Erste Fahrt im Skoda Elroq

Dave Schneider | 04.07.2024

Erste Fahrt Mit dem Elroq erweitert Skoda 
sein Elektroportfolio um ein Kompakt-SUV. 
Wir konnten bereits eine Runde damit drehen.

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Klaus Zellmer ist ein Freund klarer Worte. «Die Zukunft ist rein elektrisch, daran gibt es keinen Zweifel», sagt der Skoda-Chef strikt. Und das in einer Zeit, in der viele Autohersteller fleissig damit beschäftigt sind, von einst geäusserten Statements in diese Richtung wieder zurückzurudern. Klar, es ist ein schwieriges Umfeld, in dem die Konzerne derzeit operieren müssen, herausfordernder als je zuvor. Da die Autohersteller in langen Zyklen denken sowie entsprechend planen und investieren müssen, sind sie auf stabile Leitplanken angewiesen. Ändert sich die politische Landschaft, wie kürzlich bei den jüngsten Europawahlen, kann sich die Ausgangslage für sie von heute auf morgen um 180 Grad drehen. Da können die grossen Ankündigungen von gestern schnell zur Peinlichkeit von heute werden.

Hinzu kommt das Kaufverhalten der Kundschaft – und die scheint in grossen Teilen Europas gesättigt zu sein vom Elektroantrieb. Zwar stieg in der EU der Absatz von Elektroautos in den ersten fünf Monaten des Jahres im Vergleich zur Vorjahresperiode noch leicht um zwei Prozent an, doch in Ländern wie Deutschland (–16 %), Italien (–19 %) oder Schweden (–21 %) sind starke Einbrüche zu verzeichnen. Auch in der Schweiz ist der Absatz von E-Autos im laufenden Jahr rückläufig, wenn auch mit einem Minus von 4.3 Prozent nicht ganz so dramatisch. Für Skoda-Chef Zellmer ist es daher wichtig, dass die Kunden weiterhin die Wahl haben, welche Antriebsform sie kaufen wollen – solange das gesetzlich eben noch möglich ist. Deshalb hat der Hersteller in diesem Jahr seine Flaggschiffmodelle Kodiaq und Superb komplett neu aufgelegt und zudem den Kassenschlager Octavia und die Kompaktmodelle Scala und Kamiq aufgefrischt. Sie alle sind mit Verbrennungsmotoren ausgestattet.

Sechs neue Stromer

Gleichzeitig geben die Tschechen nun im Elektrobereich richtig Gas. Bisher hat die VW-Tochter mit dem bereits seit 2020 erhältlichen E-SUV Enyaq und dessen Coupévariante erst eine elektrische Baureihe im Angebot, nun sollen ihr aber in den kommenden Jahren fünf neue Modelle zur Seite gestellt werden. Der Enyaq selbst wird 2025 komplett neu aufgelegt. 2026 startet der kleine Crossover Epiq, gefolgt von einem grossen Siebensitzer-SUV, das mit der Studie 7S bereits angekündigt wurde, und – natürlich – einem Kombi, vermutlich einem Elektropendant des Bestsellers Octavia. Den Abschluss macht ein elektrischer Kleinwagen auf Basis des kommenden VW ID.2, der quasi ein elektrischer Fabia wird. Als erstes kommt aber 2025 das Kompakt-SUV Elroq, das wir in noch getarntem Prototypenstadium erproben konnten – mit Skoda-Chef Klaus Zellmer auf dem Beifahrersitz.

«Die Erweiterung unserer elektrischen Modellpalette auf mehrere attraktive Segmente bildet ein Schlüsselelement unserer Strategie und damit auch für den weiteren Erfolg von Skoda», sagt Zellmer. Die Kunden hätten eine kompaktere Version des beliebten Enyaq verlangt – «und der Elroq ist genau das». Der neue Stromer ist mit einer Länge von 4.49 Metern das Elektropendant zum Karoq, und genauso setzt sich auch sein Name zusammen: Die ersten zwei Buchstaben von Electric und die letzten drei von Karoq ergeben Elroq. Optisch und technisch hebt sich das neue Modell allerdings deutlich von seinem Verbrennerbruder ab.

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Mit Skoda-Chef Klaus Zellmer (rechts) im Gespräch.

Der Elroq sei ein Meilenstein im BEV-Portfolio des Herstellers, auch weil er als erstes Modell die neue Designsprache der Marke namens Modern Solid in die Serie einführe. «Schon auf den ersten Blick ist klar, dieses Fahrzeug steht für etwas Neues.» Ausserdem biete der Elroq die perfekte Balance aus Grösse, geräumigem Innenraum und elektrischer Reichweite, ist der Deutsche überzeugt. Immerhin über 560 Kilometern sollen gemäss WLTP möglich sein – das ist eine Ansage. Geladen wird mit bis zu 175 kW (DC) und 11 kW (AC). Zudem zeichne sich das neue Modell durch fortschrittliche Technologien und Assistenzsysteme aus, die die Kundschaft zu schätzen wüssten.

Platz en Masse

Tatsächlich ist der kompakte Elroq ein Hingucker – neben dem mit Tarnfolie beklebten Prototyp, der zur ersten Probefahrt bereitstand, konnten wir das neue Modell bereits auch ungetarnt in Augenschein nehmen. Während das Kompakt-SUV in der Heckansicht dem grösseren Bruder Enyaq noch sehr ähnlich sieht, hat sich das Design der Frontpartie komplett verändert. Ein Tech-Deck-Face genanntes, schwarz glänzendes, geschlossenes Panel, das sich anstelle eines Kühlergrills über die Front zieht, wird von zwei sehr schmalen, in je vier Segmente unterteilten LED-Streifen eingerahmt, die die Funktion von Tagfahrlicht, Blinker und Standlicht übernehmen. Darunter finden sich je zwei LED-Module für Abblend- und Fernlicht (in der Topversion mit LED-Matrixscheinwerfern).

Anstelle des beleuchteten Crystal-Kühlergrills des Enyaq bietet der Elroq in der Topversion eine Art Lichtleiste aus einzelnen LED-Strichen, die sich quer über das Tech-Deck ziehen – das ist wirklich sehenswert. «Auf diese Weise ist es uns gelungen, ein neues Konzept für die Frontansicht zu konzipieren, aber gleichzeitig auch auf bekannte Skoda-Linien zu verweisen», meint Chefdesigner Oliver Stefani. Und er verrät: «Das Tech-Deck-Face wird das zukünftige Design-Markenzeichen von Skoda sein.»

Im Innenraum fallen zunächst zwei Dinge auf: Das Raumangebot ist äusserst grosszügig, und die Ausstaffierung wirkt elegant und hochwertig. Besonders im Fond sind Kopf- und Fussraum erstaunlich gut. Der gut zugängliche Kofferraum, mit diversen «Simply clever»-Features wie einem doppelten Ladeboden oder variablen Gepäcknetzen ausgestattet, fasst 470 Liter und kann durch Umklappen der Rücksitze auf 1580 Liter erweitert werden. Das Cockpit mit einem kleinen Fünf-Zoll-Bildschirm hinter dem Lenkrad und einem grossen, freistehenden 13-Zoll-Touchscreen wird jedem Enyaq-Fahrer sofort vertraut sein. Je nach Ausstattungsvariante kommen Stoffe aus rezyklierten Materialien zum Einsatz. So sind etwa Sitze, Türverkleidungen oder der Armaturenträger mit Recy­titan bespannt, einem Gewebe, das zu 78 Prozent aus wiederverwerteten PET-Flaschen besteht.

Drei Varianten

Die technische Basis des Elroq liefert die inzwischen wohlbekannte MEB-Plattform des VW-Konzerns, auf der auch der 17 Zentimeter längere Enyaq aufbaut. Noch veröffentlicht Skoda keine detaillierten technischen Daten, doch die verfügbaren Antriebsvarianten sind bereits bekannt. Der Elroq wird in der Schweiz in den heckgetriebenen Versionen 60 und 85 mit 150 kW (204 PS) respektive 210 kW (286 PS) Leistung sowie in der zweimotorigen Allradvariante 85x mit 220 kW (300 PS) angeboten. Die Basisvariante ist mit einer 63-kWh-Lithium-Ionen-Batterie ausgestattet und schafft ­einen Topspeed von 160 km/h, die beiden stärkeren Ausführungen haben einen 82-kWh-Akku und fahren maximal 180 km/h schnell. Die in einigen Ländern verfügbare Einstiegsvariante 50 mit 55-kWh-Batterie und 125 kW (170 PS) Leistung wird in der Schweiz nicht angeboten werden.

Auf der ersten kurzen Ausfahrt rund um Amsterdam erwies sich der Elroq, notabene noch im Vorserienstadium, als komfortables und wendiges SUV. Dabei kann schon mal das Raumempfinden durcheinandergeraten: Aufgrund des generösen Platzangebots wähnt man sich in einem grösseren Fahrzeug, als es der Tscheche mit einer Länge von 4.49 Metern tatsächlich ist. Gleichzeitig fühlt er sich kompakter an, was sich anhand des Wendekreises von lediglich 9.7 Metern verdeutlichen lässt. Das ist auf Niveau des Kleinwagens Fabia.

Nicht ausprobieren konnten wir die zahlreichen Assistenzsysteme, darunter erstmals ein Parkassistent, der sowohl das fernbediente Einparkieren via Smartphone-App als auch das autonome Navigieren bis auf die Parkfläche aufgrund des abgespeicherten Fahrwegs ermöglicht. Vertiefte Fahreindrücke werden erst mit der Serienversion möglich sein, die im Oktober Weltpremiere feiert. Auch Preise wird man frühestens dann erfahren – Skoda-Chef Zellmer verspricht allerdings, dass sie «wie gewohnt» auf einem konkurrenzfähigen Niveau sein werden. 

Fotos: Skoda

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