«Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz? My friends all drive Porsches, I must make amends»

Werner J. Haller und Peter Ruch | 25.01.2024

Musik Autos sind Statussymbole, auch für Rock- und Popmusiker. 
Deshalb singen sie bisweilen auch 
vom «Pink Cadillac» oder der «Little 
Red Corvette». Janis Joplin bittet 
sogar Gott um einen Mercedes, weil die Freunde alle Porsche fahren.

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Janis Joplins Kutsche: Der Porsche 356 SC wurde für über 1.7 Millionen Dollar versteigert.

Beim Autofahren trällern wir oft die Lieder mit, die aus den Lautsprechern dröhnen. Auch darüber, wie gern Pop- und Rockstars am Lenkrad sitzen, ihren Gedanken freien Lauf lassen oder einfach das Schätzchen ausfahren, wird oft gesungen. So wie die Beat­les es taten: «Baby, you can drive my car» – auch wenn sie damit nicht in erster Linie das Auto meinten. Und in Musikvideos rücken sich die Stars mit schicken Boliden gern ins rechte Licht. Jay Kay von Jamiroquai – der im Lauf der Zeit über 100 Autos, vor allem Lamborghini, Ferrari und Porsche, besessen haben soll – macht es vor im Video zu «Cosmic Girl». Aber gibt es eigentlich Loblieder auf Automarken und deren Modelle?

Spätestens seit dem neusten Album der Berner Mundartband Züri West fragen wir uns, ob es neben «Mercury Blues» noch ähnliche Titel gibt. Es gibt sie! Auch sie sind schlüpfrig, und das garantiert nicht wegen des Motorenöls. Vor allem die Sparte Rap zelebriert den Lifestyle, auf ihrer Liste der Statussymbole stehen Autos ganz oben. Es versteht sich von selbst, dass in diesen Songs kaum Namen wie Fiat, Skoda oder VW vorkommen. 

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«Mercedes Benz» – Janis Joplin, Album «Pearl» (1970)

Janis Joplin war eine US-Rock- und Bluessängerin – und eine Hippie-Ikone. Weil ihre Freunde Porsche fahren, fleht sie im Song «Mercedes Benz»: «Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz? My friends all drive Porsches, I must make amends.» Echt? Du, Janis?! Eine Edelkarosse? Es wird vermutet, dass sie wohl thematisiere, wie sich die Konsumgesellschaft immerzu vergleiche. So oder so, Janis Joplin hatte tatsächlich einen Porsche (Bild o.). Der 356 SC – bemalt wie ein Hippie-Käfer – wurde 2016 für über 1.7 Millionen Dollar versteigert.

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«Mercury Blues» – Züri West, Album «Loch dür Zyt» (2023)

Züri-West-Frontmann Kuno Lauener singt vom Baby, das sich einen Mercury kaufte. Weil auch deren Freund einen Mercury besitzt, überlegt sich Lauener, sich ebenfalls einen zuzulegen: «I choufe mr e Mercury, u när dräiien i e Rundi im Quartier.» Züri Wests «Mercury Blues» klingt weniger wie ein V8, es erklingen viele elektronische Töne. Der Song von Alan Jackson von vor rund 30 Jahren ist eine Countrynummer. Das Original vom K. C. Douglas Trio stammt von 1948 – und heisst «Mercury Boogie».

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«Brand New Cadillac» – The Clash, Album «London Calling» (1979)

Nein, die britischen Punkrocker schwärmen in diesem Song nicht vom brandneuen Cadillac. Sie schmachten wegen des heissen Dings, das die schmucke Karosse fährt: «My baby drove up in a brand new Cadillac.» Und es fleht darum, sie sollen einsteigen und mitfahren. Im Originalsong, 20 Jahre vor The Clash, durften schon Vince Taylor and his Playboys zusteigen. Dass eine schöne Frau in einem schönen Auto vorfährt und einen zu guter Letzt zum Einsteigen auffordert, passiert wohl eher den Rockstars.

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«Cadillac Walk» – Mink DeVille, Album «Cabretta» (1977)

Wie ein Cadillac cruist, das wissen wir. Wie aber ein Cadillac geht, das können wir uns eigentlich gar nicht vorstellen. Natürlich singt der US-Singer-Songwriter Mink DeVille in seinem Song nicht von der Chromschleuder, sondern von seinem Baby, das geht wie ein Cadillac. «No matter what the cost. Them dual exhaust make my motor sigh. My baby’s got the Cadillac walk.» Ja! Jetzt können wir uns bestens vorstellen, wie es aussieht, wenn ein Cadillac – geht.

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«Mustang Sally» – Wilson Picket, Album «The Wicked Picket» (1966)

«Mustang Sally, guess you better slow your Mustang down», lautet die erste Textzeile. Wilson Picket coverte den 1965 von Mack Rice produzierten Song – Pickets Version wurde 2000 in die Grammy-Hall-of-Fame aufgenommen. Aber immerhin: Rice nimmt niemandem die Geschichte zum Song. Rice wollte seinem Schlagzeuger einen Lincoln Continental schenken, der aber bestand auf einem Ford Mustang. «Continental Sally, guess you better slow your Continental down», hätte wahrlich weniger sexy geklungen.

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«Little Red Corvette» – Prince, Album «1999» (1982)

Es gibt Musiker, die weltbekannte Songs einfach so aus dem Ärmel geschüttelt haben sollen. Einige erzählen sogar, sie hätten den Song geschrieben, nachdem sie von ihm geträumt hatten. Im Fall von Prince und seiner «Little Red Corvette» soll eine Heimfahrt nach einer anstrengenden Aufnahmesession der Grund sein. Prince machte ein Nickerchen im Auto von Bandmitglied Lisa Coleman. Die Keyboarderin fuhr einen pinkfarbenen Mercury Montclair Marauder, so die Legende. Prince dagegen hatte eine rote Corvette – und die liebte er. Und die Fans liebten den Song, «Little Red Corvette» war Prince’ erster Top-Ten-Song in den US-Billboardcharts. Vermutlich hätte das musikalische Genie auch anderen Automarken und deren Modellen mit einem Song zu mehr Popularität verholfen, der Autopark von Prince war stattlich: Ford Thunderbird, Buick Wildcat, Lincoln Town Car, BMW Z3, Bentley Continental GT, Plymouth Prowler ...

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«Opel-Gang» – Die Toten Hosen, Album «Opel-Gang» (1983)

Es geht gern vergessen, doch «Opel-Gang» war das erste Album der Hosen – sie mussten es 1983 noch aus der eigenen Tasche bezahlen. Eigentlich meinten es die Düsseldorfer spöttisch, diese «Opel-Gang», doch sie merkten schnell, dass sich ihre Fans bestens damit identifizieren konnten. Selbstverständlich ist der Song voller Klischees: «Den Arm aus dem Fenster, das Radio voll an – draussen hängt ein Fuchsschwanz dran.» Heute stimmt das: «Wir sind die Jungs von der Opel-Gang. Wir haben alle abgehängt.»

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«White Mustang» – Lana Del Rey, Album «Lust for Life» (2017)

Der melancholische Sound von Lana Del Rey eignet sich hervorragend, wenn man an einem schwülen Sommerabend mit offenem Fenster durch die Gegend cruist. Die US-amerikanische Popsängerin träumt und sinniert im Song «White Mustang» von einer Liebe, die ein starkes Bild abgibt in ihrem weissen Mustang. Von jemandem, der einen anzieht, einem letztlich aber wohl nicht guttut. Der «White Mustang» ist zwar verlockend, aber eben auch gefährlich, wenn man zu stark aufs Gaspedal steigt.

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«From a Buick 6» – Bob Dylan, Album «Highway 61 Revisited» (1965)

Den Fans widerstrebte es Mitte der 1960er-Jahre, dass ihr Folksänger-Idol Bob Dylan mit dem Album «Highway 61 Revisited» zum Rockstar mutierte. Bye, acoustic guitar, hello, electric guitar. Trotzdem gehört die Scheibe für das Musikmagazin «Rolling ­Stone» zu den 500 besten Alben aller Zeiten. Im Song «From a Buick 6» spielt Dylan auf Frauentypen an oder singt über Drogengewohnheiten, heisst es in Rezensionen. Aber der Buick Six, 1918 gebaut, wird, ausser im Titel des Stücks, nie erwähnt.

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«Camaro» – Kings of Leon, Album «Because of the Times» (2017)

Es genügt nicht, dass eine Frau wunderschön ist. Es ist besser, wenn sie zudem auch noch eine flotte Karre fährt. «She look so cool in her new Camaro. It’s black as coal and it goes boy, go go go.» Die Kings of Leon sind in der Musikbranche gewiss nicht die einzigen, die sich eine Begegnung mit dem anderen Geschlecht so vorstellen. Der Chevrolet Camaro, 1966 Konkurrent des Ford Mustang, passt gut ins Bild. Und: Umgangssprachlich steht Camaro im Französischen für Freund oder Begleiter.

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«Pink Cadillac» – Natalie Cole, Album «Everlasting» (1988)

Die Songzeile «I love you for your pink Cadillac» ist im Ohr, die Melodie dazu kennen wohl die meisten. Der Song landete 1988 auf Platz fünf der US-Billboardcharts, obwohl sich Natalie Cole gesträubt hatte, die Nummer zu produzieren. Das Original von Bruce Springsteen war vier Jahre zuvor weniger erfolgreich. Ihm nimmt man im Song «Pink Cadillac» die sexuelle Anspielung eher ab. Der besungene pinkfarbene Cadillac soll eine Metapher sein – für eine Vagina.

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«Chevrolet» – ZZ Top, Album «Rio Grande Mud» (1972)

Wer an ZZ Top und deren Hit «Gimme all your Lovin’» denkt, hat sofort den knallroten 1933er-Ford Coupé aus dem Videoclip vor Augen. Überhaupt sind schicke Flitzer zum Markenzeichen der Texas-Rocker geworden, genauso wie schöne, leichtbekleidete Frauen. Sehr früh in ihrer Karriere machten ZZ Top aber auch ­eine Automarke zum Song. 1972, auf ihrem zweiten Album «Rio Grande Mud», sangen sie unter anderem: «Hallelujah, hallelujah! Ride my Chevrolet.»

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«Volvo Cowgirl 99» – Sheryl Crow, Album «Tuesday Night Music Club» (1993)

Das erste Album von Sheryl Crow kam in die Schlagzeilen, weil es zusammen mit einem Kalender verkauft wurde, für den die Sängerin doch eher freizügig posiert hatte. Auch deshalb ist der Song «Volvo Cowgirl 99» vielleicht etwas befremdlich, weil Crow dabei von den sexuellen Belästigungen singt, denen sie im Verlauf ihrer frühen Karriere ausgesetzt war. Das Lied hiess zuerst «The Na-Na Song», wurde für das erste Album aber etwas beschleunigt und mit dem neuen Titel versehen.

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Song-Helden: Buick Six

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Mercury

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Corvette

Fotos: Porsche, RM Sotheby’s, Corvette, Daimler, Mercury

Rapper protzen mit Luxuskisten

Hip-Hopper protzen gern mit Luxuskarren – vor allem Deutsch-Rapper Kollegah, wie das Glücksspielportal Spielbank.com.de ermittelte. In 33 Songs erwähnt der Düsseldorfer «Mercedes» und zahlt somit kräftig auf das Konto der Marke ein, die mit 16 415 musikalischen Erwähnungen zudem klar auf Rang eins der internationalen Hitparade der Automarkennennungen steht. Auf den Plätzen folgen Lamborghini, Bentley, Ferrari und Porsche mit 8474 bis 6874 Nennungen. Marken ausserhalb des Luxus- und Sportwagenkosmos finden sich nur wenige in den Top 14. Honda schaffte es auf Rang acht, Chevrolet auf 13. Unter den Künstlern mit den meisten Markennennungen findet sich Kollegah weitere zwei Mal: In 17 Songs kommt Ferrari vor, in sieben Lexus. Auch die übrigen Sänger rekrutieren sich vor allem aus Hip-Hop und verwandten Sparten. So hat der französische Rapper Jul ein Faible für Audi (34 Nennungen), Missy Elliot fährt mit Rolls-Royce ein paar Ligen höher (5 Nennungen), und Tyga ist mit Bugatti (6 Nennungen) in der obersten Luxusetage zu Hause.

Die Rapper und Hip-Hopperinnen schreiben nicht nur Texte über Autos, sie besitzen auch richtig grobe Geräte. Birdman bezahlte einst für einen einzigartigen Maybach Exelero (Bild) satte acht Millionen Dollar und verkaufte ihn später Jay-Z. Während Fussballer lieber Lamborghini und Bentley fahren, stehen bei den erfolgreichen Gesangskünstlern Ferrari und Bugatti hoch im Kurs. Nick Mason von Pink Floyd besitzt unter anderem ­einen Ferrari 250 GTO, und Guy Berryman von Coldplay sammelt auch fleissig. An die hundert Autos von Jay Kay von Jamiroquai kommt er allerdings nicht heran.

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