Elektro-SUV Mehr Leistung, mehr Reichweite, schnelleres Laden: Skoda gönnt seinem elektrischen Bestseller Enyaq nach weniger als drei Jahren Produktionszeit ein spürbares Facelift.
Mit seinem ersten vollelektrischen SUV traf der tschechische Hersteller aus dem Volkswagen-Konzern den Nerv der Käufer in Europa. Innerhalb von gut zweieinhalb Jahren wurden mehr als 160 000 Enyaq an Kunden ausgeliefert – trotz aller Lieferkettenprobleme, die über lange Zeit auch die Produktion im Stammwerk Mlada Boleslav (Tschechien) ausbremsten. Damit schob sich der Enyaq in der EU auf Rang vier der bestverkauften Elektroautos, im Nachbarland Deutschland löste er vor zwei Monaten den bisherigen Platzhirsch Tesla Model Y an der Spitze der Verkaufshitliste ab. Und auch in der Schweiz spielt das elektrische SUV ganz vorne mit. Es ist in diesem Jahr das am dritthäufigsten verkaufte Modell über alle Antriebsarten hinweg und liegt bei den Elektromobilen auf Rang zwei.
Dabei unterscheidet sich der Schweizer Markt aber gravierend von den europäischen Nachbarländern. Während dort drei von vier Autos mit Hinterradantrieb verkauft werden, greifen Schweizer Käufer überwiegend zu den Allradmodellen. 46 Prozent aller Enyaq werden als sportliches Spitzenmodell RS geordert, während in Rest-Europa der RS-Anteil bei sieben Prozent dümpelt. Die Allradvorliebe hatte und hat auch Einfluss auf die angebotenen Batteriegrössen. Das Einstiegsmodell mit knapp 60 Kilowattstunden Speicherkapazität konnte bislang bei Skoda Schweiz nicht bestellt werden und wird auch weiterhin nicht im Lieferprogramm auftauchen.
Die Nachfrage – aktuell gibt der Hersteller einen noch zu bearbeitenden Bestelleingang für mehr als 65000 Autos an – dürfte durch das Facelift zum Modelljahrgang 2024 nicht leiden. Im Gegenteil: Durch gezielte Arbeit am Antriebsstrang, am Batteriemanagement und an der Software bieten die ab November 2023 gebauten Fahrzeuge des neuen Modelljahrgangs mehr Leistung, niedrigeren Verbrauch und damit mehr Reichweite. Und laden überdies schneller.
Mit der Modellauffrischung fegt Skoda auch bei der Nomenklatur durch. Die vollelektrischen Fahrzeuge verlieren das vorangestellte iV vor der eigentlichen Typenbezeichnung. An diesem Kürzel sind in Zukunft ausschliesslich Plug-in-Hybride zu erkennen. In der Schweiz werden somit der Enyaq 85, der 85x sowie der RS angeboten.
Gut gerüstet für den Einsatz im Schnee: Der Skoda Enyaq in der klassischen SUV-Karosse als RS-Modell in der auffälligen Lackierung Mamba-Green. Das Kofferraumvolumen ist mit 585 Litern üppig.
Gut gerüstet für den Einsatz im Schnee: Der Skoda Enyaq in der klassischen SUV-Karosse als RS-Modell in der auffälligen Lackierung Mamba-Green. Das Kofferraumvolumen ist mit 585 Litern üppig.
Gut gerüstet für den Einsatz im Schnee: Der Skoda Enyaq in der klassischen SUV-Karosse als RS-Modell in der auffälligen Lackierung Mamba-Green. Das Kofferraumvolumen ist mit 585 Litern üppig.
Mehr Motorleistung
Den grössten Leistungssprung macht der Enyaq 85 mit Heckantrieb, der jetzt 210 kW (286 PS) hat und damit um 60 kW zulegt. Das Drehmoment des permanenterregten Synchronmotors liegt bei kräftigen 545 Nm, das sind 235 Nm mehr als bisher. Erzielt wird das durch die neue Elektromotorengeneration aus dem Volkswagen-Konzern, die unter anderem durch einen leistungsfähigeren Wechselrichter höhere Phasenströme bereitstellen kann. Für mehr Drehmoment sorgen neue Magnete im Rotor sowie eine optimierte Wicklung im Stator. Ergänzt werden sie durch ein verbessertes Thermomanagement. Beim Enyaq 85 machen sich diese Modifikationen am deutlichsten bei den Fahrleistungen bemerkbar: Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist nach 6.7 Sekunden erledigt – zwei Sekunden früher als beim Vorgängermodell. Abgeregelt wird der Antrieb nun bei maximal 180 km/h (vorher 160 km/h).
Die gleiche Motoreinheit sorgt auch beim Allradmodell 85x für den grössten Teil der Antriebskraft. Unterstützung gibt es jedoch durch einen Asynchronmotor an der Vorderachse, der zusätzliche 135 Nm Drehmoment bereitstellt und damit vor allem bei schwierigen winterlichen Strassenverhältnissen die Traktion erheblich verbessert. Die Gesamtleistung des 85x liegt aber ebenfalls bei 210 kW, das ist im Vergleich zum Vorgänger nur ein marginales Plus von 15 kW. Begrenzendes Element ist die Batterie, die die zu liefernden Ströme zwischen Vorder- und Hinterachse aufteilen muss – hier ist das Batteriemanagementsystem gefordert.
Beim Topmodell RS klettert die maximale Leistung um 30 kW auf 250 kW (340 PS), aber die Rahmenbedingungen, bei denen dieser Spitzenwert abgerufen kann, sind eng gesetzt. Die Hochvoltbatterie muss nahezu voll sein und im optimalen Temperaturbereich zwischen 23 und 50 Grad arbeiten. Bei den winterlichen Verhältnissen während der ersten Fahrten mit dem neuen RS und fast zweistelligen Minustemperaturen war deshalb von der Spitzenleistung wenig zu spüren. Die versprochene Senkung des Standardsprintwerts von 6.5 auf 5.5 Sekunden liess sich allenfalls nur erahnen. Bemerkbar machten sich auf den schneebedeckten Fahrbahnen in Oberbayern und Tirol aber das bullige Drehmoment und die souveräne Traktion des 4.65 Meter langen SUV.
Äusserlich veränderte sich am neuen Skoda Enyaq wenig, die neue Marken-CI erkennt man am grossen Skoda-Schriftzug am Heck. Das Coupé gefällt mit seiner Linienführung, der Kofferraum fasst 570 Liter.
Äusserlich veränderte sich am neuen Skoda Enyaq wenig, die neue Marken-CI erkennt man am grossen Skoda-Schriftzug am Heck. Das Coupé gefällt mit seiner Linienführung, der Kofferraum fasst 570 Liter.
Äusserlich veränderte sich am neuen Skoda Enyaq wenig, die neue Marken-CI erkennt man am grossen Skoda-Schriftzug am Heck. Das Coupé gefällt mit seiner Linienführung, der Kofferraum fasst 570 Liter.
Äusserlich veränderte sich am neuen Skoda Enyaq wenig, die neue Marken-CI erkennt man am grossen Skoda-Schriftzug am Heck. Das Coupé gefällt mit seiner Linienführung, der Kofferraum fasst 570 Liter.
Mehr Reichweite und schnelleres Laden
Mit dem Leistungszuwachs einher geht auch eine leichte Senkung des Verbrauchs, der bei den verschiedenen Antriebsvarianten zwischen 15 und knapp 17 kWh/100 km liegt. In Verbindung mit einer verbesserten Chemie der Batterie, die netto 77 Kilowattstunden Strom zur Verfügung stellt, ergibt das einen Reichweitenzuwachs von mehr als 20 Kilometern. Reichweitenkönig ist dabei das heckangetriebene Enyaq Coupé mit 576 Kilometern nach WLTP-Norm, das allerdings in der Schweiz nicht angeboten wird. Wer in der Schweiz das Coupé wählt, fährt automatisch mit Allradantrieb. Und im Fall des 85x auch das teuerste Grundmodell, denn es kann nur in der Ausstattung Laurin & Klement konfiguriert werden – knapp 70 000 Franken teuer, aber dafür umfangreich ausgestattet inklusive Voll-LED-Matrixscheinwerfer und erkennbar an der Farbe Platinum-Grey an Stossfängern, Diffusor und Aussenspiegeln.
Die Verbesserungen bei Chemie und Management der Batterie geben auch der Ladeleistung des Enyaq einen Kick – mit Ausnahme des Hecktrieblers. Dessen maximale Ladeleistung bleibt bei 135 kW, was nicht eben als überragend bewertet werden kann. Die Allradmodelle 85x und RS sind jedoch auf höhere Ladeströme ausgelegt und bieten eine um 40 kW auf 175 kW verbesserte Ladeleistung. Damit kann der Akku bei idealen Bedingungen innerhalb von 28 Minuten von zehn auf 80 Prozent nachgeladen werden, das ist acht Minuten schneller als beim Vorgängermodell und eine Performanceverbesserung um 22 Prozent. Erreicht wird dieser schnellere Ladevorgang, der vor allem für Langstreckenfahrer einen Komfortgewinn bringt, durch die Vorkonditionierung der Batterie (Details s. Artikel unten).
Zwei Karosserieversionen
Wie bisher wird der Skoda Enyaq in der klassischen SUV-Form und als SUV-Coupé angeboten. Die Einschränkungen durch die etwas sportlichere Linienführung des Coupés sind vergleichsweise minimal, Einstieg und Kopffreiheit auf den hinteren Plätzen wären zu nennen sowie der um 15 Liter kleinere Kofferraum – bei einem Gesamtvolumen von fast 600 Litern (ohne Abklappen der Rücksitze) allerdings eine vernachlässigbare Grössenordnung.
Im Innenraum wird der Fahrer vom 13 Zoll grossen Infotainmentbildschirm und einem 5.3 Zoll kleinen Digitalcockpit mit Informationen versorgt. Optional gibt es ein Head-up-Display. Der Hauptbildschirm basiert auf neuer Hardware und läuft unter der Software 4.0, die den Bedienvorgang flüssiger gestalten soll und die Option bietet, häufig gewählte Funktionen auf Buttons am Bildschirmrand frei festzulegen. Durch die permanente Netzanbindung erfolgt die Aktualisierung von System- und Navigationsdaten automatisiert.
Dominant ist der 13 Zoll grosse Infotainmentbildschirm, der einen grösseren Kartenausschnitt für die Navigation bereitstellt und sich flüssiger bedienen lässt. Das Digitalcockpit ist sehr klein geraten, Materialien und Verarbeitung sind ansprechend.
Dominant ist der 13 Zoll grosse Infotainmentbildschirm, der einen grösseren Kartenausschnitt für die Navigation bereitstellt und sich flüssiger bedienen lässt. Das Digitalcockpit ist sehr klein geraten, Materialien und Verarbeitung sind ansprechend.
Dominant ist der 13 Zoll grosse Infotainmentbildschirm, der einen grösseren Kartenausschnitt für die Navigation bereitstellt und sich flüssiger bedienen lässt. Das Digitalcockpit ist sehr klein geraten, Materialien und Verarbeitung sind ansprechend.
Dominant ist der 13 Zoll grosse Infotainmentbildschirm, der einen grösseren Kartenausschnitt für die Navigation bereitstellt und sich flüssiger bedienen lässt. Das Digitalcockpit ist sehr klein geraten, Materialien und Verarbeitung sind ansprechend.
Die Entwickler im Volkswagen-Konzern geben Gas bei der Weiterentwicklung der Elektromobilität. Alle Fahrzeuge der ID-Baureihe mit 77-Kilowattstunden-Batterie sind ab sofort in der Lage, ihren gespeicherten Strom über die Funktion Vehicle to Home mit dem Haushalt ihres Besitzers zu teilen. Auch bereits ausgelieferte Autos können dafür freigeschaltet werden, sobald die ID-Software 3.5 auf dem Fahrzeug installiert ist, erklärt der Hersteller. Voraussetzung für den Einsatz ist allerdings, dass das Eigenheim mit der passenden Technik ausgestattet ist, aktuell arbeitet die VW-Technik nur mit dem DC-Hauskraftwerk E3/DC S10 Compact des deutschen Anbieters Hager Energy zusammen. Dieses Speichersystem steuert über einen Wechselrichter die Fotovoltaikanlage und einen integrierten Batteriespeicher. Durch die Verbindung über die Wallbox lässt sich auch die Batterie des Autos nutzen, um das Haus mit Strom zu versorgen. Das Auto wird dabei maximal bis auf 20 Prozent entladen. Damit lässt sich der Strombedarf des Hauses im besten Fall mehrere Tage decken.
Während die Verfügbarkeit der Haustechnik und unter Umständen auch regulatorische Einschränkungen das Auto als Heimspeicher noch etwas wie Zukunftsmusik erscheinen lassen, sind andere Weiterentwicklungen bereits in der Serienproduktion angekommen.
Mit Serieneinführung des ID 7 hat VW spürbar an der Qualität des Lademanagements gedreht und die Planung der Ladestopps optimiert. Dazu gehört, dass automatisch die Batterie vorkonditioniert wird, wenn ein DC-Schnelllader angefahren wird. Alter Hut, werden Tesla-Fahrer jetzt einwenden. Aber VW und mit dem Enyaq auch Skoda packen nun die Möglichkeit hinzu, die Batterie manuell vorzuheizen und so letztlich den Ladevorgang um mehr als 20 Prozent zu beschleunigen. Interessant dabei: Das Batteriemanagement verrät jederzeit, welche Ladeleistung bei den aktuellen Werten von Ladezustand und Betriebstemperatur möglich wäre. Ergänzend wird auch angegeben, wie lange es dauern würde, die Batterie auf optimale Ladetemperatur zu bringen. KJU