Würden allein die Schweizer Kunden entscheiden, könnte sich BMW den Aufwand mit der 5er-Limousine sparen. 80 Prozent der in der Eidgenossenschaft verkauften Autos der 5er-Reihe hören auf den Namen Touring. Kombis sind nicht nur in den Unternehmensflotten gefragt, sondern auch bei den Privatkäufern. Da ist die Schweiz auf einer Linie mit Ländern wie Deutschland, Italien oder Grossbritannien, die zu den wichtigsten Absatzmärkten des BMW 5er Touring gehören – plus Japan, wie Produktmanager Oliver Munder während der Präsentation der sechsten Modellgeneration sagte. Die Autohersteller beschwören gerne, dass ihre Modelle von den jungen, aktiven Kunden gekauft werden. Ob es nun die Möglichkeit ist, das Mountainbike, Ski und Snowboard oder die Golfbags bequem im grossen Heckabteil unterzubringen oder ob der Kombi generell familienfreundlicher ist? Fakt ist, so Munder, dass der durchschnittlicher Touring-Käufer 53 Jahre alt ist – und damit vier Jahre jünger als der Limousinenfahrer.
Seit Einführung der ersten Touring-Generation Ende 1991 wurden von den fünf Baureihen insgesamt mehr als 1.2 Millionen Fahrzeuge verkauft. Mit der sechsten Generation hält nun ein neuer Antrieb Einzug in den Antriebsmix. Mit dem i5 Touring sind die Bayern die erste Premiummarke mit einem vollelektrischen Kombi. Generell ist das Angebot an Kombinationskraftwagen mit Elektroantrieb bislang noch eher dünn gesät. Opel Astra Electric Sports Tourer und Peugeot e-308 SW aus dem Stellantis-Konzern sind zu nennen, allerdings bedienen diese den Volumenmarkt. Gleiches gilt für den MG5. Mit Premiumanspruch tritt der Nio ET5 Touring an, jedoch sind die Verkaufszahlen der chinesischen Marke in Europa noch überschaubar. Und in der Schweiz ist Nio offiziell noch gar nicht präsent.
Gleich mit zwei i5-Varianten startet BMW. Der eDrive 40 bietet eine Leistung von 230 kW (313 PS) und wird ganz klassisch an den Hinterrädern angetrieben. Die Lithium-Ionen-Batterie hat eine Nettospeicherkapazität von 81.2 Kilowattstunden, was nach WLTP für eine Reichweite von bis zu 560 Kilometern gut sein soll. Mit einem Preis von knapp 88 000 Franken liegt der Elektroaufschlag im Vergleich zum Diesel in Form des 520d mit Hinterradantrieb bei rund 15 000 Franken. In einer völlig anderen Preisliga spielt das Topmodell, der – ohne Optionen – knapp 127 000 Franken teure i5 M60 xDrive. Als Energiespeicher ist die gleiche Batterie eingebaut, sie liefert den Strom für zwei Elektromotoren mit 380 kW (517 PS) Systemleistung, die Reichweite liegt bei 500 Kilometern.
Deutlich gewachsener Touring
Doch was hat sich generell getan beim Wechsel zur sechsten Modellgeneration? Als allererstes: Der 5er Touring ist um fast zehn Zentimeter auf 5.06 Meter gewachsen, damit bewegen wir uns in Dimensionen, die bislang der 7er-Reihe vorbehalten waren. Gewachsen ist auch der Radstand, mit 2995 Millimetern kratzt er an der Dreimetermarke. Gut, dass es im Rahmen des adaptiven M-Fahrwerks Professional (Serie im M60 xDrive, sonst 5200 Fr. Aufpreis) eine Hinterachslenkung gibt, so wird Rangieren im Parkhaus entspannter. Die gestreckten Proportionen ergeben ein stimmiges Bild und einen seriösen Auftritt. Was beim Modellwechsel verloren ging, ist die Möglichkeit, das Heckfenster separat zu öffnen, um schnell etwas aus dem Kofferraum zu holen oder nach Beladen mit dem grossen Gepäck noch Jacken zu deponieren. Mit 570 Litern fällt der Kofferraum üppig aus, der Zuwachs von zehn Litern ist aber marginal. Dafür aber ist das Kofferraumvolumen für alle Antriebsformen gleich, da mussten bislang Fahrer von Plug-in-Hybriden ja deutliche Abstriche machen. Der Längenzuwachs kommt vor allem den Passagieren zugute, vorne in Form von mehr Schulterfreiheit, auf den hinteren Plätzen gibt es mehr Raum für Beine, Schultern und Ellenbogen.
Kompletter Antriebsmix
Zum Marktstart ist der 5er Touring neben den beiden Elektromodellen auch als Diesel erhältlich, als 520d mit Hinterradantrieb oder als 520d xDrive mit Allradantrieb. Die Vierzylinder-Selbstzünder sind mit 48-Volt-Technik mild hybridisiert und leisten 145 kW (197 PS). Verbrauchswerte um oder knapp unter sechs Litern pro 100 Kilometer prädestinieren den Touring Diesel zum Flottenauto. Als Benziner-Plug-in-Hybrid folgt im Juli der 530e Touring, er leistet 220 kW (299 PS). Der Preis steht aber ebenso wenig fest wie der für den Sechszylinder-Diesel 540d xDrive, zu dem BMW auch noch keine Leistungsdaten kommuniziert hat.