Der neue Skoda Superb Combi: Kultiviert auf grosse Tour

Klaus Justen | 28.03.2024

Alles elektrisch? Das gilt nicht für den ­Skoda Superb. Die vierte Generation des Mittelklasse-Kombis ­startet mit einem Allrad-Diesel.

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Der neue Skoda Superb Combi.

Der Skoda Superb ist schon seit vielen Jahren der feine Bruder des VW Passat. Die Technik unter dem Blech basiert auf dem gleichen Baukasten, und trotzdem gehen die Tschechen ihren eigenen Weg – und das sehr erfolgreich, denn mehr als 1.6 Millionen Autos wurden von den seit 2001 angebotenen insgesamt drei Baureihen des Superb verkauft. Komfortable Fahreigenschaften, Langstrecken- und Reisequalitäten zählen zu den Kernkompetenzen des Modells, das im oberen Bereich der Mittelklasse angesiedelt ist. Dazu gehört auch das Platzangebot, das nicht nur Fahrer und Beifahrer zugutekommt, sondern auch auf den hinteren Plätzen fürstliche Bein- und Kopffreiheit gewährleistet. Nicht zuletzt war es immer schon der Gepäckraum, der vor allem bei Familien punkten konnte. Dank deutlich mehr als 600 Litern Ladevolumen verliert der längste Ferientrip seine Schrecken.

Mit dem neuen Modell, das in diesen Tagen auf dem europäischen Markt gestartet ist, hat sich an diesen Basistugenden nichts verändert. Im Gegenteil. Ein bisschen – um vier Zentimeter – ist der Superb in die Länge gewachsen auf stattliche 4.90 Meter, er ist ein wenig schmaler geworden (1.85 m) und um ein paar Millimeter in die Höhe gewachsen (1.48 m). Der Radstand bleibt unverändert bei 2841 Millimetern. Das wirkt sich vorne wie hinten in einem kleinen Plus an Kopffreiheit aus und ergibt vor allem im Kofferraum 30 Liter mehr Platz – 690 Liter passen jetzt hinter die Rücksitze. Klappt man die Sitze um, sind es 1920 Liter.

Optisch kommt der neue Superb eher gediegen daher. Der oktagonale Kühlergrill ist ein wenig in die Breite gewachsen, die Windschutzscheibe ein wenig stärker geneigt. Das verbessert wie die gestraffte Dachlinie, überarbeitete Aussenspiegel sowie Dachspoiler, Regenabweiser an der A-Säule und Air-Curtains an der Frontschütze die Aerodynamik. Der Luftwiderstandsbeiwert des Kombis ist mit cW 0.25 um 15 Prozent besser als der des Vorgängers. Das «verbessert die Effizienz des Fahrzeugs und auch den Akustikkomfort», sagte Entwicklungsvorstand Johannes Neft. Zum Feinschliff gehört auch eine elektrisch betätigte Klappe, die den Luftstrom zum Motor steuert, oder ein neues Kühlsystem für die Bremsen, das den Luftstrom des Kühlerlüfters nutzt. Auch der Luftstrom unter dem Fahrzeug wurde optimiert. Am Heck fallen die schmaler designten Leuchten auf, dazwischen prangt die neue Skoda-Wortmarke.

Komfortabel und leise unterwegs

Den verbesserten Akustikkomfort registriert man sofort, wann man mit dem neue Superb unterwegs ist – in unserem Fall auf eher mässig instandgehaltenen Strassen rund um die portugiesische Hauptstadt Lissabon. Flickstellen im Asphalt, unterschiedliche Bodenbeläge – das Fahrwerk bügelt vieles weg und lässt es nicht zu den Fahrgästen durchdringen. Weder in Form von Erschütterungen noch in Form von übertriebener Lärmbelästigung. Hier spielt der Superb die Qualitäten des Fahrwerks der überarbeiteten Konzernplattform MQB-Evo aus. Kernpunkt des Systems ist, dass zwei unabhängig voneinander arbeitende Ventile pro Stossdämpfer Zug- und Druckstufe getrennt regeln. Zudem arbeiten die Dämpfer schneller und bilden eine grössere Bandbreite an Dämpfungs­eigenschaften ab. In der Ausstattungslinie Selec­tion ist DCC Pro optional, in der Linie L & K serienmässig.

Sehr ruhig und kultiviert gehen auch die Motoren im Superb ihrer Arbeit nach. Der Mildhybrid im 1.5-Liter-Benziner, der 110 kW (150 PS) leistet und den Einstieg ins Motorenprogramm darstellt, wird allerdings in der Schweiz nicht angeboten. Hierzulande wird sich das Motorenangebot im Laufe des Jahres auf insgesamt vier Motoren erweitern. Aktuell bestellbar sind ausschliesslich die beiden Diesel mit 110 kW (150 PS) und 142 kW (193 PS). Der stärkere Diesel dürfte zumindest zu Beginn der Favorit der Schweizer Kunden sein, denn er bietet Allradantrieb, während die schwächere Variante an den Vorderrädern angetrieben wird. Nach den Sommerferien wird es auch den stärksten Benziner mit Zweiliter-TSI und 195 kW (265 PS) als 4×4 geben. Etwas früher kommt der Plug-in-Hybrid mit 150 kW (204 PS) Systemleistung auf den Markt, der dank grösserer Hochvoltbatterie (25.7 kWh) über 100 Kilometer elektrische Reichweite bieten soll.

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Der Kofferraum des Skoda Superb Combi bietet ­zwischen 690 und 1920 Litern Gepäckvolumen.

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Der Kofferraum des Skoda Superb Combi bietet ­zwischen 690 und 1920 Litern Gepäckvolumen.

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Der Kofferraum des Skoda Superb Combi bietet ­zwischen 690 und 1920 Litern Gepäckvolumen.

Dass der teilelektrische Superb diese Strecke allein mit der Energie aus der Batterie schafft, ist nicht abwegig. Während der ersten Ausfahrt in der Agglomeration von Lissabon entwickelte sich die restliche Reichweite immer schön parallel zur Prozentanzeige der Batterie – bei 70 Prozent Ladestand meldete der Bordcomputer auch noch 70 Kilometer Reichweite. Zugegeben, der grossstädtische Verkehr mit Stop and Go ist dank Rekuperation batteriefreundlich. Was in der Schweiz ein Hindernis für den PHEV sein könnte: Es gibt ihn nur mit Vorderradantrieb und nicht als 4×4.

Ebenfalls sehr kultiviert ist man mit dem stärksten Dieselantrieb unterwegs. Er geht unspektakulär zugange, bleibt auch bei Autobahntempo in angenehmen Lautstärkeregionen und vermittelt jederzeit das Gefühl von Souveränität. Klar, man kann das fast fünf Meter lange Auto auch sportlich um die Kurven zirkeln, weil die Lenkung mit ihrer straffen Einstellung das erlaubt, aber die Domäne des Superb ist die gepflegte Reisestrecke – Länge läuft, sagt man im Bootsbau.

Nano-Radarsensoren an Heck und Front

Zum Reisekomfort trägt auch die Batterie an Assistenzsystemen bei. Erstmalig setzt Skoda neu entwickelte Nano-Radarsensoren ein, die rechts und links der Frontschürze angebracht sind. Sie sollen den Frontradarassistenten, der zum Beispiel Velofahrer erkennt, unterstützen und den Kreuzungsassistenten an nicht einsehbaren Kreuzungen ­verbessern. Die Nano-Radarsensoren an der Heckschürze erweitern die Reichweite des Spurwechselassistenten von 75 auf 90 Meter. Der Aus­stiegs­assistent deckt einen Winkel von 120 Grad und ­eine Entfernung von 35 Metern ab und soll so ­Kollisionen vermeiden. Zu den weiteren Hilfen gehören ein Notfall-Lenkassistent, der intelligente Park­lenkassistent oder der Travel-Assist.

Der Innenraum des Superb wirkt aufgeräumt und luftig. Auf der Mittelkonsole wurde Platz frei, weil der Gangwahlhebel neben das Lenkrad wanderte, da ausschliesslich Doppelkupplungsgetriebe angeboten werden und der klassische Schalthebel überflüssig ist. Dominant in der Mitte des Armaturenbretts ist der bis zu 13 Zoll grosse Infotainmentbildschirm, serienmässig ist er zehn Zoll gross. Zusätzlich wird es nun auch ein Head-up-Display als Option geben, das digitale Cockpit hat eine Grösse von zehn Zoll.

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Gutes Platzangebot auf den vorderen und hinteren Plätzen. Das Armaturenbrett ist aufgeräumt, 
die Smart-Dials erlauben die intuitive Bedienung wichtiger Funktionen.

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Gutes Platzangebot auf den vorderen und hinteren Plätzen. Das Armaturenbrett ist aufgeräumt, 
die Smart-Dials erlauben die intuitive Bedienung wichtiger Funktionen.

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Gutes Platzangebot auf den vorderen und hinteren Plätzen. Das Armaturenbrett ist aufgeräumt, 
die Smart-Dials erlauben die intuitive Bedienung wichtiger Funktionen.

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Gutes Platzangebot auf den vorderen und hinteren Plätzen. Das Armaturenbrett ist aufgeräumt, 
die Smart-Dials erlauben die intuitive Bedienung wichtiger Funktionen.

Zu den sinnvollen Neuerungen zählen die Smart Dials. Die beiden äusseren Drehknöpfe unterhalb des Bildschirms steuern Klimaanlage, Sitzheizung und Sitzbelüftung für Fahrer und Beifahrer, der mittlere Knopf unter anderem die Lautstärke, Fahrmodi, Zoom der Navigationskarte oder das Gebläse. Durch Druck auf den Knopf wird die jeweilige Funktion aktiviert, durch Drehen die Einstellung verändert. Ausserdem zeigt das Minidisplay im Knopf die Temperatur an oder als Symbol das gerade eingestellte Fahrprogramm. Mit den Smart Dials soll der Zugriff auf häufig genutzte Einstellungen schnell und ohne Ablenkung möglich sein – sie sind in der Tat intuitiv und nahezu ohne Hinschauen bedienbar.

Preisliste beginnt bei 53 100 Franken

Im Gegensatz zum Passat wird es den Superb weiterhin in zwei Karosserieversionen geben: Als Limousine und als Kombi, bei Skoda Combi genannt. Die Limousine verkauft sich vor allem im Heimatmarkt Tschechien, in Polen und in der Türkei sehr gut, während Deutschland und Grossbritannien Kombimärkte sind. Die Schweiz sowieso – folgerichtig bietet der Importeur auch in der neuen Modellreihe nur den Superb Combi an. Gebaut wird das Modell wie der Passat im slowakischen Bratislava. Mit der vierten Baureihe dürfte jedoch die letzte Verbrennergeneration am Start sein. Skoda-Chef Klaus Zellmer erwartet, dass sein Unternehmen schon 2028 mehr Batterieautos als Verbrenner verkauft. Andererseits gelte es, den Markt zu bedienen. «Die Kunden fragen weiterhin Fahrzeuge mit Verbrenner nach», betonte Zellmer bei der Präsentation des neuen Superb.

Der Superb als 150-PS-Diesel kostet ab 53 100 Franken, für den stärkeren Allrad-Diesel nennt die Preisliste 56 380 Franken als Basis. Die Preise für die weiteren Modelle stehen noch nicht fest. 

Fotos: Skoda

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