Nur dreieinhalb Sekunden ist der überarbeitete Audi RS Q8 auf dem Nürburgring langsamer als der ebenfalls aufgefrischte RS3. Oder anders gesagt, mit 7:36.698 Minuten hat der SUV den Rundenrekord in seiner Klasse wieder zurückgeholt. Nur, damit Zweifel an seiner Leistungsfähigkeit gar nicht erst aufkommen. Die haben wir nicht im Geringsten, als wir dem Power-Audi auf dem Parcmotor-Circuit im spanischen Castellolí und den umliegenden Bergstrassen die Sporen geben.
Neuer Audi RS Q8 – Schwer, aber schnell
Moritz Doka | 05.11.2024
Zum Facelift stellt Audi dem RS Q8 eine neue Performance-Version mit mehr Leistung und etwas weniger Gewicht zur Seite. Heftig, was die auf der Rennstrecke abzieht.
Neue Performance-Version
Zur Erklärung bedarf es ein paar Infos, was denn zum Facelift alles passiert ist. Zentral ist die neue Performance-Version mit 640 PS (+40 PS) und 850 Nm Drehmoment (+50 Nm). Der Kraftzuwachs kommt von 0.2 bar mehr Ladedruck und einer Sportabgasanlage mit weniger Gegendruck, die den Motor zusammen mit weniger Dämmmaterial front- und heckseitig schön präsent klingen lässt. Die Massnahmen schaben auch ein paar Kilos herunter. Die 23-Zoll-Felgen bringen zusammen noch einmal 20 kg Gewichtsersparnis, die Keramikbremse 40 kg. Sind alle Leichtbauoptionen bestellt, wiegt der RS Q8 Performance immer noch saftige 2350 kg.
Weitere Anpassungen betreffen die breitere Spreizung der aktiven Dämpfer, schnellere Schaltzeiten der Achtgang-Doppelkupplung und ein neues Mittendifferenzial mit optimierter Kraftverteilung. Serienmässig gibt es eine Allradlenkung, optional aktive Stabilisatoren, über die unser Testwagen verfügte.
Urgewalt auf der Strasse
Volle Beschleunigung im RS Q8 Performance ist ein Spektakel. Bei Kickdown aus dem Stand pressen die Turbolader erst einmal Luft in die Brennräume, der V8 stemmt seine Kraft in den Antriebsstrang, ehe sich die Welt vor einem verneigt und Leistung und Drehmoment das Gewicht niederringen. Da bleibt einem kurz die Luft weg.
In Kurven kaschiert die ganze Technik das hohe Gewicht zunächst ganz gut. Gerade beim Einlenken scheint man ein paar hundert Kilo weniger zu bewegen. Am Scheitelpunkt schiebt der Brocken dann schon nach aussen, wobei die Sportreifen lange erfolgreich dagegen ankämpfen. Wer im Sportmodus bei lockeren ESP-Leinen mit Lenkwinkel Gas gibt, erntet ein Zucken des Hecks. Materialmordend, aber spassig.
Durch das geringe Gewicht der riesigen Räder spricht das Fahrwerk trotz dünner Reifenflanken recht fein an. Rumpeln ist nur auf schlechten Strassen zu vernehmen. Durch die breite Spreizung des Fahrwerks beherrscht der RS Q8 das Komfort-Kapitel ganz gut. Wenn er will, kann er leise und kommod. Dann ist die Freude umso diebischer, wenn man mit der Kraft des Drehmoments aus hohen Gängen herausbeschleunigt.
In Sachen Verarbeitung und Materialanmutung gibt es nicht das Geringste zu meckern, denn der RS Q8 vertraut noch auf die ältere Cockpit-Architektur. Gerade in Sachen Haptik sind die neuesten Markenvertreter nicht mehr ganz über alle Zweifel erhaben.
Rennstrecke geht gut, aber nicht lang
Um auf Land- und Bergstrassen wirklich zu passen, ist der RS Q8 bei all seinen Fähigkeiten trotzdem zu gross und zu schwer. Also ab auf den gut vier Kilometer langen Kurs des Parcmotor mit seiner Kombination aus schnellen und langsamen Kurven. Natürlich ist das Auto nicht per se für die Rennstrecke gemacht. Was er hier aber abzieht, ist dennoch mehr als beachtlich. Sauber gewählte Brems- und Einlenkpunkte vorausgesetzt, schnürt der RS Q8 ganz hervorragend um den Track. Fahrspass? Definitiv.
Nach vier Runden wird der Pedalweg der Bremsen dann merklich länger, das System zeigt Temperaturen der Anlage im tiefroten Bereich. Also etwas Gas zurücknehmen und auskühlen lassen.
Warum kein RS6?
Um den RS Q8 so zu bewegen, muss man wohl zur Performance-Version mit all den Dynamisierungs-Optionen inklusive Vmax-Anhebung auf 305 km/h greifen. Dann ist man schnell 200'000 Franken und mehr los. Ab 168'800 Franken gibt es den normalen RS Q8 mit «nur» 600 PS, der im Alltag wahrscheinlich kaum weniger eindrücklich performt. Oder man greift gleich zum RS 6. Der ist günstiger, schneller, gleich praktisch und man fährt nicht diese Attitüde spazieren, die solchen Power-SUVs nun mal anhaftet – falls einem das denn wichtig ist.
Technische Daten Audi RS Q8 Performance
Karosserie | |
Fahrzeugsegment | J SUV |
Länge | 5022 mm |
Breite | 2007 mm |
Höhe | 1699 mm |
Radstand | 2998 mm |
Sitzplätze | 5 |
Leergewicht (mit Fahrer) | 2350 kg |
Gesamtgewicht | 3015 kg |
Kofferraum | 605–1755 l |
Reifengrösse | 295/35 R23 |
Anhängelast gebremst | 3500 kg |
Stützlast | 140 kg |
Dachlast | 100 kg |
Böschungswinkel vorne/hinten | 21.3/26.3 Grad |
Wendekreis | 13.3 m |
Antrieb | |
Motor Bauart | Ottomotor |
Zylinder | V8 |
Hubraum | 3996 ccm |
Motorkonstruktion | 4 Ventile/Zylinder, DOHC, Direkteinspritzer, MHEV |
Aufladung | Biturbo |
Bohrung x Hub | 86x86 mm |
Verdichtung | 9.7:1 |
Antrieb | AWD |
Getriebe | DCT 8 |
Leistung | 471 kW/640 PS |
– bei Drehzahl | 6000 U/min |
Max. Drehmoment | 850 Nm |
– bei Drehzahl | 2300–4500 U/min |
Fahrleistungen und Verbrauch | |
0-100 km/h | 3.6 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h (optional 305 km/h) |
Tankinhalt | 85 l |
Verbrauch 100 km (WLTP) | 13.1 l |
CO2-Emission | 297 g/km |
Effizienz-Kategorie | G |
Preis | |
Grundpreis | 180'600 Franken |
Grundpreis RS Q8 | 168'800 Franken |
Bildergalerie Audi RS Q8 Performance
Fotos: Audi
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