Nissan Ariya Nismo: So fährt sich das sportlich angehauchte Elektro-SUV

Klaus Justen | 21.02.2025

Nissan verpasst seinem SUV Ariya eine kleine Kraftkur und lässt ihn mit nun 435 PS zügig um die Kurven gehen.

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Eigentlich ist der Nissan Ariya ein eher braves Mittelklasse-SUV für die Familie. Aber was die deutschen Hersteller mit ihren M-, SQ- oder AMG-Modellen können, das soll den Japanern Recht sein – und auch der koreanische Konkurrent Hyundai hat mit dem Ioniq 5 N schon vorgemacht, wie man sportliche Fahrleistungen, elektrischen Antrieb und hohes Gewicht verknüpft zu einer Melange, die ein wenig Fahrspass in den Alltag bringt.

Dass dies funktioniert, hat Nissan selbst ja ebenfalls schon belegt mit seinen Nismo-Modellen (Nissan Motorsport) in den Baureihen Juke oder GT-R.

Bei der Leistung des knapp 68‘000 Franken teuren Ariya Nismo haben die Nissan-Techniker kräftig draufgesattelt. Zwar gab es mit dem 290 kW starken Ariya e4orce schon eine durchaus potente Variante im Programm, aber im Vergleich zum Basismodell (225 kW) wurden dem Nismo gut 40 Prozent mehr Leistung verpasst, er sorgt mit seinen 320 kW oder 435 PS für sportwagentypische Werte.

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Souveräner Vortrieb auch im bergigen Gelände

In fünf Sekunden beschleunigt der Nismo aus dem Stand auf 100 km/h. Bei den ersten Ausfahrten drücken die beiden stromerregten Synchronmotoren an Vorder- und Hinterachse Fahrer und Beifahrer spürbar in die Sitze – aber verglichen mit einem Tesla Model Y Performance oder Smarth #3 fühlt sich das deutlich moderater an (und ja, der Nismo braucht auch 1,3 Sekunden länger bis zur 100-km/h-Marke).

Aber das ist schon Mäkeln auf hohem Niveau. Egal ob auf Autobahn oder Landstrasse, der Ariya Nismo ist jederzeit souverän motorisiert. Auch Überholvorgänge an Steigungen in den Bergen der Seealpen erledigt das immerhin 2.2 Tonnen schwere SUV durch mehr oder weniger sanftes Streicheln des Fahrpedals.

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Beim Wechsel auf den Fahrmodus Nismo sprechen die Motoren noch eine Spur direkter an. Wird beim Beschleunigen aus Kurven heraus Leistung abgefragt, verteilt sich die Antriebskraft im Verhältnis 60:40 auf die Hinterachse, um so Untersteuern – also das Schieben über die Vorderräder – zu unterbinden.

Über die Wahl des Modus «One Pedal» kann der Fahrer einstellen, dass der Nismo maximal rekuperiert, wenn der Fuss vom Fahrpedal geht. So lässt sich das SUV über weite Strecken fahren, ohne das Bremspedal bemühen zu müssen.

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Bei der Ladeleistung ist der Nissan Ariya Nismo eher durchschnittlich

Leistung also alles gut? Nicht ganz. Der Verbrauch des Nismo ist eher im oberen Bereich angesiedelt. Der WLTP-Wert wird vom Hersteller mit 24.,5 kWh/100 km angegeben. Weil die Lithium-Ionen-Batterie mit NMC-Chemie eine nutzbare Kapazität von 87 Kilowattstunden hat, kann man sich ausrechnen, dass die offizielle Reichweite von 417 Kilometern nur auf dem Papier steht.

Bei der Fahrt über Autobahnen an der Côte d’Azur und in die Berge des Hinterlands lag der angezeigte Verbrauch am Ende der rund 300 Kilometer bei 26.5 kWh/100 km. Um nicht mit leerer Batterie zu stranden, wurde bei 24 Prozent Batteriestand eine Schnellladesäule angesteuert – und hier zeigt sich eine Schwäche des Nismo.

Die maximale DC-Ladeleistung liegt bei nur 130 kw, das ist allenfalls Durchschnitt. Beim Ladestopp während der Testfahrt pendelte sich die Ladeleistung bei 105 kW ein. Positiv beim Thema Laden: An AC-Säulen oder Wallboxen, die auf 22 kW ausgelegt sind, kann der Nismo diese Stromleistung auch verarbeiten.

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Feinschliff für Fahrwerk, Bremsen und Lenkung

Nicht nur der Allradantrieb des Nismo erhielt Feinschliff, um die deutlichen höheren Antriebskräfte möglichst ohne Abstriche auf die Strasse zu bringen. Auch für das Fahrwerk gab es ein Feintuning, Federn, Dämpfer und Stabilisatoren wurden angepasst.

Trotz seines Gewichts ist der Nismo damit agil unterwegs, liegt satt auf der Strasse und bügelt gleichzeitig die meisten Unebenheiten auch auf eher schlechten Bergstrassen weg – und das trotz seiner serienmässigen 20-Zoll-Räder und der Bereifung mit Michelin EV-Sport-Pneu. Die Lenkung wurde ebenfalls überarbeitet und progressiver ausgelegt – von sehr leichtgängig im unteren Tempobereich bis straff bei höherem Tempo.

Somit lässt sich der Nismo exakt auch durch enge Kurvenkombinationen steuern. Durch den Wechsel in den Modus Nismo kann man die Lenkung noch eine Spur griffiger und direkter einstellen – allerdings erkauft man sich damit die einhergehende straffere Auslegung des Fahrwerk, die ein wenig vom guten Komfort wegnimmt.

Ebenfalls im Nismo-Modus wird ein künstlicher Motorsound eingespielt – Geschmackssache. Verbessert wurde auch die Bremsleistung: Der Bremsweg sei acht Prozent kürzer als im Basismodell, so Nissan.

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Rote Linien innen und aussen zeigen: das ist ein Nismo

Optisch ist der Nismo an ein paar Eigenheiten zu erkennen: Da ist als erstes die umlaufende rote Linie in Schwellerhöhe. Vorne erhielt der Nismo einen Frontsplitter mit Flügel und neue Luftkanäle im Spoiler. Ebenfalls überarbeitet wurden Heckspoiler und Heckdiffusor, die Nebelschlussleuchte wurde tief mittig angebracht nach Vorbild der Formel-E.

Der Innenraum weist ebenfalls einige Nismo-Spezifika auf: rot sind die Linie unterhalb der Armaturentafel, die Ziernähte, das Powermeter im Cockpit, das Ambiente-Licht, der Ring am Lenkrad für die Mittenposition und der Starterknopf. Die Sitze tragen das Nismo-Logo in der Lehne und wurden für besseren Seitenhalt aufgepolstert – könnten aber noch eine Spur mehr Halt bieten.

Das Platzangebot im Ariya Nismo ist gut, das Raumgefühl ausgezeichnet. Der Kofferraum hat ein Volumen von 480 Liter, klappt man die Rücksitzlehnen um, sind es 1775 Liter. Das macht den Wagen in Kombination mit seinem ausgewogenen Fahrverhalten zu einem Familien- und Reisemobil – das Potenzial bietet für gelegentliche sportliche Momente. Mit einem Einstandspreis von 67 990 Franken liegt der Nismo dabei nicht teurer als das bisherige Topmodell e4orce 400 Evolve.

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Technische Daten

Nissan Ariya Nismo

Fünftüriges, fünfsitziges SUV der Mittelklasse

Länge 4.66 Meter, Breite 1.85 Meter, Höhe 1.65 Meter, Radstand 2.78 Meter

Kofferraumvolumen 480 - 1775 Liter
Zwei E-Motoren mit insgesamt 320 kW (435 PS), Drehmoment 600 Nm

Beschleunigung 0-100 km/h 5.0 s, Höchstgeschwindigkeit 160 km/h

Verbrauch 24.5 kWh/100 km, Akku 91 kWh (netto 87 kWh), Reichweite: 417 km (WLTP)

Ladeleistung 130 kW (DC), 22 kW (AC), Ladedauer DC 20-80 % in 40 Minuten, AC 0-100 % in 4:30 h

Preis ab 67'990 Franken

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