Tristano Gallace | 18.01.2024
4×4-Legende Angelehnt an das Geburtsjahr wurden 1983 Exemplare des neuen Sondermodells Fiat Panda 4×40° aufgelegt, ehe die Fertigungsbänder des kultigen Allradlers abgestellt werden.
Jeder liebt Pandabären. Davon profitiert auch der kleine Italiener, der Fiat Panda zählt zu den erfolgreichsten Modellen des Konzerns. Die kantige und glattflächige Form der ersten Baureihe wurde von Designer Giorgio Giugiaro entworfen und verkaufte sich seit dem Start 1980 bis heute insgesamt über acht Millionen Mal. Drei Jahre nach der Markteinführung schob Fiat den Panda 4×4 mit zuschaltbarem Allradantrieb hinterher. Seine hervorragenden Klettereigenschaften verdankt er auch seinen österreichischen Wurzeln. Die Allradtechnik entwickelte Steyr Puch, das diese vom Allradler schlechthin ableitete: dem Puch G respektive der baugleichen Mercedes-Benz G-Klasse. Die erste Generation des Panda 4×4 verkaufte sich 20 (!) Jahre lang nahezu unverändert, ehe Fiat das längst Kult gewordene Modell 2003 in den Ruhestand schickte und den Nuova Panda vorstellte, erstmals mit elektronischen Hilfssystemen wie ABS und Bremskraftverteilung – und mindestens einem Airbag! 2004 folgte wieder ein 4×4 und 2006 der 4×4 Cross, der ausschliesslich als Selbstzünder erhältlich war. Die anschliessende und gerade noch aktuelle dritte Generation des 4×4 wurde von 2012 bis 2022 produziert. Nach einer kurzen Pause legt Fiat nun eine letzte Charge von 1983 Fahrzeugen auf.
Der letzte seiner Art
Das limitierte Sondermodell hört auf den Namen Fiat Panda 4×40° und basiert auf der höhergelegten Cross-Version, die mit Extras wie einer speziellen Lackierung und vielen Details aufgewertet wurde. Schweller und Seitenverkleidung wurden mit dem Namen des Sondermodells beklebt, dazu gibts aufwendige Prägungen und Stickereien auf den Vordersitzen. Die Sonderlackierung Elfenbein wurde als dominierender Farbton auch im Innenraum übernommen, der mit seiner Schlichtheit punkten kann. Keine Knopfarmada, kein riesiger Bildschirm, keine Ambientebeleuchtung in unzähligen Farben. Mit drei Pedalen und einem Stock zwischen den Sitzen wird so mancher Jungspund nichts mehr anfangen können, allen anderen wird die manuelle Arbeit beim Fahren sicherlich gefallen. Doch nicht nur die Gangwechsel sind echtes Handwerk, auch im Fond muss zur Frischluftzufuhr von Hand die Fensterkurbel gedreht werden.
Doch bei aller Purismus-Nostalgie wollte man auch bei Fiat nicht auf ein bisschen Moderne verzichten. Zentral präsentiert sich ein berührungsempfindlicher, sieben Zoll kleiner Bildschirm mit DAB, Bluetooth und Apple Carplay. Wer möchte, kann noch die Klimaautomatik und die elektrischen Fensterheber für die erste Sitzreihe zur Komfortausstattung dazuzählen, damit wäre diese Aufzählung aber auch schon komplett.
Er fährt und fährt und fährt und fährt
Der Panda 4×40° fährt, wie er aussieht, also klassisch, rustikal und laut. Man fühlt sich in die guten alten Tage zurückversetzt, in denen man noch selbstbestimmt Auto fuhr, statt sich von elektronischen Assistenten massregeln und von mahnendem Gepiepse einschüchtern zu lassen. Unter der Motorhaube arbeitet Fiats Twinair-Turbo mit 0.9 Litern Hubraum, welcher ordentlich zieht. Vor alllem an der Kraftstoffleitung, ein Verbrauch zwischen acht und neun Litern Benzin auf 100 Kilometer ist für Kleinwagen unverhältnismässig hoch. Dynamisches Fahrverhalten als Gegenleistung sollte man nicht erwarten, denn mit seinen 63 kW (85 PS) gibt der kleine Zweizylinder alles, was er kann. Sein Antrieb suggeriert ab den ersten Metern, dass, mit ein wenig Zeit, alles erreicht werden kann. Auf engen Bergstrassen fühlt sich der Panda natürlich besonders wohl. Unbeirrt und mit Ruhe trottet der kleine Bär jede Steigung hinauf und bahnt sich seinen Weg nach oben. Sein geringes Gewicht und die schmalen Reifen sind auf verschneiten oder unbefestigten Strassen von Vorteil.
Jetset-Panda
Dem Charme des Ur-Panda 4×4 entkommt man nicht. Er ist zur winterlichen Jetset-Ikone geworden und kurvt in hoch gelegenen Skigebieten und in hohen Kreisen. Was den Bären auf den Strassen von St. Moritz so unwiderstehlich macht, ist die Tatsache, dass ihn bodenständige Menschen wie auch Millionenerben gern fahren. Klar haben Letztere in ihrem Fuhrpark noch allerlei anderes Spielzeug stehen, aber auch ein Fiat Panda 4×4 gehört eben dazu. Es ist wohl diese urkomische Mischung aus bodenständigem Charme und internationalem Jetset-Glamour, die im Kult um den Fiat Panda 4×4 so herrlich zum Ausdruck kommt. Und wenn das Volumen des Kofferraums schon in Litern angegeben wird, bietet es sich auch an, diesen kistenweise mit Dom Pérignon oder Veuve Clicquot zu füllen.
Der Panda kommt, wortwörtlich, einfach immer gut an. Seinerzeit galt der Panda mit seinem Antriebskonzept als wahre Wundermaschine. Die Antriebstechnik funktionierte tadellos, auch wenn das Auto einige Vorurteile gegenüber italienischen Autos bestätigte, was Rost und Elektronik anging. Der Allradantrieb gehörte in den 1980er-Jahren noch zu den Exoten und galt als Synonym für Geländewagen, selbst Audi brachte den Quattro-Antrieb in Personenwagen nur wenige Jahre vor dem Panda auf den Markt. Seither sind Allradantriebe häufiger und erschwinglicher geworden, und auch in der E-Mobilität setzt man sehr oft auf die Vorteile zweier angetriebener Achsen. Fiat schiebt dieses Jahr den Elektro-Panda auf den Markt. Ob es diesen auch mit Allrad geben wird, ist zu bezweifeln. Die spielerische Leichtigkeit beim Klettern wäre dahin, denn die Elektromobilität ist alles andere als leichtfüssig.
Der Panda 4×40° wandelt auf den Spuren seiner legendären Vorgänger und gefällt auf seine ganz eigene Weise. Besonders die Alpenlandschaft bietet dem kleinen Kletterer artgerechte Lebensbedingungen, daher ist es nicht verwunderlich, dass das Sondermodell nur in Italien, Frankreich, Deutschland und bei uns in der Schweiz angeboten wird. Für den letzten seiner Art sind die verlangten 25 490 Franken nicht gerade wenig, doch bei Emotionen und Italienern spielen Geld oft nur eine untergeordnete Rolle.