Auktionshammer.

Die Idee an sich ist nicht neu, weder jene der Auktion noch, dass sie online vonstattengeht. Aber das Ehepaar Hirschi rührt im Vergleich mit den gestandenen Auktionshäusern wirklich mit der ganz grossen Internet-Kelle an. Während Alteingesessene das Gebotsfenster lediglich für wenige Stunden, höchstens einige Tage öffnen und die Versteigerungen meistens auch mit einem physischen Event an einem Ort verbinden, will SBX Cars ausschliesslich online arbeiten und die Auktionen bis zu 14 Tage lang laufen lassen. Auch die langen Laufzeiten beziehungsweise die Fokussierung auf Online-Auktionen sind keine Neuerfindungen, aber dass die dabei angebotenen Objekte gerne mehrere Millionen kosten, schon. Trotzdem ist die etablierte Konkurrenz riesig.

Viele Raritäten zum Start

Hirschis wissen das sehr genau, sehen aber auch grosses Potenzial für ihre neue Plattform. «Es haben schon viele davon gesprochen, ein Projekt wie dieses auf die Beine zu stellen, einige haben es auch versucht, sich dabei aber zu stark auf einzelne Regionen beschränkt», erklärt Nik Hirschi. SBX Cars geht derweil von Anfang den globalen Weg. Hier können Fahrzeuge aus aller Herren Länder versteigert oder ersteigert werden. Für den Transport und die Export-/Importformalitäten vermittelt die Plattform zwar Kontakte, bietet diesbezüglich sonst aber keinen Support an. Die Verkäufer und Käufer hätten dafür bestimmt ihre eigenen Adressen, meint Nik Hirschi, die meisten würden nicht zum ersten Mal ein teures Fahrzeug abtreten oder erwerben. Zu den Vorzügen von SBX Cars gehöre vielmehr die immense Reichweite – selbstverständlich rührt Supercar Blondie für die Plattform und die Auktionen auf all ihren Kanälen aktiv die Werbetrommel, auf Wunsch ­ auch verstärkt für ein Angebot eines Verkäufers.

98868

Dieser Hyperion XP-1 Prototype kommt ebenfalls unter den Hammer. Der Brennstoffzellenhypersportwagen tankt Wasserstoff.

Der hohe Bekanntheitsgrad von Supercar Blondie scheint auch für die neue Auktionsplattform die Garagentore weit zu öffnen. Die ersten Objekte, die SBX Cars zum Start (seit 2. April 2024 ist die Seite online) versteigern darf, können tatsächlich als aussergewöhnlich bezeichnet werden. Unter anderem kommen einer von 275 gebauten AMG Project One, zwei Lamborghini Veneno (­eines von drei überhaupt je verkauften Coupés sowie einer von neun Roadstern) und der Prototyp des Brennstoffzellen-Hypersportwagens Hyperion XP-1 unter den virtuellen Hammer. Letzteren kann man übrigens beim Hersteller in Zahlung geben, sollten die 300 Fahrzeuge der geplanten Kleinserie Realität werden.

Ob AMG One, Lambo Veneno oder Hyperion XP-1, die Wahrscheinlichkeit, einen von ihnen in freier Wildbahn anzutreffen, ist wohl geringer als ein Sechser im Lotto. Aber genau ein solcher plus richtiger Glückszahl wäre hilfreich, um ernsthaft über ein Gebot nachdenken zu können. Jedes einzelne dieser Objekte ist schliesslich mehrere Millionen Franken wert. Sie hatten leider keinen Lottosechser, aber immerhin einen Fünfer mit Glückszahl, vielleicht sogar mehrmals? Dann liegt eine Auktionsteilnahme drin, denn zu den aktuellen Losen von SBX Cars gehören auch einige nicht ganz so kostspielige Fahrzeuge wie etwa ein Tesla Cybertruck, dieser sogar ohne Mindestpreis.

Fast schon irdisch: In der allerersten Auktion versteigert SBX Cars einen Tesla Cybertruck ohne Mindestpreis. Bald folgt ein VW XL1 (total 200 Mal gebaut) von 2015.

Derart profane Objekte wie der Cybertruck (oder auch Volkswagens Einliterauto XL1) bilden die Ausnahme, denn mit Klassikern im Format von Aston Martin DB5 und BMW 507 oder der ebenfalls bei BMW entworfenen, gläsernen Elektro-Tragflächenyacht von Tyde geht es im Normalfall äusserst exklusiv (und vor allem teuer) zu und her. Dazu passt auch die Sammlung mit John-Player-Special-Rennwagen des Lotus-F1-Teams aus den 1970er- und 1980er-Jahren. Oder das persönliche Flugzeug von Colin Chapman. Oder der japanische Riesenroboter Archax Gundam.

Discountpreise für Verkäufer

In der Startphase will SBX Cars nicht mehr als 20 Lose parallel in der Versteigerung anbieten, mehr als 50 gleichzeitig sollen es sowieso nie sein. In Anbetracht der fast schon discountmässigen Gebühren für die Verkäufer erscheint diese Grenze sehr tief angesetzt. Ein Fahrzeug (oder auch ein Flugzeug oder einen Roboter) in die Auktion zu geben, kostet den Verkäufer läppische 250 Dollar. Eine Erfolgsgebühr gibt es keine. Für 950 Dollar organisiert SBX Cars sogar einen Fotografen, der beim Anbieter vorbeischaut und das zu versteigernde Objekt ins beste Licht rückt. Wo er wohnt, spielt keine Rolle, die 950 Dollar seien sozusagen ein Mittelwert, sagt Nik Hirschi. Ein Fotograf in der Schweiz koste natürlich schnell ein paar Tausender, in anderen Ländern sei er dafür deutlich günstiger, das gehe ungefähr auf.

Hauptsache exklusiv: Wollten Sie schon immer einen riesigen Roboter? Oder doch lieber einen BMW 507? Oder wie wäre es mit einer vollelektrischen Glasyacht von Tyde?

Abgesehen davon, dass Begriffe wie «ungefähr» in der Geschäftswelt nicht wirklich en vogue sind, untermauert diese Aussage, dass SBX Cars die Verkäufer nur bedingt als Einnahmequelle sieht. Mit gutem Grund. Erstens will die Plattform in erster Linie möglichst viele interessante Angebote erhalten (die sie dann aktiv für die Auktionen herausfiltert), und zweitens erhofft sich Alexandra Hirschi, auf diese Art von besonderen Fahrzeugen zu erfahren, die sie auf den Kanälen von Supercar Blondie vorstellen kann, was wiederum die Reichweite und ihren Bekanntheitsgrad erhöht. Und zu guter Letzt zahlt der Höchstbietende dann schon noch genug an SBX Cars, nämlich fünf Prozent des Höchstgebots. «Das ist aber immer noch viel weniger als bei den anderen Auktionshäusern und -plattformen», betont Nik Hirschi.

98949

Alexandra Hirschi, besser bekannt als Supercar Blondie, fungiert als Gesicht von SBX Cars.

Der Erfolg von SBX Cars scheint beinahe vorprogrammiert, ob das hohe Exklusivitäts- und Preisniveau der Lose auch über einen längeren Zeitraum gehalten werden kann, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Den Blick nach unten oder in die Breite richten wollen Hirschis jedenfalls nicht, es sollen vor allem Objekte unter den Hammer kommen, die es anderswo nicht gibt und die sich nicht jeder leisten kann. Dabei ist ein hoher Preis aber nicht der einzige Entscheidungsfaktor. «Es kann auch ein Porsche Cayman bei SBX Cars versteigert werden, wenn er ein Mindestmass an Exklusivität mitbringt, etwa durch seine Farbe oder aufgrund seines Vorbesitzers», erklärt Alexandra Hirschi.

Die meisten Lose auf der neuen Auktionsplattform dürften aber schon in die Hunderttausende oder eher noch Millionen gehen. Das gilt auch für das Modell, das Alexandra Hirschi gerne über ihre Seite www.sbxcars.com versteigern möchte, aber noch nicht gefunden hat: einen Aston Martin Valkyrie. Steht einer in Ihrer Garage? Supercar Blondie freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme. Englisch ist nicht Ihre Stärke? Kein Problem: Sie spricht mittlerweile ganz passabel Berndeutsch. 

Fotos: SBX Cars

Kommentare

Keine Kommentare