Dacia Spring Facelift im Fahrbericht: Günstiger geht’s nicht
SP-X/AR | 18.07.2024
Das Revier des neuen Dacia Spring bleibt nach wie vor die Stadt, wo die geringe Reichweite und das langsame Ladetempo nicht so in Gewicht fallen. Dafür ist der Preis umso attraktiver.
Vor drei Jahren führten Dacia mit dem Spring ihr erstes Elektromodell ein. Über
140’000-mal wurde der bei Dongfeng in China gebaute Discount-Stromer seitdem verkauft,
in der Schweiz fand er 2023 insgesamt 499 Abnehmer. Jetzt wird es also Zeit für
eine Neuauflage, die Altbewährtes verbessert und dabei mit völlig neuer Optik
punktet.
Das frische Design orientiert sich am Duster und steht auch dem
hochbeinigen, 3.7 Meter kurzen Kleinstwagen gut zu Gesicht. Die
LED-Scheinwerfer stecken in einem fünfeckigen Gehäuse. Für einen urigen Look sorgen
seitliche Kunststoff-Beplankungen. Das Heck wird von einer Blende optisch in
die Breite gezogen, an deren Ende die Rückleuchten montiert sind.
Rund 200 Kilometer Reichweite
Weitgehend beibehalten wurde die Technik. Ein vergleichsweise kleiner Akku
von 27 kWh liefert die Energie. Er treibt in den Topmodellen Expression 65 (ab
16.800 Franken) und Extreme (ab 17.700 Franken) einen E-Motor mit 48 kW (65 PS)
an, im Basismodell Essential (ab 15.000 Franken) sind es 33 kW (44 PS). Unter
Idealbedingungen kommt der kurze Stromer rund 200 Kilometer weit. Im Schnitt
verbraucht der Spring nach 13.2 kWh auf 100 Kilometer (WLTP).
Mit seinen Kunststoff-Beplankungen wirkt der Spring robust.
Nicht viel, aber trotzdem kein Problem, sagt Dacia. «Die grosse Mehrheit der bisherigen Spring-Kunden ist täglich im Schnitt 37 Kilometer weit unterwegs und lädt zu Hause an der Wallbox.» Wo eine weitere Schwäche des chinesischen Rumänen offenbar wird, denn mit Wechselstrom kann er nur mit 3.7 kW laden. Rein rechnerisch dauert es also mehr als acht Stunden, einen Spring mit leerem Akku wieder fit zu machen.
Eine Schnellladesäule bleibt dem Basismodell verwehrt. Nur die 65 PS-Modelle können an einer öffentlichen DC-Säule mit maximal 30 kW andocken. Dafür werden allerdings 600 Franken extra fällig. Eine gute Idee: Beim Top-Modell kann der im Akku gespeicherte Strom auch genutzt werden, um unterwegs ein elektrisches Gerät wie einen Grill oder eine Musikanlage zu betreiben.
Android Auto und Apple CarPlay fürs Infotainment
Nach dem Einsteigen fallen zunächst einige Änderungen auf. Das Top-Modell «Extreme»
hat endlich einen 10-Zoll-Monitor, der Echtzeitdaten liefert und auch mit Apple
CarPlay oder Android Auto verknüpft werden kann. Gemäss der neuen EU-Regularien
sind Assistenzsysteme wie Verkehrszeichen-Erkennung, Müdigkeitswarner,
Spurhalte- und Geschwindigkeits-Assistent, Datenaufzeichnung (Blackbox) oder
die Unterstützung bei Notbremsungen mit Fussgänger-Erkennung an Bord.
Das Cockpit hat nach dem Facelift modernere Technik an Bord.
Neu ist das jetzt höhenverstellbare Lenkrad, hinter dem ein kleines
Farbdisplay über Tempo und Reichweite informiert. Es ist in einem Gehäuse mit
weisser Umrandung untergebracht und bringt wie einige andere weisse
Kunststoffteile etwas mehr Freundlichkeit in den ansonsten doch recht tristen
schwarzen Innenraum. Die Bedienung der Knöpfe und Schalter ist schnell gelernt.
Mickrige Fahrleistungen, aber nur auf dem Papier
Zum Start muss nach Verbrennerart ein Zündschlüssel gedreht werden. Natürlich
sind von den 65 PS keine Wunder zu erwarten. 13,7 Sekunden und sogar 19 Sekunden
auf 100 km/h (beim Basismodell) machen das klar. Die 125 km/h Höchstgeschwindigkeit
passt sich also von allein an das Zeitalter der E-Mobiltät an. Zum Bremsklotz
wird der Spring aber nicht. Wer auf der Landstrasse überholen will, muss das
eben vorausplanen.
Da der neue Spring unter 1000 Kilo wiegt, ist das Mitschwimmen in
Alltagsverkehr aber locker möglich. Das Drehmoment (113 Nm) reicht dazu locker
aus. Die etwas zu weiche Lenkung mit wenig Rückmeldung in der Mittellage ist im
Stadtverkehr zuhause. Über Temposchwellen meldet der Spring die Stösse wenig
gefiltert in die Rücken der Insassen. Aber: Bei dem verlockenden Preis dieses
E-Mobils ist Kompromissbereitschaft inbegriffen.
Die Platzverhältnisse für Erwachsene im Fond sind eingeschränkt.
Mit Einschränkungen müssen auch die Hinterbänkler leben. In dem kurzen
Stadt-SUV ist ständiger Kniekontakt mit den Rückseiten der Vordersitze
unvermeidlich, wenn vorne durchschnittlich grosse Erwachsene Platz genommen
haben. Über dem Kopf reicht der Raum auf allen Plätzen dagegen völlig aus. In
den Laderaum passen zwischen 308 und 1004 Liter. Allerdings ist Umsicht beim
Beladen angebracht, denn es dürfen nur knapp 300 Kilogramm Ladegut mit an Bord.
Verschmerzbar, da Autos in dieser Fahrzeug-Dimension eher selten ganze Familien
in den Urlaub befördern müssen.
Für sein Einsatzgebiet ist der Dacia Spring also perfekt geschaffen.
Vielleicht gelingt es, den ein oder anderen Elektro-Skeptiker ans Thema
heranzuführen. Denn wenn so ein Spring mal ins Rollen gekommen ist, kann er im
Rahmen seiner Möglichkeiten richtig Spass machen.
Technische Daten Dacia Spring Extreme 65
Länge: 3.70 Meter, Breite: 1.58 Meter (1.77 Meter mit Aussenspiegeln), Höhe: 1.50 Meter, Radstand: 2.42 Meter, Kofferraumvolumen (inklusive Frunk): 306 – 1004 l
Elektromotor, Leistung: 48 kW (65 PS), Drehmoment: 113 Nm, Frontantrieb, 1-Gang-Automatikgetriebe, 0-100 km/h: 13,7 s, Vmax: 125 km/h, Normverbrauch: 13,2 kWh/100 km, CO2-Emission: 0 g/km, Batteriekapazität: 27.4 kWh (brutto), Reichweite kombiniert (WLPT): 228 km, Ladeleistung: AC 3.7 kW, DC 30 kW,Preis: ab 17'700 Franken